​Heiraten des Geldes wegen? Dies ist der erste Artikel unserer Hochzeits-Serie​. Hier geht es um die finanziellen Vorteile der ​Heirat.

In dieser Artikelserie behandeln wir unser persönliches Empfinden und die Implikationen aus den offiziellen Regelungen für unsere individuelle Situation. Denn ausführliche Rechercheartikel sind im World Wide Web ausreichend vorhanden, da werden wir nicht Artikel 1001 zum selben Thema verfassen.

Dieser Artikel ist von Marielle verfasst.

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Was dich erwartet

1. Finanzieller Vorteil der Heirat: Steuern

Der Klassiker unter den finanziellen Vorteilen für Verheiratete. Nach der Hochzeit ist die Steuerklasse 1 Geschichte und stattdessen hat das Paar die Wahl: 3 & 5 oder beide 4.

Bei Partner*innen mit ähnlichen Einkommen bleibt am Besten jeder bei der Steuerklasse 4. Bei größeren Einkommensunterschieden lohnt es sich, dass die geringverdienendende Person des Paares Steuerklasse 5 und der oder die Besserverdienende Steuerklasse 3 wählt. Dadurch wird gemeinsam ein höheres verfügbares Einkommen erreicht. Vorgerechnet hat dies vor einigen Wochen die Exstudentin Jenny in ihrem dazugehörigen Blogartikel.

Als Faustregel kannst du dir merken, dass sich die Steuerklassen 3 & 5 im Schnitt lohnen, sobald eure Einkommen ein Verhältnis von 40 zu 60 Prozent annehmen.

Dies ist bei uns nicht der Fall.

Steuervorteil für uns?

Stand heute werden wir uns ​beide für die Steuerklasse 4 entscheiden. Unser Einkommensunterschied ist zwar vorhanden – allerdings ist er nicht beim Faktor 1,5. Dies erwarten wir auch nicht in Zukunft.

Selbst bei steigenden Gehaltsunterschieden, wird der Steuervorteil zu gering sein, um das deprimierende Gefühl für denjenigen mit Steuerklasse 5 in Kauf zu nehmen. Das Gefühl nichts mehr vom hart erarbeiteten Lohn übrig zu haben, wollen wir uns ersparen.

Das sagen wir jetzt – wir sprechen noch einmal, falls der Fall eintritt.

Werden wir irgendwann Kinder bekommen, kann es wiederum sinnvoll sein, die Steuerklassen zu 3 & 5 zu wechseln. Denn als Bemessungsgrundlage des Elterngeldes dient das Nettoeinkommen der letzten 12 Monate. Wenn wir uns tatsächlich die Elternzeit gleichermaßen aufteilen, sollte der Einfluss wiederum wegfallen – hier müssen wir dann wohl noch einmal genau rechnen… erst einmal wählen wir beide Steuerklasse 4.

Bringt uns die Hochzeit steuerlich also erst einmal nichts? Da war doch noch etwas…

Kapitalertragssteuer!

801 € Freibetrag hat jeder von uns – gemeinsam werden wir 1602 € Freibetrag haben. Richtig gerechnet; das ist der identische Gesamtbetrag. Dennoch kann dies finanzielle Vorteile haben.

Wenn beide diesen Freibetrag ausschöpfen ist der gemeinsame Betrag uninteressant. Wenn jedoch einer von beiden den Betrag regelmäßig mit seinem Depot überschreitet und der andere nicht, wird es interessant!

Dies ist bei uns der Fall. Ich habe deutlich höhere Dividendeneinnahmen als Mike, da ich zum einen mehr investiert und zum anderen mehr klassische Dividendenaktien im Depot habe. Mike fokussiert sich neben unseren steigenden gemeinsamen Investments stark in thesaurierende ETFs und schöpft seinen Freibetrag entsprechend noch nicht aus.

Da Ehepaare die 1602 € flexibel untereinander oder auf die gemeinsamen Vermögenswerte aufteilen können, kann hier ein schönes Sümmchen an Kapitalertragssteuer im Vergleich zur unverheirateten Situation eingespart werden. Getreu dem Motto: Kleinvieh macht auch Mist!

Für einige Jahre (oder auch nur Monate) wird dieser Steuervorteil für uns eine Rolle spielen – und dies ab der ​ersten gemeinsamen Steuererklärung! Denn die Regelung gilt rückwirkend für das gesamte Jahr in dem die Eheschließung erfolgt ist.

2. Finanzieller Vorteil der Heirat: Kosteneinsparungen

Im Vergleich zur Lebensgemeinschaft ohne eine Ehe gibt es ​viele Sparmöglichkeiten für verheiratete Paare.

Eine findet sich bei der gesetzlichen Krankenversicherung: Verdient ein*e Partner*in nichts oder maximal 450 € monatlich, kann er/ sie beim Partner kostenfrei mitversichert werden. Für unverheiratete Paare ist dies nicht möglich.

Da wir beide in einem Vollzeit-Beschäftigungsverhältnis sind und dies auch bleiben möchten, ist dies ein finanzieller Vorteil der Ehe, der uns weniger beeindruckt.

Viel spannender ist hier ein Artikel der FAZ aus dem Jahr 2015, der die Frage beantworten will, ob sich „heiraten noch lohnt“?

Hier wird vom Nobelpreisträger Gary Becker berichtet, der die Ehe als eine ökonomische Entscheidung analog einer „Firmengründung“ betrachtet.

Neben den rein praktischen Aspekten einer gemeinsamen Wohnung, Kostenaufteilungen für Kinder oder der Nutzungsmöglichkeit spezialisierter Fähigkeiten (bspw. Mann kann doppelt so schnell putzen wie die Frau und diese kann doppelt so viel Einkommen nach Hause bringen wie er), beachtet er auch die Auswirkungen der Gefühle – der „Liebe“ zwischen den Partnern:

​Der Artikel berichtet außerdem von interessanten Statistiken, laut denen verheiratete Männer mehr verdienen oder Ehepaare weniger Geld für Alkohol und Zigaretten und dafür mehr für Bildung und Gesundheit ausgeben.

Das sind schöne Vorstellungen und stellen für uns einen eindeutig erstrebenswerten Zustand für unsere eigene Ehe dar.

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Kostenvorteile durch die Heirat für uns?

Ganz kurz gesagt: Eher nicht. Wie schon oben erwähnt werden wir aller Vorausicht nach nicht gemeinsam krankenversichert sein und hier entsprechend nichts sparen können.

Die im FAZ-Artikel beschriebenen Einsparmöglichkeiten als funktionierendes Paar aufgrund der ökonomischeren Lebensweise können wir schon eher auf uns adaptieren. Dies ist für uns aber unabhängig von der Hochzeit.

Bezüglich der Alkohol- und Bildungskosten könnten wir wahrscheinlich bereits seit Jahren als Ehepaar durchgehen. Wenn Mike allerdings bald auch mehr verdient, freuen wir uns natürlich.

Vielleicht lohnt sich ja der Steuerklassenwechsel dann doch 🙂

3. Finanzieller Vorteil der Heirat: Sterben

Kein schönes Thema. Irgendwann muss einer von uns beiden zuerst sterben. Und dann ist es finanziell für den anderen entscheidend, dass wir verheiratet ​sind.

Anmerkung Mike: Vielleicht gehen wir auch gleichzeitig wie in der 200 Jahre Mann

Erben

Neben der Pflicht für die Beerdigungskosten des Ehepartners aufzukommen, steht das deutsche Erbrecht. Dieses bevorteilt Ehepaare gegenüber unverheirateten Paaren:

Ehepartner dürfen sich alle 10 Jahre Vermögenswerte in Höhe von 500.000 € steuerfrei schenken; bei Unverheirateten sind dies nur 20.000 €.

Im Fall von Immobilien im gemeinsamen oder auch alleinigen Besitz bedeutet dies im Todesfall schnell eine Überschreitung der 20.000 €.

Außerdem gilt es zu bedenken, dass die gesetzliche Erbfolge in Kraft tritt.

Das heißt:

  • Sterbe ich ​ohne Heirat, erbt Mike nichts, da wir nicht verheiratet sind. Dafür würde meine Mutter alles erben.
  • Sterbe ich nach unserer Hochzeit, erbt Mike die Hälfte und meine Mutter die andere Hälfte. Haben wir Kinder, erben diese die Hälfte und Mike die andere.

Rente

Auch im Rentenfall bringt die Ehe Vorteile mit sich. Stirbt ein Ehepartner erhält der zurückbleibende Partner eine Witwenrente. Diese soll den Verdienst oder Rentenausfall des Partners ausgleichen und das Familieneinkommen sicherstellen. Auch etwaige Kinder erhalten dann eine Halbwaisenrente.

Die Höhe ist abbhängig vom vorherigen Verdienst – und die Ehe muss mindestens ein Jahr vor dem Tod geschlossen worden sein. Dies gilt ebenfalls für das Erbe!

Bedenkt diese gesetzlichen Regelungen bei der Planung eurer Altersvorsorge als Ehepaar.

Vorteil der Heirat für uns im Sterbefall?

Jetzt würde Mike im Fall meines Todes und eines vorhandenen Testaments meinerseits Probleme mit der 20.000 € Grenze bekommen – nicht nur mein Aktiendepot ist mehr wert, vor allem aber die Wohnung in der wir leben.

Sind wir ​verheiratet ist dieses Thema ​kein Problem – denn von der halben Millionen ist jeder einzelne von uns noch weit weg.

Ein ernstes Thema!

Da wir gemeinsam Immobilien erwerben möchten und unsere Depots in der Zukunft weiter anwachsen werden, bringt die Hochzeit definitiv finanzielle Vorteile im Erbfall für den Zurückbleibenden von uns mit.

Eine etwaige Witwenrente ist heute in Gedanken weit weg, da der Fall hoffentlich erst in vielen Jahrzehnten eintritt. Allerdings kenne ich aus eigener Erfahrung, wie wichtig der Einfluss dieser Zahlungen sein kann.

Wenn für ​meine Familie nach dem Tod von meinem Papa sein gesamtes Einkommen weggefallen wäre und meine Mutter keine Witwenrente erhalten hätte, wäre es für meine Mutter mit drei minderjährigen Kindern weniger entspannt (auf finanzieller Seite) gelaufen. Sie hätte wieder Vollzeit arbeiten müssen und somit deutlich weniger Zeit für uns Drei gehabt – Zeit, die in einer solchen Lebensphase mehr Wert war als jedes Geld!

Weil ich diese Situation selbst kenne, weiß ich, dass ich ein deutlich besseres Gefühl haben werde, wenn ich weiß, dass wir auch über den Tod hinaus gemeinsam für unsere (zukünftigen) Kinder aufkommen können.​

Aus meiner persönlichen Sicht sind die finanziellen Vorteile einer Ehe rund um den Tod definitiv zu bedenken und nicht als „Tabuthemen“ wegzu​schweigen.

​Ein Fazit zu den Vorteilen der Eheschließung

Wie erwartet sind die finanziellen Vorteile der Ehe individuell. Für manche Paare können diese Vorteile Grund genug sein, um zu heiraten. Für uns ist die Regelung im Sterbefall der wichtigste finanzielle Vorteil der Heirat.

Wobei selbst dieser nicht ausreichen würde, dass wir nur aus finanzieller Sicht heiraten würden. Ein bisschen Romantik bleibt damit bei der Entscheidung für eine Ehe 😉

​Welche Vorteile sind für euch entscheiden? Und kennst du noch weitere finanzielle Vorteile der Heirat, die du noch ergänzen kannst?

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