Auf unserem Blog propagieren wir regelmäßig, dass ihr eure Finanzen gemeinsam voranbringen, zusammen am Vermögensaufbau arbeiten und das liebe Geld kein Tabuthema sein lassen sollt.
Heute gehen wir einen Schritt zurück – auch auf Wunsch von Lisa, einer unserer Leserinnen. Sie schrieb uns, dass sie sich einen Artikel zum Thema „Wie organisiere ich meine Finanzen“ wünscht.
Diese Frage haben wir für heute etwas abgewandelt. Denn wie du deine privaten Finanzen organisieren kannst, erklären viele andere Blogs oder tolle Finanzbücher, wie das vom Finanzrocker oder vom Finanzwesir. Wir geben dir und euch heute 12 Schritte wie ihr in eurer Beziehung durch Struktur, smarte Geldanlage und Organisation langfristig ein Vermögen aufbauen könnt.
Diesen Artikel hat Marielle für dich verfasst.
Schritt 1: Organisiert eure privaten Finanzen um Vermögen aufzubauen
Habt ihr euch entschieden eure Finanzen endlich zu organisieren?
Es ist super, wenn ihr euch einig seid, eure Beziehung läuft bereits eine Weile und jetzt wird es Zeit für mehr Struktur!
Einen Überblick haben bedeutet: Was kommt rein im Monat und was ist zu schnell wieder weg.
Doch wie fangt ihr am Besten an?
Der erste Schritt – egal ob individuell oder direkt gemeinsam – zu organisierten privaten Finanzen ist die Dokumentation der Ist-Situation.
Egal, ob auf einem Zettel, mittels einer App, einem typischen oder individuellen Haushaltsbuch oder in Excel – wichtig ist, dass ihr beginnt alles aufzuschreiben. Wirklich alles!
Unsere Geschichte
Wir selbst haben mit der berühmt berüchtigten Zettelwirtschaft begonnen unsere gemeinsamen Finanzen zu organisieren. Jeder von uns trug am Abend ein, was heute an gemeinsamen Ausgaben getätigt wurde.
Dies diente erst einmal nur dem finanziellen Ausgleich des Partners.
Zusätzlich hatte ich eine Excelliste für meine eigenen Ausgaben zu Beginn des Studiums – ich wollte verstehen, wie hoch die Kosten für den ersten eigenen Haushalt nun seien. Mike hatte lediglich den groben Überblick über die Ein-und Ausgänge auf seinem Konto.
Seit Ende 2015 pflegen wir eine Excel-Liste. Eine gemeinsame mit separaten Tabellenblätter für jeden von uns. Inzwischen nutzen wir unseren Budgetierungstool Finanzüberblick für Paare. Hier dokumentieren wir immer am Monatsanfang die Vermögensstände:
- Wie viel Geld liegt auf welchem Konto?
- Welche Zinsen oder andere Erträge haben wir erhalten?
- Welchen Gesamtwert hat das Depot mit unseren Aktien, Fonds und ETFs?
- Und wie viel unseres Vermögens liegt in anderen Wertgegenständen?
- Welche Rendite hat unsere Geldanlage erzielt?
Zusätzlich schauen wir auf unsere Kontoauszüge und erfassen die Ausgabenposten. Wir zahlen inzwischen fast immer per Karte – somit wird der Großteil bereits angezeigt.
Die Kleinigkeiten die fehlen, decken wir über den Posten „Abhebungen“ ab – denn auch diese sind ja dem Kontoauszug zu entnehmen. Letzteren Block ordnen wir dann meist der Kategorie „Freizeit“ zu.
Die Ergebnisse unserer Dokumentation halten wir in unseren Monatsabschlüssen hier auf dem Blog fest.
Eure erste Aufgabe
Blogartikel müsst ihr nicht verfassen. Dennoch macht es Sinn, dass ihr regelmäßig eure Einnahmen und Ausgaben erfasst, dieses gemeinsam tut und die Ergebnisse zusammen reflektiert.
Schreibt alles auf. Alles was raus geht. Alles was rein kommt.
Wir haben zu Beginn auch gedacht, dass wir alles auf dem Schirm hätten. Es ist beeindruckend, wie viel Geld du tatsächlich für Essen, Klamotten oder Geschenke im vergangenen Monat ausgegeben hast. Gleichzeitig motiviert es, beispielsweise vermeintlich niedrige Zinsen in der Summe schwarz auf weiß zu sehen. Und das Monat für Monat!
Schritt 2: Verteilt die Kosten in eurer Beziehung für einen fairen Vermögensaufbau
Durch die Dokumentation und Organisation eurer privaten Finanzen werdet ihr wissen, welche Ausgaben bei euch monatlich anfallen.
Hier könnt ihr zwischen individuellen und gemeinsamen Kosten unterscheiden. Zu den individuellen gehören typischerweise das Mittagessen auf der Arbeit, das Geburtstagsgeschenk für die beste Freundin oder die neuen Laufschuhe. Die gemeinsamen Kosten umfassen die Miete für die Wohnung, die Einkäufe im Supermarkt oder den Unterhalt des gemeinsam genutzten Autos.
Die Zuordnung der individuellen Ausgaben ist schnell geklärt. Aber wie sieht es mit den gemeinsamen aus?
In vielen Beziehungen entwickelt sich mit der Zeit, wer welche Kostenblöcke übernimmt. In anderen wird anhand des Einkommens oder des Ausgabenanteils genau berechnet, wie viel jeder Partner prozentual beizusteuern hat.
Wie sieht unsere Aufteilung unserer Kosten aus?
Da unser beider Einkommen recht identisch sind, teilen wir alle gemeinsamen Kosten 50:50.
Dazu gehören Miete, Strom, Internet & Telefon sowie Lebensmittel/Haushaltswaren. Auch Anschaffungen wie ein Fernseher, Blumenübertöpfe oder Wandfarbe kommen von diesem Topf.
Nicht dazu gehört die individuelle Shoppingtour, Geschenke, das tägliche Mittagessen oder die Bahntickets zur Arbeit.
Eure zweite Aufgabe
Die Entscheidung liegt bei euch!
So individuell wie die Einkommenverhältnisse und die Absprachen in einer Beziehung, so individuell wird auch eure Kostenaufteilung sein. 20:80, 60:40 oder 50:50 – alles ist möglich!
Für eine faire Aufteilung organisiert ihr eure privaten Finanzen, erfasst ihr alle gemeinsamen Kosten, evaluiert diese regelmäßig (z. B. einmal im Jahr) und legt fest,wie diese beglichen werden. Ein Beispiel findet ihr in unserem dritten Schritt.
Schritt 3: Baut das richtige Kontensystem für euer Vermögen
Nachdem ihr eure Finanzen organisiert habt, wird die nächste Frage, die der praktischen Umsetzung sein. Je nach Abmachung bei der Kostenverteilung, wird ein anderes Kontensystem Sinn machen.
Typische Optionen für die Organisation der Konten in Beziehungen sind:
- Ein gemeinsames Konto: Auf diesem Konto erfolgen alle Geldeingänge und alle Ausgaben – egal ob individuell oder gemeinsam – werden davon beglichen
- Drei-Konten-Modell – Variante A: Jeder Partner hat ein eigenes Konto. Dort erfolgen die Geldeingänge und die individuellen Geldausgänge. Zudem existiert ein gemeinsames Konto. Auf dieses überweisen beide monatlich einen festgelegten Betrag (in unterschiedlicher oder identischer Höhe). Alle gemeinsamen Ausgaben werden von diesem Konto beglichen.
- Drei-Konten-Modell – Variante B: Alle Geldeingänge wandern auf das gemeinsame Konto. Alle regulären Ausgaben werden von diesem beglichen. Zusätzlich hat jeder Partner ein eigenes Konto. Hierhin wird ein monatliches „Taschengeld“ vom gemeinsamen Konto überwiesen – für Geschenke oder persönliche Ausgaben.
Alle drei Modelle haben ihre Berechtigung. Wie so oft muss das gewählte Modell zu eurer Situation und Beziehung passen. Elementar ist, dass ihr gemeinsam darüber entscheidet.
Solltet ihr schon Depots für Aktien, Anleihen oder Fonds besitzen oder einrichten wollen, funktioniert die Aufteilung nach dem selben Prinzip. Wir fahren auch hier ein 3-Depot-Modell für unsere Investments an der Börse.
Für welche Konten-Variante haben wir uns entschieden?
Wir haben Variante 2 gewählt. Für das Grundprinzip haben wir uns schon früh in unserer Beziehung entschieden.
Unser gemeinsames Konto, sowie die individuellen Konten sind alle bei der DKB – entsprechend kann jeder im Online-Banking auf einen Blick das eigene sowie das gemeinsame Konto einsehen. Zu Monatsbeginn tätigen wir die Überweisung auf das gemeinsame Konto und bestreiten damit unsere gemeinsamen Ausgaben.
Wir planen dieses Modell beizubehalten, da wir uns damit sehr wohl fühlen. Den Betrag werden wir sicherlich mit steigendem Lebensstandard anpassen.
Ein weiterer Vorteil: Das Geld muss für alle gemeinsamen Ausgaben reichen. Da wir seit unserer Studienzeit keine Erhöhung der monatlichen Einzahlung vorgenommen haben, ist unser Lebensstandard unverändert. Dadurch erreichen wir Sparquoten von 50 bis 80 % monatlich und können kontinuierlich Vermögen aufbauen.
Eure dritte Aufgabe
Und euer Modell?
1,2 oder 3? Vielleicht auch 4 und es gibt kein gemeinsames Konto? Die Möglichkeiten sind groß und eure Aufgabe besteht darin, die Vor- und Nachteile für euren Lebensstil abzuwägen!
Abhängig von eurer Kostenverteilung macht ein unterschiedliches System Sinn. Daher sollte dieser Schritt nach dem zweiten Schritt erfolgen. Anpassungen dürft ihr jederzeit vornehmen!
Schritt 4: Richtet Daueraufträge für organisiertere private Finanzen ein
Wer kennt es nicht: Neuer Monat, Miete abgebucht und plötzlich im Minus. Weil wieder mal einer von beiden vergessen hat seinen Anteil aufs gemeinsame Konto zu überweisen. Das strapaziert euren Dispo und hat im Zweifel auch Auswirkungen auf eure Schufa-Auskunft.
Eine Situation, die echt unnötig und schädlich für euren gemeinsamen Vermögensaufbau ist. Denn wofür gibt es Daueraufträge?
Welche Daueraufträge haben wir eingerichtet?
Zum letzten des Monats überweisen wir eine festgelegte Summe auf unser gemeinsames Konto. Dieser deckt die alle Ausgaben, die uns beide betreffen.
Am ersten eines jeden Monats wird automatisch in unsere ETF Sparpläne eingezahlt. Das Geld ist kaum auf dem Konto, da verschwindet es sofort in das Depot. Wir kommen dadurch nicht in die Versuchung es auszugeben.
Eure vierte Aufgabe
Welche Möglichkeiten habt ihr?
Ihr habt vereinbart, wer wie viel monatlich aufs gemeinsame Konto überweist? Dann macht einen Dauerauftrag dafür!
Ihr überweist jedes Quartal wieder manuell den Rundfunkbeitrag – nach der ersten Mahnung? Ein Dauerauftrag hilft den nervigen Termin nicht zu vergessen!
Ihr habt vereinbart monatlich einen identischen Geldbetrag auf ein separates Sparkonto zu überweisen, um euch die Hochzeit zu finanzieren? Durch einen Dauerauftrag musst du nicht jeden Monat erneut die Tan-Liste verzweifelt suchen!
So ein Dauerauftrag ist kein großer Aufwand und erspart euch viel Stress in der Zukunft beim Vermögensaufbau:
Regelmäßigkeit führt zu mehr Struktur und mehr Struktur zu mehr Sicherheit. Jeder weiß, welche Beträge an welchem Tag im Monat fällig sind und es gibt kein drumherum: Sie werden einfach abgebucht und die Gelegenheit Schulden aufzubauen, entsteht gar nicht erst.
Noch ein Tipp:
Wenn der Monat länger wird als das Gehalt, sorge dafür dass Geld in deine Rücklage gebucht und alle Kosten beglichen wurden. Mit dem was übrig ist, musst du anschließend den Monat aushalten.
Schritt 5: Plant Meilensteine für euren Vermögensaufbau in eure Beziehung ein
Mit der Klärung und Verteilung der gemeinsamen Ausgaben ist ein großer Schritt in Richtung vermögend werden getan.
Aber du weißt selbst – das Leben kommt mit Auf und Abs und mit (teilweise unerwarteten) Sonderausgaben. Und diese gilt es einzuplanen!
Aus gemeinsamen Träumen werden gemeinsame Ziele: Eine große gemeinsame Reise, das Familien-Eigenheim, eine Unternehmensgründung zu Zweit oder die neue Küche. Alles kostet Geld!
Dazu kommen unplanbare Sonderausgaben. Das Familienauto ist früher kaputt als gedacht oder eine medizinische Behandlung erfordert private Zuzahlungen.
Unsere Meilensteine in 2017
Im Juni heirateten wir mit etwa 100 Gästen und dies kostete eine Menge Geld. Zudem verbrachten wir unsere Flitterwochen in Australien und Neuseeland.
Beides haben wir geplant – wir steckten uns eine klare Obergrenze, die unsere weiteren Ziele und Träume nicht gefährden würde.
Das Ergebnis?
Wir hatten eine wunderschöne Hochzeit, wir genossen aufregende Flitterwochen erleben und wir sind etwa 30 % unter unserer Obergrenze für beide Events geblieben, ohne Einbußen.
Für unplanbare Ereignisse legen wir 10 % unserer Einnahmen auf ein gemeinsames Sparkonto. Seit Mitte 2018 sparen wir weitere 10% unserer Einnahmen auf ein zusätzliches Tagesgeldkonto – als zusätzliche Rücklage für unsere Immobilien. Seit 2020 sparen wir weitere 10 % für gemeinsames Investieren an der Börse auf ein separates Konto. Alles was darüber hinaus geht, legen wir individuell zurück und bauen damit unser privates Vermögen weiter auf.
Eure fünfte Aufgabe
Was sind eure Meilensteine?
Damit solche Ereignisse und Kosten euch nicht aus der Bahn werfen, ist es wichtig finanziell vorzusorgen. Wo immer möglich, macht euch einen Plan, wie lange ihr für eure gesetzten Ziele sparen müsst.
Übersteigt eure Budgets nicht! Habt ihr gemeinsam festgelegt, dass der neue Schreibtisch nicht mehr als 250 € kosten soll, dann haltet euch daran! Es hatte einen Grund, weswegen ihr euer Budget so gesetzt habt.
In ungeplanten Situationen, habt ihr emotional schon genug zu bewältigen. Wenn dann noch Geldsorgen dazukommen, ist das echt unangenehm. Daher solltet ihr kontinuierlich am Aufbau eures individuellen und gemeinsamen Vermögens arbeiten – denn unvermutete Situationen entstehen bei jedem Paar irgendwann einmal.
Planung ist wichtig, Flexibilität ist es eben auch – letztere wird durch kluges Planen möglich!
Schritt 6: Besprecht finanzielle Spielräume und eure Sparquoten um Vermögen aufzubauen
Eng mit dem vorherigen Schritt für euren Vermögensaufbau verbunden ist auch Spielräume und Sparquoten zu besprechen.
Warum du mit deinem Partner über Geld und deine Ersparnisse sprechen solltest?
Ganz einfach: Es schafft Verständnis!
Wenn dein Partner nicht weiß, wie groß das Loch ist, das der nächste gemeinsame Urlaub in deine Finanzen reißen wird, wie soll er dann deine Unlust auf den teuren Ausflug verstehen, den er unbedingt noch buchen möchte?
Offenlegen unserer privaten Finanzen und Vermögen
Ersteres führte zu Beginn zu einigen Diskussionen und Unannehmlichkeiten, da Mike’s Spielräume geringer ausfielen als meine.
Im Alltag war dies nicht entscheidend – dafür in der Urlaubszeit. Während meine Kosten sich auf den Urlaub beschränkten und ich durch meinen Angestelltenjob dabei Geld verdiente, summierten sich bei Mike die Kosten: Urlaubsausgaben + kein Gehalt, da auf Honorarbasis!
Unsere Sparquoten sind seit 2015 kein Geheimnis mehr. Zuvor hatten wir uns nur nicht darum gekümmert. Zurückblickend ein sehr großer Fehler!
Eure sechste Aufgabe
Wann wird es höchste Zeit für ein Geldgespräch?
Spätestens wenn es ans gemeinsame Eigenheim geht, müsst ihr voneinander wissen, wie viel Geld jeder monatlich zurücklegen kann.
Durch den Austausch miteinander kommen neue Ideen, um euren wirtschaftlichen Spielraum oder eure Sparquote zu erhöhen.
Bei gleichem Verdienst und stark unterschiedlichen Sparquoten ist die Wahrscheinlichkeit, dass einer vom anderen noch lernen könnte, hoch. Nutzt das Wissen des Partners und spornt euch gegenseitig beim Vermögensaufbau an!
Schritt 7: Senkt gemeinsam eure Ausgaben um euren Vermögensaufbau voranzutreiben
Wenn ihr jetzt eine Übersicht über eure privaten Finanzen habt und euch durch Daueraufträge und feste Sparquoten Zeit freigeschaufelt habt, geht es an den nächsten Schritt: Gemeinsam schmälert ihr die Ausgabenseiten und schafft euch mehr Freiräume um nachhaltig Vermögen aufbauen zu können.
Nach dem ersten Statusreport werdet ihr bereits feststellen, dass ihr an vielen Stellen sparen könnt. Sparpotentiale gibt es bei fast jedem Lebensstil – vieles wird Euch gar nicht weh tun.
Wo senken wir unsere Ausgaben?
Das größte Sparpotential, das wir als Paar gegenüber dem vorherigen Single-Haushalt nutzen, sind alltägliche Ausgaben:
Egal ob eine oder zwei Personen im Haushalt - Putzmittel, Staubsaugerbeutel oder Spülmaschinentabs benötigen wir nicht doppelt so viel nur weil wir zu Zweit sind. Gemeinsam sind wir effizienter. Lebensmittel, die wir kaufen sind qualitativ besser und die Verpackungsgrößen sind zu zweit deutlich passender als alleine.
Mike und ich sparen auch dadurch, dass wir gemeinsam jeden Monat einen Blick auf unsere Finanzen werfen – sozialer Druck, nicht der verschwenderische Part der Beziehung zu sein, hilft beim Ziel die Sparquote zu erhöhen.
Eure siebte Aufgabe
Sagt den Doppelausgaben: Tschüss!
Durch die Erstellung eurer gemeinsamen Finanzübersicht, erfahrt ihr von unnötigen Doppelausgaben: Als Paar genügt eine Hausratversicherung – die beiden aus den vorherigen Single-Haushalten machen keinen Sinn mehr. Das gilt für viele andere Versicherungen und Alltagsgegenstände ebenso. Vielleicht ein Thema für einen nächsten Artikel?
Auch hier werden die Ideen des Partners manchmal übertrieben oder einschränkend wirken – einen zweiten Gedanken sind die meisten dennoch wert. Denn dein Lieblingsmensch geht weniger emotional an deine Freizeitausgaben heran als du!
Und vielleicht kommt ihr gemeinsam auch auf tolle neue, kostengünstige Hobbys, die ihr gemeinsam verfolgen könntet…
Schritt 8: Kontrolliert eure monetäre Entwicklung auf dem Weg zum vermögenden Paar regelmäßig
Einmalig eure privaten Finanzen zu organisieren ist ein wichtiger Schritt. Langfristigen Erfolg beim Vermögensaufbau werdet ihr haben, wenn ihr euch regelmäßig selbst kontrolliert!
Unser Vermögensturbo war die Kontrolle
Wir betrachten jeden Monat unsere Finanz-Entwicklung – seit Dezember 2015.
Jeder von uns erfasst alle Ausgaben und Einnahmen sowie die derzeitigen Konto- und Depotstände in unserem Excel „Finanzüberblick für Paare“. Zusätzlich berechnen wir (bzw. das Budgetierungstool Kennzahlen wie die Sparquote oder Vermögenssteigerung im Vergleich zum Vormonat und Jahresbeginn.
Seit Dezember 2015 bedeutet dies für Mike eine Rendite von 450 % – der Vergleichszeitraum zuvor bietet nur niedrige zweistellige Verbesserungen.
Eure achte Aufgabe
Bewusstes Haushalten als Vermögenskatapult.
Eine regelmäßige Kontrolle gewährleistet, dass du dir bewusst wirst, welche Ausgaben von der Sonderausgabe zur Gewohnheit werden. Durch einen regelmäßigen Check wirst du ein besseres Gefühl bekommen, wie hoch deine Ausgaben tatsächlich sind und was typische Vorgänge sind. Mit der Zeit wirst du Einsparungspotentiale ganz automatisch erkennen.
Unser Gehirn schummelt den einen oder anderen Posten einfach durch. Schwarz auf Weiß gibt es kein Verdrängen mehr.
Durch die Regelmäßigkeit gibt es keine bösen Überraschungen , sondern für jeden von euch neue Erkenntnisse.
Durch die Gemeinsamkeit des Reviews erhaltet ihr eine zusätzliche kritische Instanz und stellt sicher, dass beide einen Überblick haben. Gerade wenn es an gemeinsame Familienfinanzen geht, ist es elementar, dass beide über die Situation Bescheid wissen.
Klar kann es sein, dass einer von euch die Hosen an hat was Geld in eurer Beziehung und die Organisation eurer privaten Finanzen angeht. Dennoch sollten beide zumindest informiert sein – und dies gelingt über Regelmäßigkeit.
Schritt 9: Organisiert euren Vermögensaufbau in der Beziehung im Rahmen fester Termine
Direkt an den vorherigen Punkt anschließend, empfehlen wir feste Termine für eure Reviews und Geldgespräche. Über Finanzierungsprobleme des neuen Autos beim abendlichen Abwasch zu diskutieren ist nicht zielführend.
Geld ist ein sensibles Thema. Es hat zu tun mit Macht, Vertrauen und vielleicht auch der Angst, benachteiligt zu werden. Dementsprechend benötigen Gespräche über eure privaten Finanzen genügend Raum und vor allem den richtigen Ort und Zeitpunkt.
Wann ist unser Datum?
Bei uns hat es sich eingebürgert, dass wir am 30./31. des Monats oder 01. des Folgemonats unseren Monatsabschluss erstellen. Dies macht jeder von uns individuell. Der Termin ist jedoch fest vereinbart.
Rund um die Erstellung des Monatsabschluss-Artikels sprechen wir auch über unser Erreichtes. Oder über das, was im vergangenen Monat nicht so gut gelaufen ist. Und natürlich über das, was im kommenden Monat so ansteht.
Über Projekte mit größerer monetärer Belastung – unsere Hochzeit, eine große Reise oder die Grundausstattung für unser Baby – sprechen wir zu festen Terminen. Ist das Budget erst einmal festgelegt, gibt es nicht viel zwischendurch zu diskutieren oder zu zweifeln. Denn jeder weiß, was möglich ist und kann in diesem Rahmen frei agieren.
Eure neunte Aufgabe
Die festen Termine für die Organisation eurer privaten Finanzen schaffen…
… Freiheit: Denn darumherum könnt ihr beide frei agieren und handeln.
… Sicherheit: Denn jeder weiß, dass der richtige Zeitpunkt für das Gespräch über Geld ist und muss es nicht zwischendurch erledigen.
… Vertrauen: Denn ein unendliches Verschieben unangenehmer Themen gehört der Vergangenheit an – das nächste Finanzdate kommt bestimmt!
Finanzdate – ein toller Begriff!
Verbindet doch das Angenehme mit dem Nützlichen und vereinbart einen festen Tag im Monat und bestimmt ihn zu eurem Geldtag.
Hier macht ihr den Monatsabschluss und diskutiert anschließend bei einem gemeinsamen Spaziergang alles, was euch zum Thema Geld auf dem Herzen liegt.
Zum Abschluss des Tages verbringt ihr den Abend gemeinsam, esst etwas leckeres und redet dabei über eure Ziele und Träume in der Zukunft.
Ein perfektes Finanzdate mit deinem Lieblingsmenschen 😉
Schritt 10: Legt euren gemeinsamen Sicherheitspuffer fest
Eine hohe Sparquote habt ihr erreicht. Jeden Monat seht ihr in eurer Übersicht, wie euer Bargeldbestand ansteigt.
Ein super Gefühl oder? Aber wie lange soll das so gehen?
Um das zu entscheiden, geht es an die berühmte „Sicherheitszone“. Ihr diskutiert und vereinbart, wie viel Geld ihr ansparen möchtet. Gibt es eine Grenze, ab der ich euch sicher fühlt? Ab welchem Vermögen möchtet ihr euer Geld für andere Projekte, den nächsten Urlaub oder wirkliche Investitionen als Paar verwenden?
Viele Experten empfehlen, dass du drei Monatsgehälter zurücklegen solltest. Andere sprechen von sechs oder mehr.
Die Wahrheit sieht sehr individuell aus.
Unser Sicherheitspuffer
Mike und ich sind seit vielen Jahren zusammen. Wir teilen sehr viele Werte. Diese sind die Säulen unserer Beziehung. Das Sicherheitsempfinden gehört nicht dazu!
Die Höhe des Betrages, der für uns Sicherheit bedeutet unterscheidet sich stark. Und hat sich im Laufe der Jahre verändert. Sicherlich wird er sich noch weiter an unsere Erfahrungen und unseren Lebensstandard anpassen.
Mike hatte zu Beginn unserer Beziehung zwischen einem und zwei Monatsgehältern als Sicherheitspuffer. Inzwischen weiß er genau, was seine Lebenshaltungskosten im Jahr sind – und diese Summe will er auch auf dem Konto haben. Im Notfall könnte er ein Jahr von seinen Ersparnissen leben. Alles darüber hinaus, ist er bereit zu investieren -nicht zu verkonsumieren.
Bei mir drückte sich das Sicherheitsbedürfnis von Anfang an in einer deutlich höheren Summe aus. Mit nur einem Monatsgehalt auf der hohen Kante hätte ich niemals ruhig schlafen können. Mit steigendem Einkommen, steigt auch meine Rücklage. Allerdings nicht gleich stark. Ich stehe bei einer Summe auf dem Tagesgeldkonto mit dem ich mich sehr sicher fühle. Mir geht es mehr um einen stabilen Anteil am Gesamtvermögen und nicht um eine bestimmte Menge an Geld.
Zusätzlich zu unseren individuellen Ersparnissen haben wir gemeinsame Rücklagen. Hier zahlen wir monatlich 10% unserer Einnahmen ein. Erstes Ziel waren 5.000 € für unvorhergesehen Ausgaben. Inzwischen besparen wir den Topf immer weiter und entnehmen größere Ausgabenblöcke (bspw. die Nabelschnurblut-Einlagerung für unseren Babyinvestor) daraus. Da wir ab kommendem Jahr unseren Immobilienkredit zu tilgen haben, gibt es inzwischen ein weiteres Rücklagenkonto. Hier sparen wir weitere 10% unserer Einnahmen darauf – als Sicherheitspuffer für unsere Immobilien. Gleichzeitig nutzen wir diese Ersparnisse zukünftig für Sondertilgungen sollten wir sie nicht für Instandhaltungen gebraucht haben.
Eure zehnte Aufgabe
Gemeinsamer oder individueller Sicherheitspuffer?
Diese Entscheidung liegt darin, ob ihr gemeinsam euer Vermögen aufbauen oder doch lieber individuell beginnen möchtet. Wir haben uns erst nach der Hochzeit für gemeinsame Rücklagen entschieden – nach 7,5 Jahren Beziehung.
Wenn ihr lieber individuell sparen möchtet, macht es dennoch Sinn über eure Sicherheitszonen miteinander zu sprechen. Der Partner hinterfragt deine Gedanken und Finanzplanung ganz anders als du selbst. Zwei Köpfe denken an mehr als nur einer!
Schritt 11: Beginnt zu investieren um Vermögen aufzubauen
Der Sicherheitspuffer ist erreicht.
Was jetzt nicht passieren darf: Das übrige Vermögen einfach ausgeben. Etwas gönnen ist selbstverständlich von Zeit zu Zeit sinnvoll und motiviert auch wieder aufs Neue.
Allerdings ist es für euren langfristigen Vermögensaufbau und Wohlstand unerlässlich, dass ihr einen Teil eurer Einkünfte investiert.
Investieren heißt, das Geld nicht auf dem Tagesgeldkonto versauern zu lassen, sondern durch smarte Geldanlage – bspw. an der Börse – das Geld zu erhalten und zu vermehren. Besprecht Investitionsmöglichkeiten für euer gemeinsam Erspartes.
Als Paar habt ihr bessere Ausgangsvoraussetzungen für gemeinsame Kapitalanlagen mit einer langfristig höheren Rendite als alleine!
Die (Hinter-)Gründe unserer Börsenaktivitäten
Für uns sind die beiden entscheidenden Vorteile, für eine Geldanlage als Paar anstatt alleine, die besseren Entscheidungen und die Synergieeffekte.
Bessere Entscheidungen kommen durch den Austausch mit dem Partner zu Stande. Bevor wir eine Aktie kaufen, sprechen wir intensiv darüber. Mike liest den Geschäftsbericht und erzählt mir davon. Es reicht nicht, dass er vom Geschriebenen überzeugt wurde – er muss mich mit dem Gesprochenen ebenfalls überzeugen.
Mike ist begeisterungsfähiger als ich. Ich hinterfrage kritischer. Gemeinsam kommen wir zu guten Entscheidungen für unsere Anlagen.
Jeder Kauf und Verkauf von Aktien für unser Depot bringt Kosten mit sich. Durch den gemeinsamen Kauf von Einzelaktien, sparen wir Gebühren. Diese durch zwei zu teilen, mag nur ein Tropfen auf dem heißen Stein sein – aber immerhin. Weiteres Sparpotential entfaltet sich bei der Steuer: Durch die gemeinsamen Investitionen stehen uns zwei Freibeträge von jeweils 801 Euro für unsere Kapitalerträge zur Verfügung. Lange Zeit hätte Mike diesen alleine mit seinen Aktien nicht ausschöpfen können und gleichzeitig konnte ich davon ganz legal profitieren. Jetzt als Ehepaar mit einer gemeinsamen Steuererklärung ist es natürlich noch einfacher.
In ETFs investieren wir übrigens immernoch ausschließlich individuell. Dies liegt an dem Zeithorizont, den wir für diese Geldanlage für unsere Altersvorsorge vorsehen.
Eure elfte Aufgabe
Erst schlau machen, dann gemeinsam investieren
Nutzt die Zeit, die ihr für den Sicherheitspuffer benötigt, um euch zu informieren:
- Welche Investitionsmöglichkeiten sprechen euch an?
- Wie viel Zeit wollt ihr investieren?
- Was sind eure Rendite-Ziele?
Ihr müsst keine Aktien kaufen. Wenn euch das zu kompliziert ist, beginnt mit ETFs oder Fonds. Vielleicht sind auch Immobilien, Anleihen oder Crowdinvesting eher euer Ding. Auch Rohstoffe oder Kapitalanlagen in Unternehensanteile abseits der Börsen dieser Welt, sind Möglichkeiten für euch als Paar Vermögen aufzubauen.
Schritt 12: Dokumentiert alle Investitionen, Finanzentscheidungen und Abmachungen auf eurem Weg zu organisierten privaten Finanzen
Das Kapitel „Die Beziehung vom Ende her denken“ des Buches Liebes Geld von Michael Mary hat mich sehr nachdenklich gemacht.
Es empfiehlt, wie der Titel schon sagt, sich nicht in der Verliebtheit zu verlieren, sondern eine Beziehung rational vom Ende her zu denken:
- Was passiert, wenn ihr euch trennt?
- Wer bekommt was?
- Und welche Regelungen sind euch sonst wichtig?
Viele werden sagen, das ist unromantisch. Mag sein. Aber wie sehr zerstört der Streit nach einer Beziehung die Erinnerungen an all die tollen romantischen Stunden, die ihr gemeinsam hattet? Ist es nicht viel romantischer und ehrlicher, auch unangenehme Themen zu besprechen? Und in guten, einander wohlgesonnenen Zeiten, akzetable Regelungen für beide Parteien zu finden?
Aus unserer Sicht ist eine saubere Dokumentation der gemeinsamen Finanzen die halbe Miete um späteren Streit zu vermeiden.
Unser Automatismus beim Vermögensaufbau
Ganz automatisch haben wir ab dem Moment, in dem wir gemeinsame Aktien erworben haben, eine Excel-Tabelle geführt, die alles festhält. Wie viel hat Mike investiert, wie viel ich. So dokumentieren wir bis heute alle gemeinsamen und individuellen Geldanlagen ganz genau.
Zinsen oder Erträge aufgrund von Verkäufen oder Dividenden können wir immer leicht verteilen. Denn wir wissen genau, wem wie viel Prozent der Rendite wem zustehen. Ohne Diskussionen, Streit oder Vermögensschäden.
Eure zwölfte Aufgabe
Erweitert euer Haushaltsbuch um ein Investitionsbuch
Dokumentiert alle, was auf euren Konten passiert!
Leiht einer dem anderen eine größere Summe Geld – schreibt es auf!
Einigt ihr euch, dass einer dem anderen einen Beitrag zur Altersvorsorge leistet, um bspw. einen Einkommensverzicht aufgrund von Elternzeit, auszugleichen. Setzt einen Vertrag darüber auf, wenn einer für den anderen in einen ETF spart, um einen Ausgleich zu schaffen.
Dinge schriftlich festzuhalten hat nichts mit Misstrauen gegenüber eurem Partner zu tun. Im Gegenteil!
Es ist eine Frage des Respekts und der Liebe zum Partner. Niemand weiß, ob die Beziehung halten wird. Im Trennungsfall sind viele verletzte Gefühle im Spiel, sodass der eine oder andere nicht mehr so rational handelt, wie vorher gedacht.
Dann sind oben beschriebene Vereinbarungen bares Geld wert. Und bleibt ihr für immer und ewig zusammen, umso besser! Lieber eine Dokumentation zu viel, als eine zu wenig…
Extra Tipp zum Vermögen aufbauen: Redet miteinander!
Last but not least: Redet miteinander!
Dies ist der wohl universale, wichtigste und logischste Tipp, den wir euch mit auf den Weg zu geordneten Finanzen in eurer Beziehung geben möchten.
Probleme in der Beziehung lassen sich durch offene Kommunikation fast immer vermeiden oder mindestens ausräumen. Gemeinsam geht ihr Schwierigkeiten einfacher an als alleine. Seid euch bewusst: Eine zweite Meinung hilft immer!
Wir haben bereits einige Artikel geschrieben, die erklären, warum du mit deinem Partner über Geld sprechen solltest, wie du mit ihm darüber reden kannst und wie es mit Geld in eurer Beziehung einfach besser klappt. Alle haben gemeinsam, dass ihr miteinander redet!
Der Beginn mag schwierig sein. Die Mühe lohnt sich aber allemal. Über Aktien oder Finanzen zu reden, ist nicht unromantisch, sondern wird eure Beziehung langfristig enorm weiterbringen.
Teilt eure Geldsorgen mit dem Partner, entwickelt gemeinsam neue Ideen für mehr Einnahmen, eine klügere Geldanlage und versteht, welche Bedeutung Geld für den anderen hat.
Alle Schritte für organisierte private Finanzen im Überblick
- Schritt – Organisiert eure Einnahmen und Ausgaben
- Schritt – Verteilt die Kosten auf eure Beziehung
- Schritt – Wählt das richtige Kontensystem für eure Finanzen
- Schritt – Richtet Daueraufträge für mehr Organisation ein
- Schritt – Plant Meilensteine in eurer Beziehung
- Schritt – Besprecht materielle Spielräume und eure Sparquoten
- Schritt – Senkt gemeinsam eure Ausgaben
- Schritt – Kontrolliert eure finanzielle Entwicklung regelmäßig
- Schritt – Organisiert eure Finanzen in der Beziehung im Rahmen fester Termine
- Schritt – Legt eurem gemeinsamen Sicherheitspuffer fest
- Schritt – Beginnt zu investieren
- Schritt – Dokumentiert alle Investitionen, Finanzentscheidungen und Abmachungen
Extra-Tipp – Redet miteinander!
Unser Highlight für dich
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