Die Ehe ist ein knallharter und gemeiner Vertrag!

Wieso knallhart? Weil ihr erst mit eurem Tod wieder aus der Sache rauskommt.

Warum gemein? Weil neben euch ein dritter Vertragspartner im Boot sitzt.

Ohne Ehevertrag ist der Staat Vertragspartner – Änderungen in der Gesetzeslage können sich auf eure Ehe auswirken.

Den meisten Menschen bleibt dies während der Ehe verborgen. Das wahre Unheil zeigt sich erst in dem Moment, wenn ihr es am wenigsten gebrauchen könnt!

Bei der Scheidung.

Und die kostet richtig Geld. Angenommen euer Verfahrenswert liegt bei 50.000 Euro – was im Laufe vieler Ehejahre eine geringe Summe ist – blecht ihr bereits ~4500 Euro. Diese sind nicht verhandelbar und sind gesetzlich durch Gerichtskosten in Familiensachen und das Rechtsanwaltsvergütungsgesetz festgelegt.

Knappe 10 % des Verfahrenswertes dürft ihr am Ende eurer Ehe abdrücken. Damit es nicht so weit kommt, gibt es unseren Blog.

Und damit ihr auch die finanziellen Fallstricke der Ehe aus dem Weg räumen könnt, befassen wir uns damit in diesem Artikel.

Diesen Artikel schrieb Mike für dich!

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Ausklammern der Romantik in einem Vertrag

Nach der Verlobung erhöhten sich die Gespräche über die Eheschließung. Eine umfassende Checkliste zur Hochzeitsvorbereitung will abgearbeitet werden.

In diesen Dialogen kam der Ehevertrag auf den Tisch und die Meinungen wurden mit jedem Gespräch kontroverser.

Das eine Extrem nahm die Position ein: „Ohne Ehevertrag funktioniert nichts und die Ehe ist ein Freifahrtsschein in die Hölle!“

Verfechter des anderen Extrems, äußerten die Meinung: „Vor der Hochzeit, die Ehe in Frage zu stellen und an eine Scheidung zu denken, ist der Grundstein für eine miserable Ehe!“

Höre ich auf beide Vertreter ihrer Gruppen lande ich definitiv in der Hölle und bin momentan dabei mein Leben grob fahrlässig aufs Spiel zusetzen. Ein glasklare Lose-Lose-Situation.

Anstatt an dieser Stelle aufzuhören und lieber auf die Hochzeit abzusagen, stellte ich mir die Fragen, a) was die Bedürfnisse der Vertreter sind  und b) ob sich beide Position zwangsläufig ausschließen müssen?

​Bedürfnisse beider Fraktionen

Die Höllenfraktion hat vermutlich vor Augen, dass die Ehe ein Risikounternehmen ist, Abhängigkeiten bestehen und der Ausgang in der Privatinsolvenz enden kann. Kann dabei der Ehevertrag helfen?

Die Zukunft wird etwas kalkulierbarer – hauptsächlich steigt die gefühlte Kontrolle der Situation. Schließlich haben sich beide Partner im Vorfeld die Zeit genommen und über Ihre Bedürfnisse und Ängste gesprochen. Zumindest wäre dies sinnvoll, beim Abschließen eines (einvernehmlichen) Vertrages.

Die Fraktion der selbsterfüllenden Prophezeiung hingegen hegt wahrscheinlich ein starkes Bedürfnis nach Romantik, Liebe, Partnerschaftlichkeit und Vertrauen. Was stellt der Gedanke an einen Ehevertrag hier an?

Das Konstrukt „Ehe“ vor der Hochzeit in Frage zustellen, zerstört die gesamte Symbolhaftigkeit der lebenslangen Partnerschaft. Als Annahme gilt, dass erst der Tod, die Ehe scheiden lässt und vorher kein Zweifel besteht.

Vereinbarkeit beider Extreme

Wenn sich beide Partner einig sind, dann wird die Entscheidung schnell und unkompliziert getroffen. Wie sieht es aber bei Paaren aus, die in diesem Bereich sehr unterschiedlicher Meinung sind?

Die Vereinbarkeit liegt in den diversen Aspekten des Ehevertrages. Zunächst regelt dieser die finanzielle Aufteilung nach einer Scheidung. Hinzu kommt der Umgang mit dem Vermögen nach dem Tod. Wie sieht es nach Eurem Tod aus? Gibt es eine Patientenverfügung? Wer bekommt welchen Teil des Erbes? Gibt es eine zusätzliche Witwenrente?

Stellt Euch also die Frage nach den gemeinsamen Interessen. Auch, wenn es unromantisch ist oder kein Vertrag zu Stande kommt, sitzen einige mehr Leute mit im Boot als Euch vielleicht lieb ist.

Ohne Ehevertrag erlaubt Ihr dem Staat, sich aktiv in Eure Ehe einzumischen. Davon merkt Ihr nichts, wenn Ihr Euch einig seid. Bei Problemen ist er allerdings prompt zu Stelle und das kann für beide unangenehme Folgen haben.

Durch einen Ehevertrag könnt Ihr Euch Handlungsanweisungen im Problemfall selbst auferlegen und den Staat vorerst außen vor lassen. Und dies kann auch nur bedeuten, dass in dem Ehevertrag die momentan geltenden Gesetze für Euch festgelegt werden. Damit können böse Überraschungen durch Gesetzesänderungen in fünf, zehn oder zwanzig Jahren (zumindest teilweise) vermieden werden.

Zudem sind eventuell Bereiche in Eurem Leben vorhanden, an denen noch andere Personen hängen als nur Ihr zwei. Ist einer von Euch selbstständig? Oder führt Ihr ein Unternehmen?

Gesetzlich gilt die Zugewinngemeinschaft, was bedeutet, dass produziertes Vermögen innerhalb der Ehe beiden Parteien gehört. Im Extremfall können Unternehmen mit in den Rosenkrieg einbezogen und in die Insolvenz geführt werden. Dies hätte unter Umständen weitreichende Folgen für die beschäftigten Mitarbeiter. Dieses Szenario kann ebenfalls in einem Ehevertrag geklärt werden, z. B. durch eine modifizierte Zugewinngemeinschaft, die nur für den privaten Vermögensaufbau, nicht jedoch für den betrieblichen gilt.

Pleite antizipieren: Das „Was- wäre-wenn“-Szenario

Habt ihr euch Gedanken gemacht, was wäre wenn…

… eure Ehe funktioniert?

… eure Ehe eine Sinnkrise nach 10 Jahren erlebt?

… ihr euch gegen alle Erwartungen scheiden lassen wollt?

Ohne Glaskugel sind eure Antworten rein hypothetisch. Ist es denn relevant, ob eure Vermutungen eintreten?

Nein.

Unbekannte und stressvolle Situationen sorgen dafür, dass unser Gehirn nicht mehr rational denkt und wir ausfallend reagieren. Hast du schon schnippische oder böse Aussagen verteilt, obwohl du im Normalfall anders reagiert hast?

Wie ging es dir in der Situation und danach?

Angewandt auf den Ehevertrag bedeutet dies: Erstens solltet ihr vor der Ehe Einigkeit über Streitthemen erlangen und falls dies nicht möglich ist, sie zumindest offen auf den Tisch legen. Zweitens in regelmäßigen Abständen eure Meinungen, Wünsche und Bedürfnisse aktualisieren.

Wenn ihr das beherzigt, habt ihr eine gute Chance euch im Stressfall auf gemeinsam festgelegte Handlungsmuster zu besinnen und den Konflikt friedlich zu lösen.

Dies funktioniert prinzipiell ohne ein (beglaubigtes) Schriftstück. Allerdings verstärkt ein solches Papier mit euren Autogrammen die Verbindlichkeit sich an die Abmachungen zu halten. Verstärkt wird der Effekt erneut durch die Beglaubigung durch einen Anwalt oder einen Notar.

Menschen möchten nicht als Lügner dastehen und wollen auch nie ihr Gesicht verlieren. Durch einen – wie auch immer festgelegten Vertrag – wird beides sichergestellt. Vor seinen Freunden kann der Verlassene sich mit dem Vertrag rechtfertigen und sein Gesicht behalten. Und vor dem Partner kann er nicht lügen, da seine Gedanken und Interessen festgehalten sind.

Das größte finanzielle Risiko

und damit der größte finanzielle Nachteil der Ehe, ist das Ignorieren des eben Beschriebenen. Wenn ihr euch gedankenlos in das Abenteuer Ehe begeht, kann dies weitreichende finanzielle Folgen für euch, eure Kinder, eure Familien und eure Mitarbeiter haben.

Aus finanzieller Sicht ist die Ehe eine Wette auf Lebenszeit. Begeht nicht den Fehler und setzt alles blind auf eine unbekannte Karte, wenn ihr im Vorfeld die Möglichkeit habt, eure Beziehung und zukünftige Ehe nachhaltig zu stärken.

Denn der Austausch über die genannten Bedürfnisse und Wünsche erhöht das Vertrauen ineinander. Gestärktes Vertrauen führt zu offeneren Kommunikation und die wiederum zu mehr Vertrauen. Eine Spirale, die eure Ehe auf lange Sicht stabilisieren kann. Dies auszublenden kann im Gegenteil enden – und das wollen vermutlich nur Heiratsschwindler.

Die Ehe kann auf diese plakative Aussage reduziert werden.

Auf der einen Seite kann dies ein sehr schönes Gefühl sein, da viele positive Aspekte mit eingebracht werden: Verlässlichkeit, Halt und Absicherung.

Es kann in Krisensituation allerdings auch schnell zur Belastung führen. Dies wird bei Betrachtung des Unterhalts schnell klar.

Abhängigkeit während der Ehe

Durch Stellenabbau kann einer von euch schnell in der Arbeitslosigkeit landen. Eine unangenehme Situation, aber durch unser Sozialsystem nicht lebensbedrohlich. Als Single oder in kurzen Beziehungen schaltet sich in diesem Fall die Agentur für Arbeit oder das Sozialamt ein. Je nach Situation erhält derjenige für eine bestimmte Zeit Zuwendungen vom Staat.

Als verheiratetes Paar steht vor den staatlichen Hilfen euer Partner. Als Berechnungsgrundlage für staatliche Unterstützung dient ab sofort euer beider Einkommen. In der Regel übernimmt einer von euch die Versorgung der gesamten Familie.

Dies kann finanziell erdrückend wirken, vor allem wenn Kinder und Kredite im Spiel sind. Letzteres wird noch kritischer, wenn es sich um Konsumkredite handelt. Das Fiasko ist perfekt, wenn das Leasingfahrzeug geschrottet und kein Ersatz besorgt werden kann.

Leider trifft dieser Zustand nicht nur für Ehen zu. Auch langjährige Partnerschaften können von den Ämtern derart bemessen werden, dass der Partner in die Versorgungspflicht genommen wird.

Abhängigkeit nach der Scheidung

Warum benutze ich das Wort Scheidung anstelle Ehe in der Überschrift? Die Scheidung ist lediglich der bürokratische Akt der Trennung. Damit ist die Ehe allerdings nicht rückgängig gemacht. Beide Partner stehen weiterhin in der Verpflichtung zueinander.

Dies bedeutet konkret, dass im Falle einer Trennung, der Partner weiterhin für den Unterhalt aufkommen muss. Hier gibt es allerdings einige Feinheiten zu beachten – landläufig wird dies gerne pauschalisiert.

Zunächst muss die Frage gestellt werden, ob ein Job (oder die Suche danach) zumutbar ist oder nicht. Zumutbar ist sie bei kinderlosen Eheleuten. Bei Partnern mit minderjährigen Kindern ist dies nicht mehr zumutbar. Weiter geht’s mit dem Wohnort der Kinder, dem Vermögen und vielen anderen Aspekten. Unter Umständen ist der größere Kapitalvernichter nicht der Unterhalt, sondern die auszuführende Bürokratie.

Unterhaltszahlungen gelten allerdings nicht ein Leben lang. Durch den Erwerb eines Jobs (Kinder werden Erwachsen), die erneute Hochzeit oder eine mindestens zweijährige Beziehung können die Zahlungen beendet werden.

Das solltet ihr bei lebenslanger Abhängigkeit beachten

Wie beim Ehevertrag gilt: Der Austausch über die eigenen und gemeinsame Bedürfnisse ist elementar für den Erfolg eurer Ehe.

Abhängigkeiten werden entstehen und das ist auch gut, denn sie bieten viele Vorteile. Zum Beispiel die Arbeitsteilung im Haushalt, bei der Kinder Erziehung, beim Vermögensaufbau und bei der persönlichen Entwicklung.

Negative Aspekte kommen erst gravierend zum Tragen, wenn ihr euch im Vorfeld nicht mit dem Thema befasst habt. Was ist eurer Plan nach den zwölf bis vierzehn Monaten Elternzeit? Wie soll das Geld verdient werden, wenn eine Person arbeitslos wird oder bleibt? Wie sieht eure finanzielle Planung aus? Wann könnt ihr wie viel zurücklegen?

Einige dieser Fragen werden wir in weiteren Artikeln aufgreifen. Stichworte sind Altersvorsorge und Patientenverfügung.

Fazit zu den Nachteilen des Heiratens

Zu einem negativen Artikel passt ein positives Fazit.

Ihr habt es selbst in der Hand, ob euch die Ehe finanziell ruiniert oder ob ihr auch auf stürmische Zeiten vorbereitet seid. Die Diskussion über einen Ehevertrag darf auf keiner Hochzeits-Checkliste fehlen!

Wenn ihr ohne Ahnung euer gesamtes Vermögen in ein Anlageprodukt investiert und im nächsten Crash panisch reagiert, ist euer gesamtes Vermögen in Rauch aufgegangen. Mit einer klaren Strategie und Wissen über Risiken steigt die Wahrscheinlichkeit unbeschadet aus der Situation herauszukommen extrem.

Handhabt eure Ehe mit weiser Voraussicht. Wenn ihr die Finanzen und Abhängigkeiten regelmäßig klarstellt, schafft ihr damit Platz für die leidenschaftliche Romantik – denn wer will schon ein totes Ehebett?

Beste Grüße Mike

P. S.: Für mehr Nachteile und wie diese in Zahlen ausgedrückt aussehen, hat Jenny – die Exstudentin – einen Beitrag veröffentlicht!

https://exstudentin.wordpress.com/2017/03/16/ist-das-modell-der-ehe-veraltet-teil-2/

Unsere Leseliste zum Thema „Pleite durchs Heiraten“:

Rechtsberater zum Ehevertrag vom dtv-Verlag: Eheverträge: Sicherheit für die Zukunft (dtv Beck Rechtsberater)

Helma Sick und Renate Schmidt erklären Altersvorsorge für Frauen: Ein Mann ist keine Altersvorsorge: Warum finanzielle Unabhängigkeit für Frauen so wichtig ist

Michael Mary zur wissenschaftlichen Seite der Vereinbarkeit von Geld und Liebe: Liebes Geld: Vom letzten Tabu in Paarbeziehungen

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