Mitte 20, gut ausgebildet und erfolgreich in den Job gestartet. Frisch verheiratet und in einer schönen Eigentumswohnung lebend. Welche Frage höre ich wohl am meisten derzeit?

Na klar!

„Wann kommt das erste Kind?“ Trinke ich mal keinen Sekt mit oder gucke etwas komisch, kommt die Nachfrage, ob ich etwa schon schwanger sei.

Typische, ausweichende Antworten meinerseits sind:

  • Erstmal muss ich noch ein paar Jahre arbeiten
  • Das ist ja auch eine finanzielle Frage
  • Naja, jetzt fliegen wir im Dezember erst einmal nach Australien und Neuseeland

Ich bin eine moderne, junge Frau – im besten Kinder-Alter und in einer komfortablen Situation (aus finanzieller/beruflicher Sicht) – und wünsche mir Kinder. Ich freue mich darauf, Mike als Vater zu erleben. Warum bin ich noch nicht schwanger?

Es sind die Zweifel, ob es der richtige Zeitpunkt  für eine Elternzeit ist. Ich könnte meine Karrierechancen verbauen. Wie sieht denn eine Berufsauszeit nach nur 2 Jahren im Job aus? Das Elterngeld wäre mit einem etwas höheren vorherigen Einkommen ebenfalls höher.

Also: nächste Gehaltsrunde abwarten – oder lieber zwei? Und wenn ich weiter meine Karriere anstreben würde – wäre das vielleicht schlecht für die Bindung zu meinem Kind?

Kennst du eigentlich schon unsere Elternzeitplanungs- Masterclass? Du willst deine Elternzeit nach deinen Wünschen erleben? Am Ende des Artikels findest du weitere Infos.

Dieser Artikel wurde von Marielle verfasst.

Was dich erwartet

Warum dieser Artikel heute noch nötig ist

Vor weniger Zeit hat der Hobbyinvestor zur Blogparade mit dem Thema „Soziale Gerechtigkeit“ oder „Ist die Welt fair?“ aufgerufen. Für mich war sofort klar, dass ich mich daran beteiligen will und Müttern Mut machen möchte, dass der Wiedereinstieg und die berufliche Entwicklung mit dem Nachwuchs nicht obsolet werden.

Grundsätzlich empfinde ich den direkten Einfluss der Gesellschaft auf mein bisheriges Leben als gerecht. Allerdings habe ich, als beruflich erfolgreiche Mittzwanzigerin, zunehmend das Gefühl zu einer Entscheidung gedrängt zu werden: Wie soll mein Leben weitergehen? Will ich Karriere machen oder Kinder bekommen?

Kann ich es schaffen, beides zu haben oder muss ich mich entscheiden? Bisher konnte ich in meinem gerechten Umfeld, alles haben, wofür ich mich einsetzte…

Meine Generation und Google sind eng verwoben, sodass wir die Fragen des Lebens erstmal dem Internet stellen. Wie sieht es aus mit den Möglichkeiten für Karriere UND Kinder?

SCHOCK: Ich gebe „Kind und Karriere“ in die Suchmaschine ein. Und das kommt heraus:

  • Als Mutter in der Gender-Falle
  • Vereinbarkeit ist eine Lüge
  • Gleichberechtigung: Kinder oder Karriere
  • Kinder – das Aus für die Karriere?
  • Kind oder Karriere – Kann man beides haben?

5 der ersten 10 Suchtergebnisse sind absolut negativ behaftet und lassen vermuten, dass gilt: Karriere oder Kinder und nicht Karriere und Kinder.

Nicht gerade motivierend, selbst ein Kind in die Welt zu setzen, wenn die eigene Karriere gerade erst begonnen hat. Wer will sich im Nachhinein schon ärgern, dass der eine oder andere Monat längeres Arbeiten vor dem Karriereknick aufgrund der Babypause, geholfen hätte um einen besseren Wiedereinstieg zu erreichen oder ein höheres Elterngeld zu erhalten.

Das ist doch unfair! Bis heute konnte ich alles haben: Ich habe das Gymnasium besucht, das ich wollte. Ein Auslandsschuljahr auf meinen Wunsch hin in Neuseeland verbracht. Meine Leidenschaft studiert. Einen herausfordernden ersten Job bekommen. Und jetzt soll ich mich entscheiden müssen?

Karriere oder Kinder.

Dieser Artikel ist ein Experiment. Ich möchte aufzeigen, welche Bedingungen (für mich) ideal wären. Was bräuchte es, dass Kind und Karriere in Deutschland keinen Widerspruch mehr darstellen, sondern für alle Frauen (und Männer) die dies möchten, beides machbar ist. Denn für meinen zukünftigen Sohn oder meine zukünftige Tochter möchte ich als Mutter Vorbild sein und dennoch mein eigenes Glück nicht aufgeben.

Dich erwarten meine 7 Visionen, wie aus Karriere oder Kinder, Kinder und Karriere wird.

Vision 1: Ideale Kinderbetreuung für erfolgreiche Karrieren

In Deutschland hat seit neuestem jedes Kind ab einem Jahr einen gesetzlichen Anspruch auf einen Krippenplatz. Jedoch zu extrem unterschiedlichen Preisen – jede Stadt verlangt unterschiedlich hohe Gebühren von den Eltern. Abhängig von der Stundenanzahl und Intensität der Betreuung variiert der Preis mit dem Kind und Karriere parallel möglich werden. Ach und der Ort der Anspruchserfüllung ist auch nicht festgelegt!

Faire Kosten für faire Karrierechancen

Wenn Mütter oder Väter ihr (Teilzeit-)Gehalt für die Kinderbetreuung ausgeben, lohnt sich arbeiten gefühlt nicht mehr. Schweden macht es vor: Kinderbetreuung ist kostenlos und motiviert damit beide Eltern vollzeit arbeiten zu gehen. Denn ihre Leistung lohnt sich und gleicht nicht „nur“ die Zusatzkosten durch das Kind aus.

In einer idealen Welt, wird Kinderbetreuung für jedes Alter kostenfrei angeboten. Selbstverständlich in einer hohen Qualität. Eltern wissen ihre Kinder gut aufgehoben. Beide können sich auf die Karriere konzentrieren, während die Kinder flexibel betreut werden.

Flexible Betreuungszeiten für faire Karrierechancen

Flexibel heißt, dass Kinder auch außerhalb von 08:00-18:00 Uhr in die KITA gehen können. Nachtschichten oder Dienstreisen können durch sogenannte „24h-Kitas“ ermöglicht werden. Das heißt nicht, dass Kinder 24 Stunden fremdbetreut werden. Es bedeutet, dass Eltern unterschiedliche Arbeitszeiten im Rahmen eines festen Stundenkontigents abgedeckt bekommen ohne sich sorgen zu müssen. Karrieren im Schichtbetrieb sind keine Ausnahme und dürfen nicht im Konflikt mit qualitativ hochwertiger, bezahlbarer Kinderbetreuung stehen.

Nach der KITA kommt die Schule. Schulschluss um 11:20 Uhr (wie in meiner ersten Klasse an der Tagesordnung) bringt Mütter nicht mehr in die Bredouille, wenn das Ganztagsschulsystem gut durchdacht und flächendeckend umgesetzt wird. Unterrichts- und Spiel- bzw. Entwicklungszeiten wechseln sich ab. Nicht nur die Eltern haben einen strukturierten Alltag, sondern sind sich sicher, dass auch ihre Kinder die Tage so verbringen, wie es für ihre individuelle Entwicklung ab Besten ist.

Der passende Ort für faire Karrierechancen

Der gesetzliche Anspruch auf einen Betreuungsplatz ab dem ersten Lebensjahr für Kinder, muss nicht nur flexibel und kostenfrei umgesetzt sein. Der richtige Ort ist ebenso entscheidend! Eltern, die jeden Tag ans andere Ende der Stadt fahren müssen, um ihr Kind zur KITA oder Schule zu bringen, bevor sie in die andere Richtung hetzen, um pünktlich zur Arbeit zu kommen, können weder im Umgang mit den Kindern entspannt sein, noch den Kopf für die Herausforderungen im Berufsalltag frei haben.

Sie verschwenden ihre Energie für die Logistik hinter der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Praktikabel muss die ideale Kinderbetreuung sein! In den meisten Fällen wird dies nicht nur durch flexible Betreuungszeiten, sondern ebenso durch eine wohnungs- oder arbeitsstättennahe KITA oder Schule für den Nachwuchs erreicht.

Vision 2: Anpassungsfähige Arbeitszeiten für bedürfnisorientierte Familienzeit

Arbeitszeitmodelle gibt es heute viele. Neben dem klassischen Vollzeitjob mit rund 40 Stunden Arbeitszeit, gibt es alle möglichen Teilzeit-Varianten. Um fähige Mitarbeiter schnell nach der Elternzeit zurück in den Job zu holen und das mit einer möglichst hohen Stundenanzahl, ist eine hohe Flexibilität vom Arbeitgeber gefragt.

Um die Betreuung der Kinder sicherstellen zu können, sollte Homeoffice eine gleichwertige Alternative darstellen. Ein oder zwei feste Tage könnte von zu Hause gearbeitet werden und an den verbleibenden Tagen ist der Mitarbeiter vor Ort.

Ein spannendes Modell – das flexibel auf den Familienalltag abgestimmt sein kann – ist die Aufteilung der Arbeitszeit in zwei oder mehr zeitliche Blöcke pro Tag. So könnte eine Mutter am Vormittag im Büro sein während das Kind in die KITA geht. Am Nachmittag arbeitet sie aus dem Homeoffice. Selbstverständlich wird sie hier auch Zeit für die Kinderbetreuung benötigen. Dafür können am Abend beispielsweise noch Mails beantwortet oder Konzepte ausgearbeitet werden.

Auch im Krankheitsfall des Kindes, ist Homeoffice oder die Möglichkeiten spontan Überstunden abzufeiern eine willkommene Alternative. Letzteres gilt vor allem für diese Jobs, die nicht von zu Hause erledigt werden können.

Flexibilität und individuelle Lösungen sind gefragt!

Das Entscheidende ist, dass die reine Anwesenheitsdauer nicht auf die Arbeitsqualität schließen lässt. In einer idealen Arbeitswelt, sind Arbeitgeber daran interessiert für ihre Mitarbeiter individuelle Lösungen zur zeitlichen Vereinbarkeit von Familien- und Arbeitszeiten zu finden. Denn ihre Priorität liegt darin, gute Leute im Unternehmen zu halten und von deren Arbeitskraft zu profitieren – nicht deren Kräfte durch Unflexibilität zu rauben.

Vision 3: Weg von der Doppelbelastung hin zur Doppelverantwortung

Duales Studium heißt Ausbildung und Studium = Hohe Leistungsbereitschaft

Job und ehrenamtliches Engagement = Ehrenswert

Kinder und Karriere = Doppelbelastung

Siehst Du das Problem?

Drei Kombinationen – zwei davon sind in unserer Gesellschaft positiv besetzt. Eine wird als problematisch angesehen.

Warum werden Kinder und Karriere als Doppelbelastung bezeichnet und nicht etwa als doppelte Verantwortungsübernahme gewertschätzt? Der Mensch ist in der Lage sich auf mehr als nur eine Sache zu konzentrieren. Eben alles zu seiner Zeit.

Ein dualer Student ist entweder arbeiten oder studieren. Die Zeiten sind fest vorgegeben.

Ehrenamt findet in der Freizeit, der Job während der Arbeitszeit statt. Der Fokus verschiebt sich je nach Zeitfenster.

Es ist möglich die Verantwortung für die eigenen Kinder zu tragen und Verantwortung für die eigene Karriereziele zu übernehmen. Durch klare Zeiteinteilung ist beides gleichzeitig möglich!

Eine arbeitende Mutter ist keine Rabenmutter. Im Gegenteil: Sie hat Respekt verdient, dass sie es schafft eine gute Mutter zu sein und ihren persönlichen, beruflichen Erfolg dafür nicht zurückstellen muss. Kinder und Karriere zu vereinen, verdient ein besseres ansehen in unserer Gesellschaft!

Vision 4: Fließendere Übergänge zwischen dem Leben mit Kindern und der Karriere

Mein Wunsch ist es, nicht zwei separate Leben – eines im Job und eines mit meiner Familie – zu führen, sondern beides zu vereinen.

Es ist heute in vielen Berufen selbstverständlich (immer) erreichbar zu sein. Umso höher Du auf der Karriereleiter steigst, desto öfter ist es der Fall, dass Du am Wochenende einen dringenden Anruf entgegennimmst oder am Abend noch Mails vom heimischen Sofa versendest. Der Job wird also Teil des Privat- und Familienlebens.

Ob das gut ist, darüber können wir uns an anderer Stelle streiten. Aus meiner Sicht ist es ab einer gewissen Stellung kaum mehr vermeidbar. Die Frage muss dann eher sein: Warum geht es so herum, aber nicht andersherum?

Wenn die beruflichen Mails mit ins Privatleben kommen, warum kommen die Familiensorgen nicht mit ins Berufsleben?

Die KITA streikt – selbstverständlich kann ich die Kinder mit ins Büro nehmen, denn es gibt einen separaten Raum inkl. Betreuung, in dem sie spielen können, während ich wichtige Meetings habe.

Eine Geschäftsreise zu Vertragsverhandlungen in Frankreich steht an. Logisch, dass meine Familie mitreist. Während ich arbeite, schaut mein Mann mit den Kindern die Stadt an. Am Wochenende verbringen wir die beiden Tage noch gemeinsam und genießen den Kurzurlaub.

Private Telefonanrufe während der Arbeitszeit zu tätigen – sei es zur Arztterminvereinbarung oder Betreuungskoordination für die Kinder – ist genauso wenig ein Problem, wie kurzfristige Arbeitszeitverschiebungen aufgrund von privaten Terminen. Denn die Arbeitszeit wird an anderer Stelle auf vertrauensbasis nachgeholt – vielleicht am kommenden Samstag, wenn die Kinder ohnehin in den Zoo mit Oma fahren?

Diese Vision ist Geschmackssache

Vielleicht ist Dir die Trennung zwischen Beruf und Familie sehr wichtig. Mir geht es anders.

Ich arbeite sehr gerne und nehme meine beruflichen Probleme oder Aufgaben oft mit nach Hause – wenn auch nur im Kopf oder für den Austausch mit Mike. Andersherum mache ich es bisher kaum – mal einen Arzttermin von der Arbeit aus vereinbaren oder mit meiner Mutter ein paar Whats-App-Nachrichten austauschen, okay. In einer perfekten Welt, ist mein Aufgabenbereich so klar abgesteckt, dass lediglich die Zielerreichung zählt – nicht aber, ob ich diese in 35 oder 45 Stunden vom Bürostuhl oder dem heimischen Sofa mit dem Kind auf dem Arm oder gebremst durch Gedanken ans Kind in der Krippe erreiche.

Vision 5: Keine Angst vor der Rente und der ominösen Wiedereingliederung

  • „Mütterrente gleicht Verluste nicht voll aus“
  • „Besonders Frauen von Altersarmut betroffen“
  • „Weniger als 30 Stunden machen in Teilzeit gar keinen Sinn“

Drei Aussagen – drei Mal sind die Kinderbetreuungszeiten das Problem.

Arbeiten für die Rente

Wenn Kinder und Karriere vereinbar sein sollen, dann darf die Angst vor der eigenen geringen Rente aufgrund der Babypause nicht der treibende Faktor für eine Frau sein, zurück in den Beruf zu wollen.

Wer zurückkehren muss, wird nicht wirklich produktiv sein können. Die Gedanken sind eher beim Kind als beim Job und Schuldgefühle nehmen in vielen Fällen überhand.

Arbeiten aus Motivation

Damit das „Zurück in den Job“ motivierend für die Frau (oder auch den Mann) sein kann und sie dies von sich aus anstrebt, muss die Rückkehr mit positiven Gefühlen besetzt werden. Arbeitgeber stehen in der Verantwortung adäquate Stellen anzubieten.

Schon heute existiert der Anspruch auf eine gleichwertige Stelle – doch wie oft hörst Du von Frauen, die plötzlich andere Aufgaben haben, in einer anderen Abteilung sitzen und neue Kollegen bekommen. Ohne, dass sie dies als gleichwertig oder wertschätzend empfinden.

Anerkennung von Kinderbetreuungszeiten

Wirklich gerecht wäre eine Gesellschaft, in der Kinderbetreuungszeiten für die Rente zählen wie Arbeitszeiten.

Es darf keine entweder/oder Entscheidung sein, sondern muss eine wirklich individuelle Entscheidung sein, ob, in welchem Umfang und wann eine Frau nach einer Babypause wieder arbeiten möchte.

Die praktische Umsetzung ist eine schwierige Frage.

Was tun mit den Frauen, die ihren Job vorher nicht mochten und jetzt nicht mehr zurückkehren müssen, weil ihnen die Zeiten gleichwertig für ihre Rente angerechnet werden?

Muss hier ein Ausgleich geschaffen werden? Sind Kinder und vor allem mehr Kinder für unsere Gesellschaft ebenso förderlich wie eine 40h-arbeitende Frau?

Der Zeitpunkt, wann die Produktivität (ob im Kinderkriegen und -erziehen oder durchs Arbeiten) für die Gesamtwirtschaft „wirkt“, verschiebt sich. Allerdings bringen sowohl die direkte Arbeit der Frau als auch ihr Einsatz für mehr Kinder der Gesellschaft einen Mehrwert.

In Kombination mit freier Kinderbetreuung hat die Frau bei voller Anerkennung ihrer Arbeitskraft (ob für die Kindererziehung anstelle der Nutzung der kostenfreien Betreuung oder für einen Arbeitgeber) für ihre Rente, die Wahl!

Diese Freiheit wird zu mehr Kindern und zu mehr weiblichen Karrieren führen – davon bin ich überzeugt.

Vision 6: Hilfe annehmen und die eigenen Leistungen wertschätzen

Instagram und Co. machen es vor: Frauen können liebende Mütter, erfolgreich im Job, sportlich aktiv und natürlich noch eine liebende Ehefrau sein. Dabei sieht die Wohnung immer fototauglich aus! Kind und Karriere parallel ist für diese Supermamas ein Kinderspiel.

Ist das ein wirklich realistisches Bild? Sollten wir uns nicht eingestehen, dass es immer eine Frage der Priorisierung ist? Wie schaffen diese vermeintlich perfekten Frauen all das in nur 24 Stunden? Schlafen und essen sie nicht?

Die Realität

Wer Kinder und Karriere wirklich miteinander vereinen möchte und gleichzeitig auch noch die Beziehung pflegen, sich selbst nicht aus den Augen verlieren und den Haushalt schmeißen will, kommt in der Realität schnell an eine Belastungsgrenze. Und das geht jedem so!

Egal, ob Mann oder Frau. Niemand kann in allen Bereichen 100 % (und darüber hinaus) geben und sich jeden Hut aufsetzen.

Die Vision

Und genau dies sollte die Gesellschaft auch vermitteln. Nicht dieses vermeintlich perfekte Ideal abbilden, das ohnehin nicht erreichbar ist, und damit Müttern ein schlechtes Gefühl geben.

Vielmehr sollten Frauen dazu erzogen werden, dass sie ihre eigene (berufliche wie private) Leistung anerkennen können, zufrieden mit sich sind und am Abend nicht darüber nachdenken, was sie alles nicht geschafft, sondern was sie an dem Tag geleistet haben.

Es ist keine Schande, eine Putzhilfe zu benötigen, einen Babysitter für mehr Paarzeit einzustellen oder die beste Freundin um Hilfe zu bitten.

Im Gegenteil!

Es zeugt von Größe, priorisieren und Hilfe annehmen zu können.

Beides – sowohl Hilfe zu benötigen als auch Dinge nicht zu schaffen sind in unserer Gesellschaft mit dem Stigma des Scheiterns behaftet.

In meiner Zukunftsvision ist dies nicht mehr der Fall – es ist normal, dass jeder andere Stärken und Expertisen hat und das ist auch gut so.

Vision 7: Kinder als wertvoller Teil der Gesellschaft anstelle von süßen Karrierekillern

Mit 1,95 Kindern pro Frau (mehr als ein halbes Kind mehr als bei deutschen Frauen) und der höchsten Zufriedenheitsrate liegt Norwegen ganz vorne im internationalen Vergleich. Worin liegt der Unterschied zwischen diesem Land und Deutschland?

Elternförderung und Kinderbetreuung sind gesellschaftlich vollkommen anerkannt. Es ist selbstverständlich, dass Väter am Spätnachmittag nach Hause gehen, um Zeit mit den Kindern zu verbringen.

Von schwedischen Kollegen in meinem eigenen Unternehmen habe ich gelernt, dass es in Schweden sogar als verwerflich angesehen wird, wenn ein Vater dies nicht tut und die Vermutung entsteht er wolle keine Zeit mit seinen Kindern verbringen.

Auch in den skandinavischen Ländern arbeiten Mütter meist Teilzeit und die Väter Vollzeit. Ist das besser als bei uns?

Ich denke ja – denn die Zahl Vollzeit-arbeitender oder arbeitender Mütter ist insgesamt deutlich höher als bei uns. Zusammen mit der hohen Zufriedenheitsrate spricht alles dafür, dass diese Eltern nicht arbeiten, weil sie es müssen, sondern weil sie es wollen und können.

Dass es im Norden eher Kinder und Karriere heißt als bei uns, liegt an den deutlich besseren Rahmenbedingungen.

Eltern können individuell entscheiden, wie sie Familien- und Arbeitszeit gestalten möchten. Die Gesellschaft sieht Kinder nicht als „Störfaktor“ für die Karriere, sondern sie gehören dazu. Diese Flexibilität und Offenheit wirken motivierend.

Eltern, die gerne Karriere machen möchten, können dies weiterhin tun. Arbeitgeber schätzen Eltern und es ist selbstverständlich, dass für beide Lebensbereiche genug Zeit sein muss. Es ist alles eine Frage der Organisation!

In einer solchen Welt möchte ich Karriere und Kinder miteinander vereinbaren – wenn es doch nur dort oben nicht so kalt wäre 😉

Fazit zu 7 Visionen für mehr Gerechtigkeit

Die sieben vorgestellten Visionen, Träume, Ideen, Gedanken oder wie Du es bezeichnen magst, würden für mich perfekte Rahmenbedingungen bieten, um sagen zu können: „Ja ich will Kinder und ich kann sofort aufhören den perfekten Zeitpunkt zu suchen; denn jeder Zeitpunkt ist gut.“

Warum ist dieser Artikel Teil der Blogparade des Hobbyinvestors?

Es soll doch um soziale Gerechtigkeit und die Frage „Ist die Welt fair?“ gehen.

Der Punkt: „Bekommen wir ein Kind und wann“ ist für mich die erste Situation in meinem Leben, in der ich mich ungerecht von der Gesellschaft behandelt fühle. Ich empfinde, dass es nicht sozial gerecht zugeht in Deutschland, wenn es an diese Entscheidung geht.

Ich bin gut ausgebildet und habe beste Karrierechancen. Aber ich empfinde enorm hohen sozialen Druck, den richtigen Zeitpunkt für Kinder zu finden. Denn ich arbeite gerne und möchte beides – Kinder und Karriere.

Mit den derzeitigen Rahmenbedingungen, muss ich mich aber zumindest zum Teil entscheiden.

Ja – ich bin in einer komfortablen Situation, da ich ein Elterngeld nur wenige 100 Euro unter der Höchstgrenze erwarten könnte. Zusätzlich verdienen wir beide recht identisch und ich habe einen Mann, der selbst sehr gerne Elternzeit nehmen möchte.

Alternativen?

Rational betrachtet könnte ich jetzt erst noch ein paar Jahre Karriere machen, einen noch höheren Elterngeld-Anspruch erzielen und aus einer höheren Position heraus in die Elternzeit gehen. Alternativ kann ich zeitnah ein Kind bekommen und damit die Priorität auf mein privates Glück legen.

Bei einer schnellen Rückkehr, in den Beruf (um weiterhin mit Spaß an meiner Karriere arbeiten zu können), kann ich mir in beiden Fällen schon jetzt den „Rabenmutter-„Stempel abholen und anfangen für eine teure Kinderbetreuung zu sparen. Die Rahmenbedingungen in Deutschland verführen dazu, spät Mutter zu werden. Und weniger Kinder zu bekommen. Denn finanziell sind die Nachteile enorm, früh oder viele Kinder zu bekommen. Kein Wunder, dass Deutschland eine geringe Geburtenanzahl hat.

Fair ist das nicht. Es ist wie so vieles im Leben eine Frage der Priorisierung.

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