Alex kommt abends heim. Nach einem anstrengenden Arbeitstag, steht endlich Feierabend auf dem Programm.

Das Essen steht schon duftend auf dem Tisch. Kim hatte tagsüber den Haushalt geschmissen und für Alex eine Leibspeise zubereitet.

Alex bringt das Geld nach Hause, während Kim die Kinder erzieht und die Wohnung putzt. Nebenher geht Kim einem Halbtagsjob nach, um ein wenig für die Familienkasse zu verdienen. Und Alex hilft am Wochenende mit den Kindern und dem Haushalt.

 

Dachtest Du Alex ist ein Mann? Und Kim ist natürlich eine Frau?

Falsch. Alex ist kurz für Alexandra. Und Kim ist ein moderner Hausmann. Welche Stereotype dich an dieser Schlussfolgerung hindern und wie du mit ihnen umgehen kannst, erfährst du in diesem Artikel.

​Dieser Artikel wurde von ​Mike verfasst.

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W​ieso es für die Frau hart ist, wenn sie mehr verdient als ihr Mann

Peng!

Peng! Peng!

Peng! Peng! Peng!

6 Glaubenssätze knallte Marielle auf den Tisch, nachdem ich sie fragte, wie es für sie sei, dass sie mehr verdient als ich. Alle verbreiten Unwohlsein. Vor allem, wenn die Frau dauerhaft mehr verdient als der Mann.

Manche Stereotype sind besonders hartnäckig. Als kleines Mädchen werden sie Dir einverleibt.

 Nach 20 Jahren Gehirnwäsche sitzen die Gefühle tief. Und sie werden getriggert, selbst wenn der rationale Verstand etwas anderes behauptet.

​1. „Lass dich niemals ausbeuten“ – Das gilt auch, wenn die Frau mehr als der Mann verdient!

Ohne Geld wird Mädchen schon beigebracht, das sie sich nicht verarschen lassen sollen.

„Lass dich nicht ausbeuten. Du arbeitest nicht für ihn. Und du schuldest ihm nichts!“

Der Mann verdient und der Mann zahlt. Als Hausfrau kommt kein Geld rein, was aber nicht bedeutet, dass dein Mann über dich bestimmen kann. Korrekt.

Was ist aber, wenn du mehr verdienst und dein Mann zum Hausmann wird.

Schuldet er dir dann auch nichts? Kann er einfach so dein Geld ausgeben, so wie du seins ausgeben würdest? Vermutlich nein.

Denn du hast beigebracht bekommen: „Lass dich nicht ausbeuten. Was dir ist, ist dir!“

Liebe Leserin: Es hat nichts mit ausbeuten zu tun.

​Das gemeinsame Familien- oder Haushalts​konto hat nichts mit Ausbeute zu tun. Egal in welche Richtung. Wenn du dich überproportional benachteiligt fühlst, dann sprich es an. Fordere deinen Mann auf, mit dir an einer fairen Lösung zu arbeiten.

Damit gehst du den ersten Schritt diesen hinderlichen Glaubenssatz zu verbannen und besser damit klar zu kommen, wenn dein Mann weniger als du verdient und beisteuert.

Die Schritte, die unter den nächsten Stereotypen stehen, werden dir dabei ebenfalls helfen.

Liebe Leser*in: Auch du musst dich nicht ausbeuten lassen

Als Mann wird von dir erwartet, dass du alles bezahlst, wenn du das Einkommen mit nach Hause bringst. Auch das ist nicht nötig und im Zweifel darfst du dich ebenfalls unfair behandelt fühlen. Die Lösung: Ansprechen und Aussprechen!

Egal wer mehr verdient, macht euch von vornherein Gedanken über eure Finanzen – weit vor dem Zusammenziehen in der ersten gemeinsamen Wohnung und dem ersten​ Finanzüberblick als Paar.

Wenn du Geringverdiener bist und auf das Einkommen deiner Frau angewiesen bist, dann ​rede mit ihr darüber, wie du dich fühlst. Es zu verheimlichen und die Probleme unter den Tisch fallen zu lassen, verschlimmert die Situation nur ​zusätzlich.

2. Plötzlich unabhängig durch ein höheres Gehalt als dein Mann

P​uppenspiele im Kindergarten. Der Hausmannsladen oder die Küchenzeile erfreuen sich bei Mädchen (und teils Jungen) großer Beliebtheit. Doch wie sieht das Spiel aus?

Marielle erinnert sich: Schon damals waren die Frauen zu Hause und haben sich um die Hausarbeit und die Kindererziehung gekümmert. Der Mann war weg – er musste arbeiten und das Geld nach Hause bringen. Der Puppenmann kam erst abends zum Essen nach Hause.

Doch woher kommt diese Vorstellung?

Kennst du ein Kinderbuch, das von einem Mann erzählt, der finanziell von seiner Frau abhängig ist? Mir ist zumindest keines bekannt. Es gibt aber hunderte Bücher, die die Hausfrau porträtieren.

25 Jahre später kommt alles ganz anders: Die Frau ist finanziell unabhängig von ihrem Mann. Drastischer noch: Dein Mann ist abhängig von deinem Einkommen.

Entgegen aller Vorstellungen befindet sich das finanzielle Zepter in weiblicher Hand. Das bedeutet Druck. Jede Menge Druck. Denn mit dem Zepter liegt auch die Verantwortung bei der Frau.

Doch wie sollst du damit umgehen? Schließlich hat es dir niemand beigebracht. Alle sprachen von dem Scheiß-Prinzen auf dem Pferd, aus dem Brunnen oder mit dem Gewehr.

 

Der Druck hat nur seine Form geändert

In klassischer Rollenverteilung hättest du in der Beziehung und während der Ehe geringeren finanziellen Druck. Dafür käme er umso heftiger, wenn eure Beziehung in die Brüche geht und eure Ehe im Rosenkrieg endet.

Ohne gelernt zu haben, wie du mit Geld(-sorgen) und finanzieller Verantwortung umgehen sollst, stehst du vor dem Nichts: Keine Karriere, die Ausbildung liegt 15 Jahre zurück und praktische Erfahrung kannst du zwar im Haushalt und der Kindererziehung aufweisen – das ist für die meisten Jobs jedoch nicht ausreichend.

Demgegenüber steht deine Erfahrung während der Beziehung und der Ehe mit dem Druck des Alltags umzugehen. Als Unterstützung beim Erlernen des Umgangs mit allen wichtigen Geldfragen, könntest du in guten Zeiten deinen Freund heranziehen – er ist diesem Druck seit er denken kann, ausgesetzt.

Du kennst die Tonnen auf der Schulter, also helfe Deiner gut verdienenden Frau. 

​Die Versorgung der Familie abzugeben, ist für dich eine ebenso große Herausforderung wie für deine Frau die finanzielle Versorgung leisten zu müssen. Unterstütze sie die Säcke auf den Schultern tragen zu können. Beispielsweise könntest du dich in die Investitionswelt einlesen und weniger Geld für Technikschnickschnack ausgeben.

Wenn ihr an einem Strang zieht und euch die Aufgaben im Geldmanagement aufteilt, trägt jeder seine Portion der Verantwortung. Der Kuchen ist groß genug. Und Fehler begehen, gehört nun mal auch dazu – sprecht drüber und sucht nach Lösungen. So verteilt ihr den Druck rund ums Geld fair und unterstützt euch gegenseitig.

3 . „Männer sind Schweine“ – doch was, wenn er weniger als die Frau verdient?

Kommen dir diese Worte bekannt vor? Sie sind so selbstverständlich, dass die Ärzte es 1998 in einem ihrer berühmtesten Lieder auf die Schippe nehmen. (Glücklicherweise, denn es war mein erster Kontakt mit dem einzig wahren Gott – BelaFarinRod.) Zur Erinnerung – hier das Meisterwerk mit Tombraider.

​In jedem Mann steckt doch immer ein Schwein. Männer sind Säue. Glaube ihnen nicht ein Wort. Sie schwör’n Dir ewige Treue und dann am nächsten Morgen sind sie fort.

​Das Lied ist die Spitze. Die Spitze eines tiefen Eisbergs.

Hollywood, Bücher und Hörspiele sind voll mit Ermahnungen an die Frau. „Männer betrügen“, „Irgendwann holt er sich eine jüngere“, „pass auf, dass er nicht irgendwann abhaut“.

Achtung! Der sicherste Hinweis, dass die Glaubenssätze stinken wie faule Eier: sie widersprechen sich.

Du sollst das klassische Frauenbild erfüllen und abhängig von deinem Mann sein und zeitgleich ihm zutiefst misstrauen, denn er haut ohnehin ab und lässt dich im Stich. Hä?

Und, wenn du unabhängig von deinem Mann bist, dann behalte alles für dich und teile nichts. Rette, was zu retten ist, denn er ist ohnehin wertlos. „Meins ist meins und wird auch immer meins bleiben. Deins ist aber unseres – so solls sein!“

Was für ein gequirlter Mist!

 

Wenn du ​zutiefst misstrauisch bist, während du mehr verdienst

​Mann ungleich Mann. Wie bei Frauen gibt es charmante, liebevolle und umsorgende Männer, die das Beste für dich und euch wollen. Und es gibt perfide Arschlöcher, die dich seelisch und körperlich misshandeln​ – so wie es davon Frauen gibt. Das Verhältnis ist in etwa gleich. Beide Geschlechter sind zu Gräueltaten und zu Harmonie fähig.

Versuche deinen Lieblingsmenschen als Individuum zu betrachten und erinnere dich an deine Erfahrungen mit ihm oder ihr. Hat er oder sie dir stets Grund zum Vertrauen geliefert oder nur Argumente zu misstrauen?

Für eure Beziehung würde es den Untergang bedeuten, wenn du deinen Mann als Prototypen für das gesellschaftliche Männerbild nimmst.

Lieber geringer verdienender Mann, 

rede mit deinem Lieblingsmenschen. Über alles – deine Sorgen, deine Gefühle, deine Ängste, deine Wünsche, deine Begierden.

Egal, ob du eine andere heiß findest, Geld verloren hast oder deinen Job los bist. Deine Frau kann dir nur vertrauen, wenn du ehrlich mit ihr und dir bist. Dinge zu verstecken ist, als würdest du den Lauf eines Revolvers verstopfen und dann abdrücken.

4. Rabenmutter-Stempel als Dankeschön für die besser verdienende Frau

 

Dicker Bauch. Im neunten Monat. Bald kommt euer erstes Kind auf die Welt.

Freude und der schönste Moment.

Du verdienst deutlich mehr als dein Mann. Üblicherweise bleibt die Frau zu Hause und kümmert sich um den Nachwuchs. Doch das macht bei euch keinen Sinn, denn du verdienst das Doppelte. Was tun?

Rational gesehen, teilt ihr euch die 14 Monate Elternzeit auf, sodass ihr als junge Familie die gemeinsame Zeit genießen könnt. Danach willst du arbeiten gehen und dein Mann nimmt weiter Elternzeit als Vater und kümmert sich ums Baby.

Emotional gibt es leider eine traurige Wahrheit. Würde dein Mann weiter arbeiten gehen, würde er positive Eigenschaften hinzugewinnen. Neben der zugeschriebenen Kompetenz, würde er ​als Vater auch noch als herzlicher, wärmer und freundlicher wahrgenommen werden. Doch was passiert mit dir als Frau?

Du kannst nur eine Eigenschaft haben. Zumindest in der Wahrnehmung anderer Leute. Entweder bist du warmherzig und freundlich, dann aber bitte als Hausfrau und Mutter.

Oder du bist kompetent und selbstbewusst, dann aber als Karrierefrau ohne Kind. Als Mutter verlierst du im Job die Kompetenzzuschreibung und als Mutter, die arbeitet und viel verdient, deine Wärme und Herzlichkeit.

Und was darf’s für dich sein – Pest oder Cholera?

Gibt es ein Gegengift für die Mutter, die besser als der Vater verdient?

Mir ist nur eines bekannt. Wenn dir auffällt, dass du stereotypisch behandelt wirst, sprich es direkt an. Frage nach, warum du plötzlich als inkompetenter behandelt wirst und bohre so lange bis die Argumente ausbleiben und der wahre Grund auf dem Tisch liegt.

Wenn du als Rabenmutter bezeichnet wirst, drehe den Spieß um und frage, ob ein Rabenvater besser wäre?

Das Gefühl zwischen den Partnern ist das Wichtige!

​Als Mann kannst du deiner Frau helfen diese Stereotype loszuwerden. Behandele sie als das was sie ist: Eine liebevolle Mutter und eine kompetente Arbeitnehmerin/Unternehmerin.

Mit dem Rückhalt von zu Hause und der eigenen Familie, wächst das Selbstbewusstsein und die Ausstrahlung. Mit der Zeit verschwinden dummen Kommentare – auch wenn es dauern kann, lange.

5. Über die Frauenquote, Karrieregeilheit und warum Frauen, die mehr als ihr Mann verdienen, asozial sind.

 Ja, mehr Frauen gehören in Führungspositionen. Sie besitzen andere Kernkompetenzen, die ​männlichen Streithähnen mit ihrer Hackordnung gut tun würden.

Leider erschweren politische Vorgaben, den Werdegang der Frauen, die ihn gehen möchten. Eine Position aufgrund genetischer Merkmale zu erhalten anstelle von selbsterarbeiteter Leistung und Dispositionen nagt an dem sonst so großen Selbstbewusstsein.

Frauenquoten sind eine gute Idee – führen aber leider zur Diskriminierung.

In Kindergärten und Grundschulen fehlen Männer an allen Ecken und Kanten. Und gibt es eine Männerquote? Nein. Denn es wird davon ausgegangen, dass ein kompetenter Mann sich in diesem Gebiet selbst zu Recht findet.

Selbst in einer Belegschaft von 25 Frauen und 1 Mann gibt es Frauenbeauftragte, aber keinen Männerbeauftragten. Systematisch brauchen Frauen Hilfe, während sie Männern verwehrt bleibt. Ob das sinnvoll ist und der Emanzipation dient?

Als Konsequenz wird bei Frauen gemunkelt, ob sie nie heiraten will, keinen Partner habe oder Kinder hasst. Aus welchem anderen Grund sollte sie sonst so viel Zeit in ihre Karriere investieren? Und da ist er.

Der Asozialenstempel.

Dieser ist Frauen vorbehalten – zumindest an dieser Stelle. Männer werden schließlich auf andere Art diskriminiert („Stell Dich nicht so an. Ein Indianer kennt kein Schmerz.“)

Selbes Problem – andere Verkleidung 

Wie im Glaubenssatz zuvor hilft hier auch nur eins:

Direktes Ansprechen bei Bekanntwerden von Gemunkel oder unfairer Behandlung.

Kommunikation ist der Schlüssel zur Befreiung von diesen Ketten. Dennoch ist Vorsicht geboten. Die Ansprache sollte stets aus der Position der Stärke fallen und kein Gejammer ausdrücken. Ansonsten führt es zum Gegenteil.

Männer, ich kopiere euch die Aussage von oben

​“Als Mann kannst du deiner Frau helfen diese Stereotype loszuwerden. Behandele sie als das was sie ist, eine liebevolle Mutter und eine kompetente Arbeitnehmerin/Unternehmerin. Mit dem Rückhalt von zu Hause und der eigenen Familie, wächst das Selbstbewusstsein und die Ausstrahlung. Mit der Zeit verschwinden die dummen Kommentare – auch wenn es dauern kann, lange.“

6. Das einzige Statussymbol der Frau verdient weniger – woher kommt jetzt die soziale Anerkennung?

 „Ach, die Frau Doktor! Wie geht es Ihnen denn heute?“ -„Wirklich? Das freut mich total für Sie. “ – „Gibt es denn was Neues von Ihrem Mann? Hat er wieder eine spektakuläre OP hinter sich?“ – „Echt? Und zur Feier hat er Ihnen diese Ohrringe geschenkt?“

Leider ist dies kein erfundener Dialog. Stattdessen ziert er regelmäßig die Kinoleinwand und Buchseiten.

Der erfolgreiche Mann ist das Statussymbol der liebenden Frau.

Was aber, wenn die Frau selbst das Statussymbol ist. Und „Frau Doktor“ sich nicht länger auf die herausragenden Leistungen des Mannes, sondern auf die eigenen hervorragenden Fähigkeiten bezieht?

Je mehr der Mann verdient, desto höher steigt das Ansehen seiner Frau in der Gesellschaft. Doch, was ist, wenn die Frau deutlich mehr verdient als der Mann?

Sie steigt gesellschaftlich auf und ihr Mann sinkt im Ansehen!

Und wieder ist die Beziehung in Gefahr. Er fühlt sich minderwertig, ihm fehlt die Beachtung in der Gesellschaft – und er wird lustloser. Sie bekommt Bestätigung von allen Seiten, vermisst sie zu Hause und baut Abneigungen auf.

​Welches Statussymbol ist das Richtige für die gut verdienende Frau?

​Zunächst: Braucht es wirklich welche? Und dann: Egal in welcher Lage: Ist der Mann das richtige Statussymbol – Geschenke des Mannes einbezogen?

Vielleicht ist an dieser Stelle ein Umdenken nötig und es gibt andere Dinge, die dich definieren und über die dich deine Umwelt wahrnehmen kann. Es muss weder der Mann noch die Handtasche oder die Schuhe sein.

Leistung, Wissen, Persönlichkeit sind die nachhaltigeren Statussymbole innerhalb der Gesellschaft.

Männer brauchen Erfolge für ihren Status

​​Anstatt dem sinkenden Schiff des gesellschaftlichen Status zuzusehen, suche dir lieber Dinge, über die du dich identifizieren und Anerkennung sammeln kannst. Einkommen ist eine Möglichkeit – jedoch nur eine von vielen!

Handwerkliches und sprachliches Geschick werden sehr bewundert. Die richtigen Worte zur richtigen Zeit können die entscheidenden persönlichen Erfolge einbringen. Ganz egal was auf ​deiner oder ihrer Gehaltsabrechnung steht.

Zwischenfazit über die leidenden, besser verdienenden Frauen

​Wenn du jetzt schon ein besseres Verständnis für dein Gegenüber hast, dann freut mich das sehr. Als Frau erfolgreich zu sein, kommt mit einigen Hürden. Sowohl die weibliche als auch die männliche Perspektive tragen dazu bei.

Diese zu verstehen ist der erste Schritt zu mehr Emanzipation.

Kommen wir zu den Männern und warum sie leiden, wenn ihre Frau das Geld nach Hause bringt.

Warum ​der Mann leidet, wenn seine Frau mehr verdient

Für die Frau ist es verdammt schwer.

Dir wurde beigebracht: Putzen, kochen, gebären und ernähren lassen. Gleichzeitig schwebt das Damokles-Schwert über deinem Kopf.

Die permanente Gefahr nach der Scheidung vor den Trümmern der eigenen Existenz zu stehen. Noch schlimmer ist die eigene Handlungsunfähigkeit.

Heute sieht es anders aus. Frauen sind handlungsfähig, entscheidungsfreudig und verdienen immer besser. Die Folge?

Ohnmacht vor dem Druck. Aber ist das für Männer nicht die gleiche Situation?

Nein! Seit Generationen müssen sie ernähren, aushalten und Verantwortung übernehmen. Und plötzlich darfst du dich auch zurücklehnen? Wie soll das nur funktionieren?

Hier sind 6 Stereotype, die den (semi-) modernen Mann in die Hölle setzen. Direkt in einen Whirlpool aus blubbernde Lava.

1. Drei-Tage-Woche und die Blicke im Supermarkt, für den weniger verdienenden Mann

 

Arbeitszeit reduzieren. Stundenlohn erhöhen. Geld, ohne zu arbeiten erhalten. Glückwunsch an den, der es schon geschafft und die finanzielle Freiheit erreicht hat.

Was ist aber, wenn die 3-Tage-Woche kein Ziel, sondern bittere Wahrheit ist? Unfreiwillig nur 20 Stunden in der Woche Geld zu verdienen, kann schnell im Psychoterror enden.

Folgende Situation: Dienstag. 10 Uhr. Schlendern durch den Supermarkt. Die beste Einkaufszeit – die Regale sind frisch eingeräumt und keine Sau befindet sich im Laden. Nur eine Hand voller Mütter und einige Rentner. Vielleicht hat sich auch ein anderer Mann dorthin verirrt?

Variante No. 1: „Ich kann es mir erlauben, jetzt einzukaufen. Denn mein Konto füllt sich dabei von alleine.“

​Coole Sache. Die verstohlenen Blicke werden als Neid empfunden. „Ja, sieh‘ ruhig her. Ich kann auch zur besten Zeit hier sein. Geile scheiße, oder?“

Beim Einkaufen nebenbei das Ego poliert bekommen. So soll’s sein.

Variante No. 2: „Ich sollte mich vielleicht lieber abends ins Gedränge stellen. Dann fällt es weniger auf, dass ich als Mann, um diese Uhrzeit zuhause bin und einkaufen kann.“

​Dieselben Blicke. Entgegengesetzte Interpretation. Auf einmal kann es sich der Mann ist es ein aufgezwungenes Privileg anstelle einer freien Entscheidung.

Was sagen die Blicke jetzt? Hausmann. Arbeitslos. Kann die Familie kaum ernähren. Warum sonst sollte er hier sein?

Der aufsteigende Scham kann dafür sorgen, dass du als Mann ​abends einkaufen geht. Im Gedränge und mit den anderen Kerlen, die ihr Feierabendbier holen, ​versteckst du dich.

Was hilft, wenn du davon betroffen bist und als Hausmann weniger verdienst als deine Frau?

​Als Empfänger bestimmst du die Nachricht. Deine Interpretation ist ausschlaggebend wie du dich fühlst. Rufe dir die Vorzüge deiner Situation ins Gedächtnis:

  • Der Einkauf dauert nur halb so lange
  • Du hast mehr Zeit für die wichtigen Dinge im Leben (was auch immer es ist, einkaufen wird kaum die Erfüllung deines Daseins sein)

Wie können die gut verdienenden Frauen unterstützen? 

​Zur Emanzipation gehört auch, dass dein Mann dienstags um 10 Uhr einkaufen geht. Weil er zu Hause ist und sich um den Haushalt kümmert. ​Weil du die besseren Karrierechancen hast.

Freut euch über jeden einzelnen, der das moderne Familienbild mitträgt. Bestärke deinen Mann und lass ihn wissen, dass du dankbar bist, dass er diesen Teil eures gemeinsamen Lebens übernimmt und im Griff hat.

2. Aushalten = Männlichkeit. Doch, was wenn der Mann von seiner besser verdienenden Frau ausgehalten wird?

 

Seit Generationen ist es Brauch, dass der Mann die Frau aushält. Finanziell natürlich!

„Bis dass der Tod Euch scheidet.“ bedeutete vor allem eins: Auch nach der Scheidung finanzierte der Mann den Unterhalt für die Frau und eventuelle Kinder weiter.

Durch Gesetzesanpassungen ist dies heutzutage eingeschränkter – dennoch verweilt das Pflichtbewusstsein tief in den grauen Zellen.

Es ist so tief verankert, dass es als männlich gilt, die Frau einzuladen, zu ernähren und etwaige Schuh- und/oder Handtaschenticks zu finanzieren.

Der Spieß dreht sich. Was ist, wenn die Frau mehr verdient als der Mann und dieser sich aushalten lassen muss?

Den neusten Technikschnickschnack, die Fußballtickets oder die Restaurantrechnung übernimmt die Frau. Der Mann bekommt sie als Geschenk präsentiert.

Und schnürt es dir schon die Kehle zu?

Als Mann ist es selbstverständlich einzuladen – aber es Bedarf ein gänzlich anderes Selbstbewusstsein sich regelmäßig einladen zu lassen.

​​

​Was hilft, wenn deine Männlichkeit aufgrund von Geld in Gefahr ist?

Tief durchatmen. Nochmal. Und nochmal.

Deine Männlichkeit wird selten dadurch definiert, wer heute wen einlädt. Eine Einladung bedeutet in deinem Kopf: „Du hast nicht die Mittel mich zu finanzieren, deshalb übernehme ich das heute.“ Stattdessen kann sie auch vermitteln: „Du bist mir wichtig und ich möchte dir etwas Gutes tun.“

Lass dich einladen und fange bei Kleinigkeiten an. Pommes rot-weiß für 2,50 kratzt an keinem Ego. Denn die Welt weiß, dass du dir die 5 Euro leisten kannst – egal wie wenig Geld auf deinem Konto ist.

Definiere dich über andere Tätigkeiten: Kochen, Wasserkästen schleppen, Möbel montieren, Fußball spielen – etwas bei dem du dich männlich fühlst. Und rede mit deiner Freundin über deine Gefühlslage – gib ihr die Chance dich zu verstehen.

Hier ein wenig Unterstützung vom Männerversteher schlecht hin.

Gib ihm das Gefühl, ein Mann zu sein – egal, was er verdient

​Männern fehlt die Vermittlung, was es heißt ein Mann zu sein. Denn unser Erziehungs-, Bildungs- und Arbeitssystem schränkt den Kontakt ein. Das Aufeinandertreffen von Jungen und Männern ist im Alltag äußerst selten. Über 90 % Erzieherinnen, Grundschullehrerinnen und Hausfrauen. Wo soll ein Junge erfahren, was es bedeutet ein Mann zu sein?

Was Männe​r in Wirklichkeit lernen ist, keine Frau zu sein. Aber das ist was völlig anderes.

Wenn du deinen Freund finanzierst, dann gib ihm an anderer Stelle das Gefühl männlich zu sein. Was das ist? Kommt auf den Mann an – vermutlich das was er sehr gerne unternimmt.

3. „Hausmann? Okay, aber was machst du wirklich?“ – Fragen, die ein Mann gestellt bekommt, wenn seine Frau mehr verdient

„Hausfrau? Mutter? Okay, aber was machst du wirklich?“ – Eine Frage, die keiner Mutter jemals gestellt wurde.

Als moderner Hausmann wirst du mit dieser Frage konfrontiert. Angenehm ist definitiv etwas anderes.

Kindererziehung, Haushalt, eventuell ein Halbtagsjob und jede Menge Kleinigkeiten, die erledigt werden müssen. Was für Frauen als 50 bis 60 Stundenwoche akzeptiert wird, wird beim Mann nicht ernst genommen.

Doch wem gegenüber ist dies despektierlich? Der Frau, weil ihre Leistung insgeheim doch nicht anerkannt wird. Oder dem Mann, weil er doch die Familie ernähren und beschützen soll.

Da stellt sich die Frage, ob Kochen, Wohnungspflege und Erziehung nicht auch zur Ernährung und zum Schutz der Familie gehören?

 

Was antworten, wenn dir die Frage gestellt wird? 

​Antwort: „Ich ​kümmere mich um meine Familie und unseren Haushalt, das füllt meine Woche aus. Wie sieht es bei dir aus: Was machst du sonst noch neben deiner Arbeit?“

Solche Fragen sind Ausdruck eines tiefsitzenden Glaubenssatz. Derjenige hat kein Bewusstsein dafür, welchen Bullshit er gerade von sich gegeben hat. Seine Realität besitzt eine klare Form – meistens eine Kugel. Bekommt diese eine Kante, wird der Spachtel rausgeholt.

Mit ein paar einfachen Nachfragen kannst du diese Person in Verlegenheit und Bedrängnis bringen. Sei dir allerdings im Klaren, dass du selbst verletzend wirst.

Bist du eine Frau und stellst einem Mann diese Frage? 

​Dann stelle sie doch das nächste Mal deiner Freundin, die der gleichen Tätigkeit nachgeht. Hausfrau.

4. Was mein ist, ist auch dein – die Selbstverständlichkeit alles mit der Familie zu teilen

 

Unter Punkt 2 hatte ich diesen Glaubenssatz schon angedeutet. Wenn die Frau mehr verdient als der Mann wird „was mein ist, ist auch dein“ problematisch.

Vom Mann wird erwartet, dass er alles teilt. Sein Einkommen, sein Vermögen, seine Immobilien – eben alles was einen Wert hat.

Besonders eindeutig wird dies bei Scheidungen. Im klassischen Rollenbild wird an diesem Punkt das aufgebaute Vermögen des Mannes halbiert.

Und es ist akzeptiert. Seit Generationen akzeptieren Männer, dass 50 Prozent an den Staat und mind. 25 Prozent an die Frau gehen.

Wenn das passiert, gibt es keinen Hehl, keine Vorwürfe und kein dissen. Es ist normal. Und der Mann kommt in den Club der Ausgebeuteten.

Umgekehrt ist es keine Selbstverständlichkeit – siehe den ersten Glaubenssatz der Frau.

Mächtig Zündstoff unter der Haube. Denn die Konsequenz ist, dass die Frau hortet und der Mann weiter alles teilt. Ultimativ führt es zu einer noch größeren Kluft zwischen dem Mann und der besser verdienenden Frau.

Was, wenn du alles teilen willst? 

Jetzt ist klares Geldmanagement angesagt. Schnapp dir deine Freundin, sprich über deine Geldsorgen und arbeitet einen (fairen) Haushaltsplan heraus. Dieser sollte tägliche Ausgaben wie Essen und Miete sowie Sonderposten wie Urlaube oder Anschaffungen enthalten.

Wie du deinen Freund unterstützen kannst? 

Geh auf seinen Wunsch ein, einen gemeinsamen Finanzüberblick anzufertigen. Schlägt er diese Lösung nicht vor, lege du sie auf den Tisch. Teilen ist schwer, am Ende lohnt es sich für euch beide. Denn vieles was du teilst, wird mehr.

5. Reich und sexy oder arm und hässlich. Das Aussehen des Mannes ist dabei egal – es geht nur darum, was er verdient.

 

Wieso greifen reiche Männer in den Goldtopf im Genpool und sehen verdammt gut aus? Und warum scheinen arme Säue stets in die Gülle zu greifen?

Vermögen strahlt Sicherheit, Nahrung, Unabhängigkeit und einiges mehr aus, was wir als äußerst attraktiv empfinden. Leider verschwinden diese Gesichtspunkte sofort, wenn das Konto leergeräumt wurde.

Macht also der Anzug den Mann attraktiv aufgrund der Passgenauigkeit, des feinen Stoffes oder des edlen Aussehens? Oder, weil er Vermögen suggeriert und damit diese furchtbar attraktiven Eigenschaften?

Mach doch einfach Mal die Probe. Setz‘ dich in die Bahn und versuche das Vermögen von Anzugträgern und das von Jogginghosenträgern zu schätzen. Und hast du eine klare Meinung?

Wenn du schon dabei bist, schätze auch sein Selbstbewusstsein, sein Wissen und seine Kompetenz…

Kleider machen Männer – und nun? 

In einem Forum las ich vor kurzer Zeit, dass arme Männer sich einer Sache sicher sein können, die reiche Männer nie bekommen werden.

Die Gewissheit, dass deine Frau aufgrund der Persönlichkeit – deines Wesens anstelle des Geldes – mit dir zusammen ist.

Na das lässt sich sehr einfach lösen: Finde die Liebe deines Lebens, wenn du noch mittellos bist und werde erst danach reich. Dann hast du beides: die Gewissheit und das Vermögen.

Ansonsten – es gibt noch andere Einflussfaktoren auf die wahrgenommene Attraktivität. Charme, Selbstbewusstsein, Freundlichkeit…

Wenn du mehr als dein Mann verdienst, dann…

Mach dir bewusst, warum du mit deinem Mann zusammen bist. Und lass es ihn wissen. Komplimente helfen euch beiden weiter und ihr könnt eine nachhaltige Beziehung aufbauen.

6. Vom Biertrinken, dem Einladen und einer überforderten Kellnerin

Donnerstagabend vor 10 Jahren.

Ich hatte ein zweites Date. Wir trafen uns auf der Zeil und gingen zu einem Italiener essen.

Schon damals trank ich keinen Alkohol, sodass ich mir eine Apfelsaftschorle bestellte. Sie hingegen mochte den Geschmack von Bier und orderte ein kühles Gezapftes.

Eine kleine Falte auf der Stirn der Kellnerin deutete an, dass sie das komisch fand.

Zwei Minuten später flogen unsere Getränke heran. Nicht anders gewohnt stellte mir die junge Dame das Bier vor die Nase. Irritiert und peinlich berührt, entschuldigte sie sich als ich das Bier zu meiner Begleitung hinüber stellte und auf meine Apfelsaftschorle wartete: „Oh, tut mir leid. Ich dachte ja nur…“

Beim Essen gab es keinerlei Vorfälle – warum auch? Pizza Hawaii und Pasta besitzen keine Vorurteile.

Wir verbrachten einen sehr schönen Abend und wollten unsere Location ändern. Was war zu tun?

Richtig. Die Rechnung bezahlen. Wir bestellten – die Kellnerin kam und legte mir die Rechnung vor die Nase.

Was die Arme nicht wusste: Zuvor hatten mein Date und ich uns über eben diese Stereotype unterhalten. Also entschloss sie prompt mich einzuladen.

Für die Bedienung brach in dem Moment als die Frau mir gegenüber die Rechnung ergriff, eine Glaubenswelt zusammen.

Die Worte: „Ich übernehme die Rechnung!“ gaben ihr offensichtlich den Rest. In ihrem Gesicht war eine Mischung aus Entsetzen, Unverständnis und dem Frankfurter Bahnhof zu sehen.

Ich bedankte mich. Wir verabschiedeten uns. Und ließen eine perplexe Kellnerin zurück.

 

Wenn du kein Bier trinkst und weniger als deine Frau verdienst

Es dauert etwa fünf bis acht Jahre bis dein Umfeld sich daran gewöhnt hat, dass du kein Alkohol trinkst. Wie lang es noch dauert, dass es Okay ist, dass du dich einladen lässt? Keine Ahnung.

Mit einem Ehering am Finger ist es einfacher – die zugeworfenen Blicke sind dennoch vorhanden. Selbst, wenn es sich um ein gemeinsames Konto handelt.

Warum ich die Situation damals und heute lustig finde?

Die Kellnerin hat keine Information über uns gehabt. Sie hatte keine Informationen, warum ich kein Bier trinke oder warum mein Date die Rechnung bezahlte. Wir hätten damals schon ein gemeinsames Konto haben können.

Heute ist es nicht anders. Die Menschen um uns herum haben keine bis sehr wenig Ahnung wie unsere Beziehung funktioniert. Ihnen fehlt das Wissen, wie wir mit Geld umgehen und wie viel wir uns darüber austauschen. Sie wissen auch nicht, dass Marielle mehr verdient als ich.

Und es ist auch egal – Hauptsache ihr seid euch einig, wir ihr eure Finanzen regelt.

Reiche deinen Geldbeutel niemals unter dem Tisch rüber

Du meinst es vermutlich nur gut. Und willst ihn in der Öffentlichkeit gut dastehen lassen. Als Versorger, als Ernährer, als Hosenanhaber.

Aber alles was du vermittelst ist, dass es doch besser ist, wenn er die Rechnung bezahlt. Dass du von ihm erwartest, dass er dich durchfüttert. Und, dass es für alle anderen in Ordnung ist, ihm dafür Bullshit zu geben, wenn er es nicht tut.

Sei selbstbewusst und zahle selbst, wenn du zahlst!

Fazit über die gut verdienende Frau und den armen Mann

 

​Frauen haben es schon schwer mit den Stereotypen – Männer aber anscheinend ebenso.

Wie so oft ist der Schlüssel zum Umgang mit den Stereotypen die Kommunikation. Zuerst einmal miteinander.

Seid ihr euch als Paar einig, wer wie viel beisteuert, wer welche Rechnungen übernimmt und wer welche Pflichten in eurem Haushalt und eurer Familie übernimmt, könnt ihr dies in einem zweiten Schritt selbstbewusst nach Außen kommunizieren.

Eine Beziehung scheitert nicht daran, wer mehr oder weniger Geld verdient. Eine Beziehung scheitert daran, dass einer still vor sich hin leidet, da er mit einer Situation nicht so umgehen kann, wie er es sich wünscht oder vorgenommen hat.

Redet darüber und findet eine Lösung für eure Beziehung – denn grundsätzlich ist es toll, wenn die Frau mehr verdient als die Durchschnittsverdienerin. Seid gemeinsam stolz darauf und nutzt Euer Familieneinkommen weise.

Unser Highlight für dich

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