Privatinsolvenz als Beziehungskiller oder wertvoller Startschuss?

Immer wieder lernen wir online wie offline spannende Menschen kennen. Einer davon ist Robert Brinkert, der Menschen unterstützt, die sich in der Privatinsolvenz befinden oder kurz davor stehen.

Dafür hat er sein eigenes Unternehmen gegründet und arbeitet daran Bildung rund um Schulden und Finanzen im Allgemeinen unter die Menschen zu bringen.

Seine eigene Privatinsolvenz war für Robert der Startschuss in ein neues Leben – mit Finanzbildung!

Im Beziehungs-Investoren Podcast hat er von seinem Weg berichtet und mit viel Passion dargelegt, warum Bildung rund um Finanzen der Schlüssel ist, dass weniger Menschen ihre private Insolvenz anmelden und durchstehen müssen.

Das ganze Gespräch mit Robert kannst Du Dir hier oder auf allen Podcast-Plattformen anhören:

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Und wenn Du lieber liest, haben wir die wichtigsten Punkte zusammengefasst:

Robert Brinkert lebt in Hamburg, ist 35 Jahre jung, verheiratet und Vater von einem Sohn sowie einem Stiefsohn. Er ist hauptberuflich beim Zoll und verbeamtet.

Nebenbei hat er die Insolvenzhilfe gegründet, nachdem er selbst 2017 Privatinsolvenz anmelden musste und aus dieser Zeit viel gelernt hat.

Privatinsolvenz Interview

Was steckt hinter Deinem Projekt der „Insolvenzhilfe“?

Meine Vision ist mit finanzieller Bildung die Anzahl der 90.000 Privatinsolvenzen und die Anzahl der sieben Millionen überschuldeten Menschen in Deutschland zu senken, was zur Folge haben wird, dass Kinder- und Altersarmut bekämpft werden.

Kurz nachdem der Antrag auf Eröffnung meiner Privatinsolvenz gestellt wurde, kam ich eines Morgens von der Nachtschicht nach Hause und habe eine Dokumentation über die Auswirkungen der Finanzkrise an einem kleinen norwegischen Ort gesehen.

Das war für mich der Startschuss über Finanzen nachzudenken und viele Bücher zu lesen. Später stellte ich immer mehr fest, wie kompliziert und anstrengend der ganze Insolvenzprozess ist – und dass auch hier so viel Wissen fehlt.

Deshalb habe ich entschlossen anderen zu helfen, diesen Prozess stressfrei zu überstehen.

Langfristig möchte ich dazu beitragen, dass Menschen gar nicht erst in der Verschuldung landen.

Wie kam es denn zu Deiner eigenen Privatinsolvenz?

Das war eine Verkettung vieler Faktoren:

  • Hochzeit auf Kredit
  • Elternzeit, die wir beide genommen haben und aufgrund der früheren Selbstständigkeit meiner Frau ein geringeres Elterngeld.
  • Ein gescheiterter Versuch nebenbei Geld zu verdienen mit einer eigenen Eisdiele.
  • Der verunglückte Versuch Selbstständigkeit, Familienleben und Rückkehr in den Job nach 6 Monaten Elternzeit zu vereinbaren.
  • Scheitern der Selbstständigkeit mit dem Eiscafé.

Der entscheidende Punkt bei allem war meine mangelnden Finanzbildung und der daraus folgende falsche Umgang mit Geld.

 

Wie kannst Du Menschen in der Privatinsolvenz ganz konkret helfen?

Um durch das Verfahren entspannt durchzukommen benötigen die Menschen Bildung oder einen teuren Rechtsanwalt.

Ich möchte Menschen Sicherheit geben, rechtliche aber vor allem finanzielle Aufklärung bieten. Zudem möchte ich sie dabei unterstützen, finanziell gut aufgestellt zu sein, wenn der ganze Prozess vorbei ist, sodass ihnen das nie wieder passiert.

Hier ist auch wichtig den Prozess ganzheitlich zu betrachten, denn die Finanzen sind nur ein wichtiger Teil neben dem Lebensbereichen Beziehungen, Gesundheit und Sinn.

Darfst Du selbst damit in der Privatinsolvenz überhaupt etwas verdienen? Oder musst Du alles abgeben?

Klar darf man das. In der Privatinsolvenz wird dein Gehalt mit der Pfändungstabelle abgeglichen und dein pfändungsfreier Anteil bleibt Dir für den Lebensunterhalt.

Grundsätzlich musst Du dann die Hälfte Deines Zuverdienstes abgeben, um damit Deine Gläubiger zu bedienen.

Meine persönliche Einstellung lautet: Wenn die Wohlverhaltensphase vorbei ist, was im August 2020 nach drei Jahren der Fall ist, möchte ich 100 % meiner Schulden an die Gläubiger zurückzahlen. Ich sehe das als meine moralische Verpflichtung.

Aber erst einmal möchte ich durch das Projekt tatsächlich nichts verdienen, sondern alles was ich einnehme wieder reinvestieren, um meine Vision langfristig zu erreichen und min. 20.000 Menschen pro Jahr in der Insolvenz zu unterstützen.

Wie läuft das mit einer Privatinsolvenz typischerweise ab?

Grundsätzlich dauert der ganze Prozess 6 Jahre, das eigentliche Insolvenzverfahren sind jedoch nur 12 bis 18 Monate. Nach der Beendigung des eröffneten Verfahrens folgt die Wohlverhaltensphase.

Durch die Privatinsolvenz wird Dir nach einer gewissen Zeit die restliche Schuld erlassen. Bei mir wird dies bereits nach 3 Jahren in diesem August sein, da ich dann 35% der Schulden abgezahlt habe.

Zukünftig soll der ganze Prozess EU-weit auf 3 Jahre gekürzt werden, damit die Betroffenen schneller wieder voll am Wirtschaftsleben teilhaben können.

Offiziell ist es nicht gewünscht, dass man während der Privatinsolvenz bspw. an der Börse investiert oder eine Immobilie kauft, mal davon abgesehen, dass aufgrund der Schufa ein Immobilienkredit nicht finanziert wird.

Nach 12-18 Monaten erlangt man bei „Wohlverhalten“ jedoch gewisse Rechte und Pflichten. Unter anderem Sparpläne, Wohnungsbesichtigungen oder auch Netzwerkaktivitäten, um zu lernen wieder auf eigenen Beinen zu stehen.

Auf der anderen Seite muss man das Geld auf dem Pfändungskonto, das einem zur Verfügung gestellt wird auch auf jeden Fall ausgeben bzw. verwenden. Denn ansonsten wird es einbehalten und geht auch an die Gläubiger.

Auch wenn ich alle meine Schulden irgendwann zurückzahlen möchte – in dem Moment ist es eben echt ärgerlich, wenn man Geld dann vielleicht 2 Monate später braucht und es aber nicht rechtzeitig weg überwiesen hat.

Was sind Deine wichtigsten Erkenntnisse aus den vergangenen 3 Jahren?

Ich habe gelernt, wie wir unsere Ausgaben minimieren können. Zum Beispiel hatten wir früher 2 Autos und haben jetzt keines mehr. Wir sind bewusst umgezogen, sodass ich mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren kann.

Wir haben unsere Ausgaben optimiert, indem wir bspw. Handy-Verträge oder eben die Selbstständigkeit hinterfragt haben.

Wir haben angefangen viel zu hinterfragen, festgestellt was wirklich wichtig ist und dass wir gar nicht so viele materielle Dinge brauchen für ein glückliches Familienleben.

Euch soll so etwas auf keinen Fall passieren? Lernt von unserem Finanz- und Beziehungswissen aus über 10 Jahren und werdet Teil unserer Premium-Community.

Hat die Privatinsolvenz Eure Beziehung verändert? 

Erstmal war die Privatinsolvenz vorrangig meine Schuld. Ich war verantwortlich für die Entscheidungen, auch wenn wir bspw. Kreditfinanzierungen auch bereits zusammen abgeschlossen haben.

Wir sind aber auf jeden Fall enger zusammengerückt. Am Anfang war alles sehr stressig und es standen Vorwürfe im Raum.

Wir haben viel miteinander gesprochen und der Prozess hat uns dazu gebracht, dass wir heute viel bewusster leben und auch anders mit unseren Kindern umgehen.

 

Was tut Ihr als Eltern, um Euren eigenen Kindern eine solche Privatinsolvenz zu ersparen? 

Ganz einfaches Beispiel: Mein fünfjähriger Sohn hat ein Sparschwein. Er bekommt 1 € Taschengeld pro Woche, 50 Cent kommen in das Sparschwein für sein Sparziel und mit dem Rest kann er machen, was er möchte.

Wir möchten die richtigen Grundlagen legen, dass beide Kinder lernen mit Geld umzugehen, aber auch zu sparen. Und irgendwann werden sie auch ihre erste Aktie kaufen.

Dein wichtigster Tipp für andere Menschen?

Niemals den Kopf in den Sand stecken und immer Verantwortung übernehmen. Dann kann man auch das positive aus der Situation der Privatinsolvenz ziehen.

Und dann sind es so Kleinigkeiten: Beispielsweise niemals Briefe ungeöffnet lassen. Stattdessen die Finanzen kennen und strukturieren. Und dann einen Notgroschen aufbauen – 3-6 Monate würde ich empfehlen, lieber 6 bei anstehenden Rezessionen.

Auf jeden Fall nicht weglaufen, sondern die Situation annehmen, akzeptieren und gucken wie es weitergehen kann. Auch mit Unterstützung eines Schuldnerberaters oder eben jemandem wie mir.

Vielen Dank Robert für das spannende Interview!

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Aus Liebe zu heiraten ist zwar ein romantischer und schöner Grund – leider reicht er nicht aus.

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Zum Heiraten – also sich auf Lebzeiten zu binden – bedeutet sich zu vertrauen, alles ansprechen zu können und gemeinsame Lösungen zu finden. Falls Ihr dies (noch) nicht tut, ist es (noch) eine schlechte Idee zu heiraten.

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1. Wie gibst Du Dein Geld aus?

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In Eurer bisherigen Beziehung wird dies kaum zu Problemen geführt haben. Du verwaltest Dein Geld und Dein Partner sein eigenes Geld. Wenn am Ende des Monats kein Minus vor der Zahl steht, gibt es nichts zu diskutieren.

Doch in dem Moment, wenn Ihr Eure Finanzen zusammenlegt, ist der Streit vorprogrammiert. Du sparst und Dein Partner gibt aus – das wird nicht funktionieren.

Daher vereinbart Geld-Dates in freier Atmosphäre – beispielsweise einem Spaziergang – und tauscht Euch über Eure Finanzen aus.

2. Was sind Deine Werte, wenn es um Geld geht?

Siehst Du Geld als Sicherheit an? Ist Geld für Dich ein Mittel, um Erlebnisse zu ermöglichen? Meidest Du vielleicht sogar Geld, da es stinkt?

Bevor Du diese Frage Deinem Partner stellst, stelle sie Dir selbst. Welche Geld-Werte hat Dir Deine Familie mit auf den Weg gegeben? War Geld stets knapp und musste gespart werden oder war es Mittel zum Zweck?

Kleine Unterschiede in der Wertvorstellung können sich auf den Umgang mit Geld auswirken und bei gemeinsamen Finanzen zu Irritationen und Streitigkeiten führen.

Als Zusatz könnt Ihr zusammen ermitteln, was Eure gemeinsamen Werte sind – in Bezug auf Geld und im Allgemeinen – und legt damit eine tolle Basis für Eure Ehe.

Eure Grundwerte könnt Ihr gemeinsam und individuell anhand des folgenden Artikels herausfinden und damit arbeiten: Zum Werte-Artikel.

 

3. Wie sieht Deine finanzielle Vergangenheit aus?

Viele Paare kennen die Vergangenheit des anderen. Wo seid Ihr aufgewachsen? Wie waren Eure familiären Verhältnisse? Welchen Beschäftigungen seid Ihr nachgegangen? Wie liefen die Führerscheinprüfung oder das Abitur?

Doch wie sieht es mit Eurer finanziellen Vergangenheit aus?

Ohne die Gespräche über die eigene (finanzielle) Geschichte können Missverständnisse entstehen, da von einem selbst auf den anderen geschlossen wird. Geheimnisse mit zerstörerischer Kraft bleiben verborgen und die Freiheit sich zu kennen und zu akzeptieren kann niemals erreicht werden.

  • Gab es Momente in Deinem Leben, in denen Geld echt knapp war? Wie war das für Dich? 
  • Wie hast Du Deine Ausbildungszeit oder Dein Studium finanziert?
  • Hast Du Dir ein Taschengeld dazu verdient und wofür hast Du es ausgegeben?
  • Wie bist Du mit (größeren) Gewinnen umgegangen?
  • Welche besonderen Momente im Umgang mit Geld sind Dir in Erinnerung?
  • Wie hast Du finanzielle Aspekte in früheren Beziehungen gehandhabt?

Dies sind einige Fragen, die zur finanziellen Vergangenheit gestellt werden könnten.

Wenn Ihr noch nicht bereit seid, über diese Fragen offen miteinander zu sprechen, dann seid Ihr noch nicht bereit zu heiraten.

4. Wie bezahlst Du Deine Rechnungen?

Du wartest mit Deinen Rechnung stets bis zum letzten Tag, um diese zu begleichen. Dein Partner bezahlt die Rechnungen allerdings direkt bei Erhalt. Oder er hat kein Gespür, wann Rechnungen fällig werden und erhält regelmäßig Mahnungen.

Ebenfalls relevant: Einer von Euch hat Einzugsermächtigungen erteilt und denkt über wiederkehrende Rechnungen nicht weiter nach. Der andere bezahlt auch wiederkehrende Rechnungen händisch.

Wenn Ihr einen Teil Eurer Finanzen zusammenlegt, ist dafür viel Vertrauen notwendig. Unterschiede bei der Zeiteinteilung, wann eine Rechnung beglichen wird, können zu Unbehagen führen und Eure Ehe unnötig belasten.

Gleiches gilt auch für die Steuererklärung? Wer von Euch gibt seine Steuererklärung ab? Wie werdet Ihr die Steuererklärung nach der Hochzeit handhaben?

Sollten sich Eure Angewohnheiten unterscheiden, erarbeitet ein gemeinsames Ablagesystem für Eure Rechnungen und steuer-relevanten Dokumente. Legt ebenfalls fest, wer wann was bearbeitet. Beispielsweise könntet Ihr Euch zum Monatsabschluss gemeinsam um Eure Finanzen und dabei auch um offene Rechnungen kümmern.

5. Welche Schulden hast Du & wie gehst Du mit ihnen um?

Zwar heiratest Du nicht automatisch die Schulden Deines Partners mit, allerdings könnten Gläubiger Wege finden, Dich durch die Ehe mit ins Boot zu holen.

Zukunftsweisender als die Schulden selbst, sind die Antworten auf diese beiden Fragen:

(1) Wie sind Deine Schulden zustande gekommen?

Bildungsschulden durch Ausbildung oder Studium. Konsumschulden wie Auto, TV oder sonstige Luxusgüter. Oder Missmanagement der eigenen Finanzen.

Während die erste Art der Schulden zwar unschön ist, so besteht doch eine reale Möglichkeit eine gute finanzielle Basis für die Zukunft aufzubauen.

Hingegen deuten Konsumschulden und Missmanagement auf größere Probleme hin. Hier besteht die Gefahr, dass auch in Zukunft weitere Konsumschulden aufgenommen werden oder das Missmanagement bei den gemeinsamen Finanzen weitergeht.

In beiden Fällen ist es ratsam, zunächst das Grundproblem zu besprechen und einen klaren Finanzplan aufzustellen.

(2) Wie gehst Du mit Deinen Schulden um?

Besitzt Dein Partner bereits einen klaren Plan, wie er die Schulden in den kommenden Jahren abbauen will? Ab wann wird er schuldenfrei sein?

Der Umgang mit Schulden verrät Dir einiges über das Finanzmanagement Deines Partners.

In Eurer Ehe werden größere Investitionen auf Euch zukommen – Reisen, Kinder, Eigenheim, um nur die drei gängigsten Beispiele zu nennen.

Auch Risiken wie Arbeitslosigkeit oder Arbeitsunfähigkeit sollten bedacht werden. Diese sind mit Schulden deutlich schwieriger zu bewältigen!

Erstellt Euch daher (auch ohne Schulden) vor der Ehe einen Finanzplan wie Ihr zusammen Euer Vermögen aufbauen könnt.

6. Wie sieht Deine finanzielle Jahresplanung aus?

Zwischen Weihnachten und Neujahr herrscht bei vielen Menschen Leerlauf. Die Familienfeierlichkeiten sind abgeschlossen und die große Jahresendparty ist noch ein paar Tage entfernt.

Es ist der optimale Zeitpunkt, um Dich mit Deiner finanziellen Jahresplanung auseinander zu setzen.

Habt Ihr für das laufende Jahr bereits eine Finanzplanung? Dann könnt Ihr Euch jetzt austauschen und Euren Plan offen legen.

Versucht Eure gemeinsamen Vorhaben wie Urlaube und Anschaffungen ebenfalls einzuplanen.

Keiner von Euch hat bisher eine Jahresfinanzplanung aufgestellt? Dann ist jetzt die Zeit gekommen.

Gerade im Hochzeitsjahr kommen einige Ausgaben auf Euch zu: Standesamt, Party und Flitterwochen. Wie werdet Ihr die Ausgaben kompensieren, ohne dass der besondere Tag gleich zu Beginn ein Loch in Euren Haushaltskasse reißt?

Welche weiteren Ausgaben kommen auf Euch zu und welche Einnahmen könnt ihr in diesem Jahr erwarten?

Beginnt wie folgt:

  1. Was sind Eure individuellen Vorhaben in diesem Jahr? (Bildung, Urlaub, Anschaffungen, fixe Kosten, geplante Einnahmen)
  2. Tauscht Euch über Euer Ergebnis aus
  3. Welche gemeinsamen Ausgaben werdet Ihr in diesem Jahr tragen?
  4. Vereint Eure Finanzpläne und überprüft, ob Eure geplanten Kosten von Euren geplanten Einnahmen gedeckt werden. Falls nein: Wo könnt Ihr die Kosten senken? Wie könnt Ihr die Einnahmen erhöhen?

Um Euch in Eurer Planung zu unterstützen, haben wir unseren Finanzplaner für Paare vollständig verformelt und mit Erklärungen versehen. Ihr könnt direkt loslegen! Eine genaue Anleitung zum Vorgehen (inkl. des Finanzplaners für Paare) erhaltet Ihr mit unserem Work​​book „Finanzüberblick für Paare“

7. Was sind Deine langfristigen, finanziellen Ziele?

Aufbauend auf Eurer Jahresplanung kommen die langfristigen, finanziellen Ziele ins Gespräch. Möchte Dein Partner Kinder? Wo werdet Ihr wohnen? Welche Reisen stehen Euch bevor?

Sofern Ihr Euch für diese Dinge entscheidet, werden Sie Geld kosten und können durchaus eine finanzielle Belastung darstellen.

Was werden Euch Eure Kinder kosten? Habt Ihr neben den Ausgaben für die Kinder auch Ausfälle des Einkommens berücksichtigt?

Wie hoch werdet Ihr Euch für ein Eigenheim verschulden? Bei einem Schuldenfaktor von 2 und einem Eigenkapital von 100.000 Euro liegt die Grenze für Euer Eigenheim bei 200.000 Euro. Schulden zu besitzen, bedeutet zu wissen, wie Ihr sie bedient, wenn keine Einnahmen mehr fließen.

Einigt Euch auf gemeinsame Ziele und brecht diese in kleinere Schritte und noch kleinere Schritte runter. Danach könnt Ihr sofort beginnen, an Euren Zielen zu arbeiten.

8. Wie vereinen wir unsere Finanzen?

Solltest Du bis zur Entscheidung für Eure Hochzeit diese Frage noch nicht gestellt haben, wird es höchste Zeit.

Bereits durchs Zusammenziehen sind gemeinsame Ausgaben wie Essen, Internet oder Runkfunkgebühren entstanden. Während diese durch Aufrechnen oder pauschale Ausgleichszahlungen gehändelt werden können, kommen mit der Ehe weitere Kostenpunkte auf Euch zu.

Häufig ist dies der Zeitpunkt an dem die Finanzen zusammen geworfen werden.

Mit den bisherigen Fragen konntet Ihr den Grundstein legen. Ihr wisst bereits welche finanziellen Ziele Ihr verfolgt, wie Ihr Eure Rechnungen bezahlt und für was Ihr Geld ausgebt. Jetzt fehlt ein passendes Konten-Modell.

Wir empfehlen ein 3-Konten-System. Zwei individuelle Konten auf die die Einnahmen und die individuellen Ausgaben laufen. Ein gemeinsames Konto auf das ein vereinbarter Betrag überwiesen wird und von dem die gemeinsamen Kosten abgehen.

Eine ausführliche Erklärung findet Ihr im passenden Artikel über das Haushaltskonto als Paar.

Unser eigenes gemeinsames Konto haben wir seit Jahren bei der DKB – mit zwei separaten Zugängen und ohne zusätzliche Gebühren.

Wir lieben die Einfachheit des Kontos und dass wir auf Reisen überall kostenlos unser Geld „aufladen“ durften:

DKB-Cash: Das kostenlose Internet-Konto

9. Wie sorgen wir für das Alter vor?

Vertraut Dein Partner auf das Rentensystem und Du versuchst Eure Rentenlücke zu schließen?

Die Altersvorsorge bietet eine Bandbreite an Möglichkeiten letzterer zu begegnen.

  • Nichts tun
  • Riestern
  • Rürüppen
  • Betriebliche Altersvorsorge
  • Individuelle (ETF-) Sparpläne
  • Aktiendepots
  • Immobilien
  • Rücklagen auf Tagesgeldkonten

Von allen Fragen ist es die, die am weitesten in die Zukunft reicht und Euch die nächsten 30 bis 40 Jahren nicht besuchen wird. Doch über 40 Jahre gearbeitet zu haben und dann festzustellen, dass Ihr in der Altersarmut gelandet seid, weil Ihr dies vor Eurer Ehe nicht berücksichtigt habt, wäre äußerst ärgerlich.

Noch ärgerlicher wäre, wenn Du Dich um Deine Altersvorsorge kümmerst und durch das Verhalten Deines Partners dennoch in der Altersarmut landen würdest.

10. Wie gehen wir mit (einseitigen) Einkommensausfällen um?

Die ersten 9 Fragen waren ein Warm-Up. Mit den Fragen 10 und 11 erhöhen wir die Schlagzahl.

Elternzeit, Arbeitslosigkeit oder Arbeitsunfähigkeit. Als Resultat steht Ihr mit einem stark geminderten Einkommen dar.

Wie geht Ihr mit einem Totalausfall um?

Der Supergau tritt ein: Neues Eigenheim, ein Neugeborenes und eines Eurer beiden Einkommen fällt komplett weg. Wie geht Ihr mit dieser Situation um? Habt Ihr einen Ersatzplan? Wie viele Monate könnt Ihr von Euren Rücklagen leben?

Zieht diesen Fall in Betracht. Dank Eurer Finanzplanung könnt Ihr abschätzen wie viel Geld Ihr durchschnittlich im Monat ausgeben werdet.

  • Legt fest wie viele Monate Ihr von Euren Rücklagen im Totalausfall leben können wollt
  • Multipliziert Eure durchschnittlichen Monatsausgaben mit der eben festgelegten Monatsanzahl
  • Heraus kommt der Betrag, der mindestens auf Eurem Konto vorhanden sein sollte (zusätzlich zu individuellen Rücklagen, Investitionen und der Altersvorsorge)

Wie geht Ihr mit einseitigen Ausfällen um?

Einseitige Ausfälle aufgrund von Elternzeit wirken sich negativ auf die Altersvorsorge und auf die Vermögensbildung aus. Solltet Ihr Hand in Hand mit 100 Jahren sterben, wird der Ausfall durch den Partner kompensiert.

Für alle anderen Fälle, in denen Ihr Euch vor dem Ableben trennt, wird der zuhause gebliebene massive Nachteile erleiden. Wie werdet Ihr diese während Eurer Ehe ausgleichen?

Denkbar wäre zu sagen: Alle Einnahmen in dieser Zeit kommen in einen Topf. Aus diesem Topf bekommt der arbeitende 40 Prozent und der zuhause gebliebene 60 Prozent. Warum?

Wer arbeitet erhält Rentenpunkte und wird in Zukunft eine Auszahlung bekommen, die dem Partner verwehrt oder zumindest (stark) gemindert wird.

Dieser Prozess wäre Eurem bisherigen Cashflow vorgeschaltet. Danach ginge es wie gewohnt weiter: Ein Teil kommt auf das gemeinsame Konto, wovon gemeinsame Ausgaben gezahlt werden. Der Rest verbleibt auf den individuellen Konten.

Alternativ wäre ein (Ehe-) Vertrag möglich, der Ausgleichszahlungen für diesen Zeitraum vorsieht, wenn die Ehe in die Brüche gehen sollte. 

Ebenfalls zu klären: Wann soll ein solches Modell greifen? Nur bei der Elternzeit oder auch bei (selbstverschuldeter) Arbeitslosigkeit oder Arbeitsunfähigkeit? Wie sieht es mit einem gescheiterten Unternehmen und eventuellen Schulden aus?

11. Wie trennen wir unser Vermögen im Falle einer Scheidung?

Habt Ihr Euch nach den ersten 10 Fragen daran gewöhnt, offen über Geld zu reden? Zugegeben die Fragen waren teilweise nicht leicht und benötigen einiges an Zeit, um sie zu beantworten.

Dennoch packen wir eine Schippe drauf.

50 Prozent der Ehen scheitern in Deutschland. Es wäre fahrlässig zu behaupten, dass Euch dies nicht passieren könnte. Im ersten Jahr unserer eigenen Ehe ließen sich drei andere Paare scheiden, die maximal zwei Jahre vor uns geheiratet hatten!

Für die Antwort auf diese Frage ist ein Ehevertrag bestens geeignet. Ihr legt fest unter welchen Bedingungen, welche Aufteilung erfolgt.

Am Ende habt Ihr viele fantastische Jahre erlebt und aus unvorhergesehenen Gründen hat es nicht gereicht. Es wäre schade die gute Zeit in einem hässlichen Streit und vor Gericht enden zu lassen.

Wir wünschen Euch einen hervorragenden Plan, an den Ihr Euch haltet für diese Situation und dass Ihr ihn niemals brauchen werdet!

Fazit zu den wichtigsten Geldfragen vor der Hochzeit

Hast Du alle 11 Fragen an Deinen zukünftigen Mann oder Deine zukünftige Frau gerichtet?

Sie zu unterschlagen ist ein Zeichen, dass Du die Antworten fürchtest und Eure Liebe schützen willst.

Eure Liebe zu schützen ist ein hervorragendes Ziel. Sofern Du die Fragen für Dich behältst, gefährdest Du Eure Beziehung in zukünftigen Momenten.

Geldfragen begleiten Euch bei jedem Schritt Eurer Beziehung und Eurer Ehe:

  • Ihr wollt etwas essen? Geld.
  • Ihr wollt wohnen? Geld.
  • Ihr wollt Eure Freizeit gestalten? Geld.
  • Ihr wollt in den Urlaub fahren? Geld.
  • Ihr wollt Sex haben ohne jedes Mal Gefahr zu laufen, schwanger zu werden? Geld.
  • Ihr wollt heiraten? Geld.

Geld zu ignorieren wäre grob fahrlässig.

Für Eure Liebe, für Eure Beziehung, für Eure und Deine Zukunft stelle die Fragen und arbeitet Euch gemeinsam durch die Antworten!

Welche Fragen habt Ihr bereits beantwortet? Bei welchen Fragen tut Ihr Euch schwer (und benötigt eventuell Unterstützung)?