Über Geld spricht man nicht, oder? – 3 Gründe es doch zu tun!
Über Geld spricht man nicht, richtig?
Doch was versteckt sich hinter dieser Phrase, die von Generation an Generation weitergegeben wird?
Ist es wirklich klug in Eurer Beziehung nicht über Geld zu reden – oder wäre es vielleicht sogar wesentlich besser mit „offenen Karten“ zu spielen?
Bevor Du den Artikel weiterliest, nimm Dir zwei Minuten Zeit und überlege wie es in deiner Beziehung aussieht.
Dein Partner ist vermutlich Deine engste Vertrauensperson. Er wird am meisten über Dich wissen und im Laufe der Zeit Dich stetig besser kennenlernen.
Schließlich werdet Ihr mit fortlaufender Beziehung einige langfristige Entscheidungen treffen. Welchen Einfluss werden Entscheidungen auf Euer beider Leben haben?
Heiraten – ja/nein?
Eigenheim – ja/nein – wo – wie groß?
Kinder – ja/nein – wie viele – wann?
Du hast mindestens eine Frage mit „Ja“ beantwortet? Gut, dann ist der Artikel relevant für Dich. Alles „Nein“? Macht nichts – hier sind weitere Beispiele:
Gemeinsame Urlaube – ja/nein?
Gemeinsame Wohnung – ja/nein – wo – wie groß?
Zusammen Essen gehen?
Ins Kino gehen?
Sex?
Ab welchem Punkt kam Dein „Ja“? In allen Punkten ist Geld involviert – selbst im letzten fallen in der Regel Verhütungskosten an. Wieso wird es Eure Beziehung unterstützen – ja sogar beflügeln – wenn Ihr Geld auf den Tisch legt und Euch offen austauscht?
Dieser Artikel wurde von Marielle für Dich verfasst.
1) Weniger über Geld reden ungleich weniger Streit?
Selbst nach seinem Tod lebt Dale Carnegies Predigt weiter: Wenn Du die Gefühle und Bedürfnisse Deines Gegenüber wahrnimmst, kannst Du verständnisvoller agieren und eine langfristige Beziehung aufbauen.
Geld, Familienangelegenheiten oder gemeinsame Hobbys in Gesprächen auszuparen, führt hingegen zum Gegenteil.
Hier ein paar Beispiele aus den Anfängen unserer Beziehung:
Über Geld spricht man nicht beim ersten Date?
Warst Du auch in dieser Situation?
Die beklämmliche Situation am Ende eines schönen Abends: die Bedienung kommt mit der Rechnung an den Tisch und fragt: „Getrennt oder zusammen?“ – schweigen, verstohlene Blicke, ein leises „getrennt“ oder „ich übernehme das“.
Wer soll denn bezahlen?
Der Mann? Die Frau? Abwechselnd? Jeder für sich? Oder einfach aufstehen und gehen?
Für uns war es am besten, dass zu Beginn jeder für sich gezahlt hat. Dass wir einander einladen, begann erst deutlich später in unserer Beziehung. Uns blieben daher viele Diskussionen erspart – zum Beispiel, wer mit zahlen dran ist.
Hätte Mike mich immer eingeladen, hätte er sich sicherlich in der Zukunft geärgert (und ich mich gekauft gefühlt) – spätestens als er erfahren hat, dass ich viel mehr Geld hatte als er. Vielleicht hätte er sich auch nicht geärgert, sondern stark unter Druck gesetzt – denn der Mann muss für die Frau sorgen, oder?
Hätte ich eingeladen, wäre ich mir als Frau doof vorgekommen und hätte mich gefragt, was das soll und was er für ein Mann sei. Und das ist die umgekehrte Version des Glaubenssatzes – genauso überholt und doof!
Über Geld spricht man nicht beim Reisen?
Seid Ihr schon als Paar verreist? Wie war das für Euch?
Über den Reiseort habt Ihr Euch vermutlich frühzeitig ausgetauscht. Denn wie solltet Ihr gemeinsam verreisen, wenn Ihr nicht zur selben Zeit am selben Ort ankommt. Dieser Aspekt des Reisens wird lang und breit diskutiert.
Reisen kosten allerdings auch Geld und jemand muss den Wert der Reise begleichen. Doch wer soll das sein und zu welchen Anteilen?
Wir packen diese Frage direkt zu Beginn unserer Reiseplanungen auf den Tisch. Geld hat einen klaren Einfluss auf unsere Reisevorstellung und -möglichkeiten. Es auszulassen führt nur zu Frustration und Streitereien. Nicht die besten Voraussetzungen für einen schönen Urlaub, oder?
Über Geld spricht man nicht beim Einkaufen?
Wie auch immer Eure Ernährung aussehen mag, irgendwoher muss das Essen kommen. Ob Supermarkt, Bauern oder eigener Anbau ist irrelevant.
Der Wert des Essens muss beglichen werden – ob durch Zeit (kochen, einkaufen, anbauen) oder Geld. Wer begleicht was?
Wir haben dazu ein Haushaltskonto eingeführt und begleichen unsere Ausgaben durch einen monatlichen Fixbetrag auf unser gemeinsames Konto.
Daher empfehlen wir…
… eine offene Kommunikation.
Konflikte und Streits können zum Beispiel durch Fehlinformationen entstehen. Diese führen zu Missverständnissen, Annahmen und Schlussfolgerungen. Am Ende können Frustration und Enttäuschung stehen. Beziehungskiller!
Dein Partner kann nicht wissen,
- wie Du über Geld denkst.
- welche Reisen Dir gefallen.
- was Dein Haushaltsbudget hergibt.
- Warum Du gerade jetzt sparsam oder verschwenderisch sein musst.
Wie wäre es mit einem gemütlichen Abendessen, einem Zettel und Stift und ein paar ruhigen Stunden um über Eure gemeinsamen Finanzen zu sprechen?
Unsere Geschichte
Bei unserem ersten Date haben wir bereits darüber gesprochen, dass jeder für sich zahlen wird.
Mike sagte mir direkt in die Augen, dass er Frauen nie einlädt.
Seine Begründung: Reziprozität!
Wir Menschen sind bereit für ein (ungewolltes) Geschenk ein Vielfaches zurück zu geben. Die Geste des Einladens würde (indirekt) den Verlauf des Abends bestimmen. Da Geld nicht ausschlaggebend sein sollte, wie es weiter geht, ist es besser keine Schuld aufzubauen.
Das war unsere erste Unterhaltung über Geld – beim ersten Date!
2) Über Geld spricht man nicht – und woher kommt das Verständnis?
Du hast es eben gelesen: Durch Reden fütterst Du Deinen Partner mit Informationen. Diese kann er verwenden, um Dein Verhalten besser einzuordnen. Ihr produziert mehr Verständnis für Eure Handlung und Eure Beziehung.
Hier ein typisches Beispiel aus unserer Beziehung:
Ich möchte in den Urlaub fahren. Am liebsten weit weg. Was Reisen angeht, möchte ich nicht aufs Geld schauen. Es ist meine Motivation finanziell frei zu sein. Die Welt sehen ist für mich das Tollste auf dieser Welt. Ich bin bereit große Teile meines Ersparten zu investieren.
Bei Mike ist das anders. Er mag das Reisen, achtet hingegen deutlich mehr aufs Geld. Zudem ist er mit deutlich weniger Urlauben/Reisen zufrieden.
Erneut habe ich eine tolle Reiseidee und erzähle Mike begeistert davon. Ich will, dass er mitkommt. Er sagt: „Nein, das ist mir zu teuer. Und außerdem können wir auch hier eine Woche zelten fahren.“ Ich denke, er will nicht mit mir wegfahren und ist zu geizig.
Was mir am Anfang nicht klar war – Mike hat als (damals noch) selbstständiger Trainer deutlich höhere Kosten als nur die Anreise, das Hotel und eventuelle Ausgaben vor Ort. Für ihn spielte auch der Dienstausfall eine große Rolle. Er hatte keine bezahlten 30 Tage Urlaub, die mir in meinem dualen Studium zur Verfügung standen. Wenn er nicht arbeitete, keine Trainingsstunden gab, bedeutete dies auch kein Geld zu bekommen.
Grundlage unserer Diskussion waren andere Ausgangssituationen in Bezug auf das zu investierende Geld für die eine Woche Urlaub.
Daher empfehlen wir…
… das regelmäßige Wechseln der eigenen Perspektive.
Setze doch Mal die Brille Deines Partners auf. Was siehst Du? Was ändert sich für Dich? Wie fühlst Du Dich?
Gerade im Bezug auf Finanzen schafft das Reden über Geld ein enormes Verständnis für die Situation des anderen. Anstatt: „Nein, das kann ich mir nicht leisten“ zu sagen, ist es besser dem anderen die eigene Sichtweise zu erklären. Auf diese Art entsteht mehr Verständnis und bildet die Basis für eine gemeinsame Perspektive auf Geld.
3) Gemeinsame Zukunft und das ohne über Geld zu reden?
Offene Kommunikation und das daraus entstehende Verständnis ist die Grundlage für Eure zukünftige Beziehung.
- Was wollt Ihr beruflich und privat gemeinsam erreichen?
- Wünscht Ihr Euch eine gemeinsame Familie mit x Kindern?
- Von wem wollt Ihr finanziell abhängig sein?
Zugegeben: äußerst schwierige Fragen. Sie werden leichter, wenn Ihr zusammen an den Antworten arbeitet.
Unterschiedliche Startpunkte – gemeinsames Ziel
Um Erfolg für uns zu definieren, betrachteten wir zunächst unsere Ausgangslage. Unsere Feststellung? Bei einem Marathon befindet sich Marielle bei Kilometer 17 bis 22 und Mike etwa bei fünf bis acht Metern (s. unsere Monatsabschlüsse und den Weg zur finanziellen Freiheit).
Es folgte ein ausführliches Gespräch.
Denn für Marielle bedeutet finanzieller Erfolg etwas anderes als für Mike. Nur durch das miteinander über Geld und unsere Ziele zu sprechen, schaffte eine gemeinsame Basis.
Über Geld spricht man nicht vor der Familienplanung?
Auch, wenn es noch nicht soweit ist, dass Ihr in die konkrete Familienplanung einsteigt, ist Geld ein wichtiges Thema. Gerade, wenn einer von beiden eine gewisse Zeit aus dem Beruf aussteigt um die Kinderbetreuung zu übernehmen entstehen enorme Kosten.
Nico von Finanzglück hat hier einen tollen Beitrag geschrieben, in dem er die Kosten für ein Kind wunderbar darstellt. Das zeigt direkt – vorher darüber sprechen und exakt planen, wer sich was leisten möchte und kann, ist absolut elementar.
Und am wichtigsten, wie die neue Lebensphase gemeinsam zu meistern ist ohne, dass (wenn es zu spät ist) einer von beiden enttäuscht wird aufgrund ewiger Gelddiskussionen anstatt die gemeinsame Zeit als Familie genießen zu können.
Gerade die Kommunikation über Geld hinsichtlich der Familienplanung ist auch für das gemeinsame Familienleben wichtig. Mike möchte viel Zeit mit seinen Kindern verbringen und nicht von morgens bis abends Geld erwirtschaften, damit ich Ganztags zu Hause bleiben kann oder sogar muss.
Wir werden uns um eine Lösung bemühen, bei der wir beide sowohl zur finanziellen Absicherung der Familie beitragen als auch aktiv am Familienleben teilnehmen können!
Unabhängig in die gemeinsame Zukunft
Dass wir in unserer gemeinsamen Zukunft von niemandem abhängig sein werden, ist für uns eines unserer Hauptziele unserer Investitionstätigkeiten. Dieses Ziel können wir nur erreichen, wenn wir miteinander über Geld sprechen. Es ist essentiell, dass wir unsere Ausgangslage kennen, uns gegenseitig helfen und wissen, wenn der Andere Probleme bekommen könnte (bspw. aufgrund von einem plötzlichen Jobverlust, den wir beide nicht annehmen).
- Wie lange könnt Ihr ohne Job von Euren Ersparnissen leben?
- Wie viel steht jedem von Euch im Monat zur Verfügung?
- Was ist für Euch individuell und als Paar finanziell möglich?
Daher empfehlen wir…
Um mit einem guten Gefühl in die gemeinsame Zukunft zu blicken, ist es eine wahre Bereicherung miteinander über Geld zu reden und nicht zuzulassen, dass Konflikte aufgrund von ungeklärten Themen in diesem Bereich entstehen. Geld ist zu unwichtig auf dieser Welt, um die gemeinsame Zukunft dafür aufs Spiel zu setzen!
Geklärte Fronten sind dabei die Basis, um gemeinsam positiv in die Zukunft zu blicken.
Wir haben von Anfang an in unserer Beziehung über Geld gesprochen. Über die Jahre entwickelten wir uns und unsere Gespräche stetig weiter. Bei uns war es deshalb nie ein Tabuthema und das freut uns enorm.
Fazit
Unsere drei Gründe sind definitiv nicht trennscharf, sondern bedingen sich zum größten Teil gegenseitig.
In einer glücklichen und langanhaltenden Beziehung ist Geld kein Tabuthema.
Das Thema „über Geld reden“ ist mittlerweile fester Bestandteil unserer täglichen und wöchentlichen Gespräche geworden. Dies liegt vor allem daran, dass wir zusammen viele Gemeinsamkeiten entdeckt und Spaß daran gefunden haben, uns mit wirtschaftlichen Themen auseinander zu setzen.