Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.
Ein beliebtes Sprichwort, dass wir nur allzu oft gehört haben.
Doch so einfach, wie es diese Binsenweisheit uns verkaufen will, ist es nicht.
Es gibt Situationen, da ist Schweigen tatsächlich Gold.
Zum Beispiel, wenn Dir Dein Lieblingsmensch etwas erzählt. Dann bedeutet Schweigen, dass Du zuhörst, aufmerksam und interessiert bist.
Genauso gibt es Situationen, da ist Reden Gold.
Zum Beispiel, wenn Du Dich über etwas freust, wenn Dich etwas bedrückt oder Du Deine Bedürfnisse mitteilen möchtest.
Wie sehen solche Situationen konkret aus?
Wir haben eine handvoll Geschichten mitgebracht. Diese haben wir entweder selbst erlebt oder wurden uns erzählt. Es sind also echte Fälle.
Jede Geschichte handelt von Geld und Liebe, wie die Kombination drohte die Beziehung zu ruinieren und wie sie letztendlich gestärkt werden konnte.
Story I: Ausgaben verteilen – doch es wird sich nicht dran gehalten
Als Marielle und ich zusammenzogen, war uns klar, dass wir die Ausgaben aufteilen mussten. Bisher hatte jeder seine eigenen Ausgaben gehabt und war verantwortlich, dass die Rechnungen bezahlt wurden.
Doch jetzt veränderte sich die Situation und wir hatten Ausgaben, für die wir beide verantwortlich waren: Miete, Lebensmittel, Strom & Wasser, Internet und vieles mehr.
Die wiederkehrenden Aufgaben hatten wir schnell organisiert. Marielle würde sie zahlen und ich richtete einen Dauerauftrag für die Hälfte der Ausgaben ein.
Für schwankende Ausgaben wie Lebensmittel entschieden wir uns die Kassenbons aufzuheben, diese in eine Box in der Küche zu werfen und am Ende des Monats zusammen zu rechnen.
Mir war Geld zu diesem Zeitpunkt alles andere als wichtig und mir war es auch egal, wer von uns 30 Euro mehr oder weniger zahlen würde. Marielle jedoch verstand schon damals, dass es wichtig für uns sein würde, unsere Ausgaben zusammen zu organisieren.
Ich vergaß also den einen oder anderen Zettel, Marielle rechnete zusammen und das Ergebnis stimmte nie. Da sie alles sorgfältig dokumentierte, stimmten ihre Ausgaben.
Marielle regte auf, dass meine Bons nicht da waren. Mich regte auf, dass ich jeden Monat drauf zahlte und es sich eben nicht die Waage hielt.
Dieses Durcheinander ging über mehrere Monate und mit jedem Monat wurde die Stimmung gereizter. Es musste sich etwas ändern oder wir mussten uns ändern. So konnte es jedenfalls nicht weiter gehen.
Wie konnten wir unsere Beziehung stärken und was hätte sie ruinieren können?
Was hätte unsere Beziehung ruinieren können?
Wir waren schon auf dem besten Weg unsere Beziehung herauszufordern.
Marielle sagte: „Du bist selbst dran Schuld. Nimm doch einfach die Bons mit und werfe sie in die Box. Dann passt alles.“
Ich entgegnete: „Wieso ich? Du beharrst doch auf diesem System.“
Das sind die ersten Vorboten für eine ausgewaschene Krise.
Bei diesen Aussagen wäre Schweigen wahres Gold gewesen.
Zugespitzt hätte sich die Situation, wenn wir auf unseren Positionen verharrt geblieben wären, den Kontakt nicht gesucht hätten und uns nicht an die eigene Nasenspitze gefasst hätten.
Wie konnten wir unsere Beziehung stärken?
Wir taten das, was wir bereits aus früheren Situationen gelernt hatten:
Hinsetzen, zuhören, reden.
Marielle: „Wie kann ich Dich unterstützen, dass Du Deine Ausgaben sammelst?“
Mike: „Keine Ahnung. Ich finde es einfach total nervig permanent an diesen Bon zu denken.“
Marielle: „Okay. Mir ist es wichtig, dass wir unsere Ausgaben gleichmäßig verteilen. Was meinst Du dazu?“
Mike: „Ja. Das können wir gerne machen. Gibt es denn eine andere Möglichkeit?“
Es kann so einfach sein. Nach gefühlten vier Sätzen (wer’s glaubt :D) waren wir am Punkt neue Möglichkeiten abzuwägen, die folgendes erfüllten:
Gleichmäßige Verteilung der Ausgaben ohne auf Zettel und Bons achten zu müssen.
Wir entschlossen uns nach einigem Abwägen ein gemeinsames Konto zu eröffnen. Auf dieses würden wir einen gleich hohen und festen Betrag überweisen. Das Konto würde fortan für unsere gemeinsame Ausgaben genutzt werden. Es muss einfach alles mit EC-Karte gezahlt werden.
Dieses Konto nutzen wir bis heute. Es vereinfacht die Organisation unserer gemeinsamer Finanzen und stärkte unsere Beziehung.
Story II: Mike war pleite – wie konnte das nur passieren?
Anfangs sprachen wir zwar über Geld, aber nicht regelmäßig und wir tauschten auch keine Tipps & Tricks aus.
Viel mehr waren es Dinge, wie wir die Ausgaben für das Auto aufteilen, wie wir mit der Miete umgehen wollen oder wie viel der nächste Urlaub kosten darf.
Wir sprachen also über Geld ohne wirklich über Geld zu sprechen.
Deutlich wurde es uns an jenem Tag als Marielle mit der grandiosen Idee von der Arbeit kam, eine Safari in Kenia zu buchen.
Dank ihrer Ausbildung in der Tourismusbranche würde sie einen großzügigen Rabatt erhalten und wir könnten die Safari deutlich günstiger bekommen als zu einem späteren Zeitpunkt.
Kurzum Marielle war Feuer und Flamme.
Doch als sie die Zahl nannte, wurde mir klar, dass ich mir vor Ort nicht einmal Essen ohne schlechtes Gewissen leisten konnte. Mir würde nur ein paar Hundert Euro auf dem Konto verbleiben.
Zu wenig, um den nächsten Monat und die anstehenden Semestergebühren zu bezahlen.
Wie hätten wir unsere Beziehung in dieser Situation ruinieren können und wie haben wir sie gestärkt?
Wie hätten wir unsere Beziehung ruinieren können?
Schweigen wäre zu diesem Zeitpunkt sicherlich kein Gold gewesen. Eher faule Eier.
Hast Du mal an faulen Eiern gerochen? BÄH!
Schweigen hätte bedeutet, dass ich der Reise einfach zugestimmt, meinen Kontostand in eine gefährliche Lage gebracht und während der Safari dem Geld hinterher getrauert hätte.
Damit wäre es das auch erstmal gewesen. Abgesehen von der mangelnden Freude während des Urlaubs hätte es vorläufig keine Beziehungskrise gegeben.
Die käme erst später…
Was, wenn ich tatsächlich die Studiengebühren nicht hätte zahlen können?
Was, wenn etwas wichtigs – wie mein Laptop – kaputt gegangen wäre?
Wären Vorwürfe oder schnippige Antworten beim Ausgeben von Geld in unsere Beziehung gewandert?
Die Lage zu verschweigen hätte einen Keim des Misstrauens und der Angst in unsere Beziehung gebracht. Mit der Zeit wäre dieser gewachsen und hätte unsere Beziehung ernsthaft gefährden können.
Das war es definitiv nicht wert.
Wie konnten wir unsere Beziehung stärken?
Glücklicherweise waren wir nach 2 Jahren Beziehung bereits an dem Punkt, dass wir solche Dinge direkt offen angesprochen haben.
Dies gab uns die Möglichkeit der Sache auf den Grund zu gehen.
Natürlich hatte ich Lust mit nach Kenia zu fliegen und Löwen und Elefanten in freier Wildbahn zu sehen. Doch das jahreslange Missmanagement meines Geldes hätte mich um ein Haar dieser Erfahrung beraubt.
Marielle sicherte mir zu, bei zukünftigen finanziellen Engpässen aus der Patsche zu helfen. Gleichzeitig gab sie mir zu verstehen, dass dies aber gar nicht nötig sei.
Ich sollte meine Finanzen organisieren und sie würde mir dabei helfen.
Wir schauten uns gemeinsam an, wie hoch meine Einnahmen waren und was ich wofür im Monat ausgab. Danach erstellten wir einen Plan, welche Ausgaben ich (stark) reduzieren oder sogar ganz weglassen konnte.
Zwar dauerte es noch 3 weitere Jahre bis wir mit unserem gemeinsamen Haushaltsbuch begannen. Damals legten wir definitiv die Grundlage dafür.
Einmal mehr merkte ich, dass wir offen über schwierige Themen sprechen konnten. Und Marielle spürte, dass ich bereit bin Verantwortung für mein Handeln (und mein Geld) zu übernehmen.
Mit diesem Gefühl ging es ab in den Urlaub. Eine fantastische Reise! 🙂
Story III: Mein Mann hätte auch gerne Elternzeit genommen, aber…
…uns fehlt leider das Geld.
Letztes Jahr haben wir ein Haus gekauft und müssen jetzt die Kreditrate begleichen. Da können wir es uns einfach nicht leisten, dass wir beide Zuhause bleiben.
Eigentlich hätten wir es gerne gemacht. Mein Mann verdient etwas mehr als ich. Mit seinem Gehalt können wir den Kredit bedienen und uns ab und zu noch was leisten. Zum Beispiel zusammen in den Urlaub fahren.
Unsere Ersparnisse hatten wir verwendet, um unseren Teil des Kaufpreises zu zahlen und das Haus gemütlich einzurichten.
Immerhin hat er ja zwei Monate nehmen können. Die kriegen wir auch mit dem Elterngeld, das wir bekommen hin.
Wir finden es sehr schade, dass mein Mann so viel arbeiten muss und zu wenig mit unserer Kleinen verbringen kann. Das hatten wir uns anders vorgestellt.
Diese und ähnliche Geschichten haben wir viel zu oft im vergangenen Jahr erzählt bekommen oder sie in den vielen Mama- und Papagruppen gelesen.
Im Kern geht es um die gemeinsame Zukunft und diese zu planen. Wie kann damit die Beziehung ruiniert oder gestärkt werden?
Wie kann die Zukunftsplanung die Beziehung ruinieren?
Das Beispiel dieses Paares zeigt, dass die Erwartungen und Bedürfnisse nicht erfüllt werden. Die Freude über das Haus ist längst dem Bedauern über die verlorene Elternzeit gewichen.
Statt sich auf die junge Familie zu konzentrieren, muss der Mann arbeiten gehen.
Kritisch wird es, wenn die vorhandene Situation weiter vor sich hinplätschert. Was sind die Bedürfnisse der Frau? Welche hat der Mann? Wie sieht es mit der Tochter aus? Was braucht die Beziehung und was die Familie?
Bleiben diese Fragen unbeantwortet, kommt die Abwärtsspirale so richtig in Gang.
Die Frau gestaltet ihren Alltag mit Kind, Freunden und Familie. Der Mann verbringt seinen Tag auf der Arbeit, in Meetings und mit seinen Kollegen.
Irgendwann sind die Abhängigkeiten zu groß oder die Distanz zwischen den Eheleuten zu weit oder Liebe zu wenig gelebt.
Mir ist bewusst, dass das ein ziemliches Horrorszenario ist und noch weitere Dinge hineinspielen. Doch 50 % der Ehen werden geschieden und noch viel mehr Beziehungen gehen in die Brüche.
Der Beginn sind unerfüllte Bedürfnisse und Erwartungen, die zu einer Vernachlässigung der Beziehung führen. Besonders schlimm wird es, wenn Geld wie ein Gefängnis wirkt.
Also lasst uns lieber die Beziehung stärken! Das macht mir mehr Spaß 🙂
Wie kann die Zukunftsplanung die Beziehung stärken?
Im obigen Beispiel steht die Familie ganz am Anfang ihres Familienglücks und der Immobilienfinanzierung. Es gibt also einige Möglichkeiten, wie die Familie zu mehr Geld und damit zu mehr gemeinsamer Zeit kommen kann. Was können sie also tun?
- Zunächst sich austauschen, wie die momentane Lage ist: Was fehlt? Was soll sich in Zukunft ändern?
- Welche Möglichkeiten besitzen wir, die Situation zu ändern? Zusätzliche Einnahmen, beide Teilzeit, etc.
- Wie möchten wir ab jetzt unsere Zukunft planen?
Die verzwackte Situation bietet die Möglichkeit sehr viel stärker als Paar zusammen zu wachsen und die Zukunft gemeinsam zu gestalten.
Schweigt ihr noch oder redet ihr schon? – Was hätte in allen drei Geschichte anders laufen können?
Zweifelsohne halfen die Erlebnisse, dass die Beziehung gestärkt werden konnte. Doch ist es wirklich wichtig, erst am Rande des Abgrunds zu sein?
Nein. Definitiv nicht.
Wir hätten uns in Geschichte 1 nicht so streiten müssen. Durch regelmäßige Geldgespräche und das passende Kontemodell hätten es bereits im Vorfeld gelöst werden können.
Geschichte 2 war auch nicht nötig. Ein Haushaltsbuch und das Bewusstsein für die eigenen Einnahmen und Ausgaben hätten mir und auch unserer Beziehung viel Ärger erspart.
Das Paar in Geschichte 3 hat sich ebenfalls selbst in diese Lage gebracht. Dabei war es nicht nötig. Eine vorherige Planung und das Aussprechen der Bedürfnisse hätte ergeben, dass die Elternzeit wichtig ist, als der Kauf des Hauses. Wäre beides wichtig gewesen, wären bereits im Vorfeld Sparmaßnahmen und zusätzliche Einkommensquellen erschlossen werden können.
Es klingt so einfach, wenn man einmal weiß wie es geht.
Und jetzt das richtig Coole!
Ihr müsst diese Situationen nicht durchleben, um Eure Finanzen gemeinsam zu organisieren und Eure Zukunft zu planen. Ihr braucht auch nicht Eure Beziehung schwächen und gefährden, um danach mit etwas Glück stärker dazustehen.
Wir unterstützen Euch bei Euren Finanzen und Ihr könnt bequem von unseren Erfahrungen lernen. Das ist sogar besser, weil Ihr alle Erkenntnisse ohne den Ärger bekommt.
Wie das geht?
Schaut Euch auf unserem Blog um. Hier gibt es über 100 Artikel zu entdecken, die alle nur dazu dienen Euch bei Euren Finanzen in Eurer Beziehung zu unterstützen.