Die Altersvorsorge.
„Endlich ein Thema in der Ehe zu dem im Internet positiv diskutiert wird.“, dachte ich, bevor ich mich an die Tastatur setzte.
Jetzt würden auf den ersten Seiten in Google zahlreiche Schriftstücke zu ETFs, Versicherungen und Anlagen für Kinder erscheinen, die ich gewinnbringend in diesen Artikel einbringen könnte.
Doch ich wurde bitterlich enttäuscht.
Egal hinter welchem Titel stieß ich auf „Altersvorsorge nach der Ehe“, „Wie sich die Scheidung auf die Altersvorsorge auswirkt“ oder „Männer sind keine Altersvorsorge – Scheidung!“
Selbst der Tod und die Übertragbarkeit der Altersvorsorge auf den Ehepartner standen als Randerscheinungen im Schatten.
Daher mein Versprechen an dich – in diesem Artikel erfährst du unsere Gedanken zur gemeinsamen Altersvorsorge in einer intakten Ehe bis, dass der Tod uns oder euch scheidet.
Dieser Artikel wurde von Mike für dich verfasst.
Techniken bleiben die Gleiche
Mit dem Ja-Wort ändert sich vieles und glücklicherweise nicht alles. Keine Sorge, ihr müsst nach der Trauung das Laufen oder Geldanlegen nicht neu lernen oder erfinden.
Was vorher für euch funktioniert hat, wird auch danach für euch funktionieren. Damit meine ich nicht, dass ihr ein angenehmes und unbekümmertes Gefühl bei der Altersvorsorge habt. Denn das Geld auf dem Sparbuch oder auf dem Tagesgeld verwelken zu lassen, funktioniert allenfalls für den Moment – egal ob verheiratet oder ledig.
Grundvoraussetzung sind die gemachten Hausaufgaben – wenn ihr erst in die Altersvorsorge einsteigt, dann bieten verschiedene Artikel des Finanzrockers einen guten Einstieg. Die Finanzblogosphäre ist gefüllt mir Anlagetipps, um die Rentenlücke zu schließen oder früher in die Rente einzutreten. Am Ende habe ich drei Artikel verlinkt, die einen ersten Überblick verschaffen und die Notwendigkeit verdeutlichen.
Euren Mix aus ETFs, Anleihen, Aktien, Immobilien oder anderen Vermögenswerten könnt ihr auch nach dem Ja-Wort weiterführen. Ein unmittelbares Umschiften wird nicht nötig sein. Allerdings entstehen durch die Eheschließung ein paar Besonderheiten.
Rahmenbedingungen ändern sich
Durch die Eheschließung entstehen eine handvoll Änderungen in den Rahmenbedingungen. Diese wirken sich nicht unmittelbar auf eure Strategie zur Altersvorsorge aus, können auf lange Sicht dennoch einen Unterschied bewirken.
1. Gesetzliche Verantwortlichkeit füreinander
Ist unsere Ehe eingetragen, stehen wir füreinander ein. Dies bedeutet, dass die Arbeitslosigkeit einer Person nicht mehr durch den Staat, sondern erst einmal den Partner abgefangen wird. Somit kann das gemeinsame Einkommen von heute auf morgen halbiert werden, während die Kosten konstant bleiben. Unangenehmer wird die Situation, wenn das höhere Einkommen auf unbestimmte Zeit wegfällt oder nachhaltig dezimiert wird. Gleiches gilt für die Altersvorsorge. Sollte einer von euch keine Rente, Vermögen oder passives Einkommen für den Ruhestand aufgebaut haben, bezahlt der andere mit. Somit erhöht sich das Risiko in finanzielle Schwierigkeiten zu geraten erheblich. Vor allem, wenn dieses nicht einkalkuliert wird und der Lebensstandard auf das gesamte Einkommen ausgelegt ist. Fällt dann für einen (unbekannten) Zeitraum ein (erheblicher) Teil des Einkommens weg, wird es unnötig brenzlig! Blauäuigkeit, Unwissenheit und etwas Pech ebenen den Weg für Peter Zwegat und sein TV-Team.
2. Synergien und Diversifikation
Mit der Eheschließung ist auch klar, dass der Planungshorizont nicht mehr nach folgender Faustformal angesetzt werden kann: Dauer der Beziehung geteilt durch Zwei. Bei 8 Jahren Beziehung, wären entsprechend 4 Jahre Voraussplanung sinnvoll. Die Ehe gilt bis beide Partner verstorben sind. Sollten Kinder in die Welt gesetzt worden sein, selbst darüber hinaus. Umso wichtiger werden Synergieeffekte und Diversifikationsmöglichkeiten, die alleine nicht vorhanden wären. Diese könnt ihr schon lange vor und auch ohne die Ehe einsetzen, nach der Eheschließung erhalten sie lediglich eine höhere Bedeutung. Wir nutzen unsere Synergien beispielsweise bei den Orderkosten für Aktienkäufe, Hotelkosten bei Urlauben oder Arbeitsteilung in der Altersvorsorge. Durch unsere Arbeitsverhältnisse, Anlagen und Projekte können wir enorm diversifizieren. Mit zunehmenden Alter stabilisieren und diversifizieren sich unsere Einkommensquellen weiter. Allein unsere unterschiedliche Branchenzugehörigkeit unserer Arbeitgeber sorgt für eine Risikoverteilung. Geschicktes Einsetzen unserer Möglichkeiten mindert das Risiko in finanzielle Schwierigkeiten zu geraten.
3. Auszahlungsberechtigung bei Versicherungen
Die Ehe birgt nicht nur Pflichten, sondern räumt auch einige Rechte ein. Beispielsweise könnt ihr euch als Auszahlungsberechtigte für bestimmte Versicherungen eintragen lassen, bei denen das zuvor nicht möglich war. Hierzu zählt vor allem die Altersvorsorge! Rentenversicherung und Riester-Rente werden im Falle des vorzeitigen Ablebens (teilweise) an den Ehepartner ausgezahlt. Die (gemeinsame) Vorsorge löst sich demnach nicht in Rauch auf, sondern wird auf den Liebsten übertragen. Und nennt sich Witwen- oder Hinterbliebenenrente. Somit wird im Todesfall eines Partners durch die regelmäßige Rentenzahlung wenigstens der finanzielle Verlust ausgeglichen. Denn die Familienplanung und Altersvorsorge-Planung ist gemeinsam erfolgt. Wie tragisch wäre es dann, wenn neben dem emotionalen Verarbeiten eines vielleicht viel zu frühen Todes, auch noch finanzielle Not plötzlich auf der Tagesordnung des Zurückgebliebenen stünde. Beim Riestern gelten im Todesfall eigene Bestimmungen. Dabei wird zwischen der Anspar- und Auszahlungsphase sowie zwischen Erben (Kinder, Eltern) und Eheleuten unterschieden. In den meisten Fällen muss die staatliche Förderung zurückgezahlt werden, das angesparte Kapital wird hingegen veerbt. Der Ehepartner hat allerdings die Möglichkeit, die Riesterrente bei Todesfall in der Ansparphase auf sich übertragen zu lassen und somit vom eingeahlten Kapital und der Förderung profitieren zu können. In der Auszahlungsphase geht dies nur, wenn eine Rentengarantiezeit vereinbart wurde. Durch diese Handhabung und Regelungen minimiert sich das Risiko bei Verlust des Partners auch noch ohne Vorsorge dazustehen.
4. Weitere Faktoren
… die nicht zwingend mit der Ehe einhergehen, aber meistens in dieser entstehen und eure Altersvorsorge maßgeblich beeinflussen. (1) Plant ihr Kinder zu bekommen? (2) Wenn ja, wie viele und in welchem zeitlichen Abstand? (3) Wollt ihr ein Haus kaufen? (4) Versteht ihr euch auf der finanziellen Ebene? (5) Und könnt auf dieser Ebene offen kommunizieren? (6) Wie stellt ihr euch eure Rente vor? (7) Und wann wollt ihr diese antreten? Diese sieben Fragen dienen nur als Denkanstoß. Ich bin mir sicher, dass dir spontan noch mehr einfallen. Und, wenn du dich mit deinem Partner austauschst, ihr noch mehr Fragen (ohne Antworten) finden werdet.
Auswirkung auf die Strategie
Zu Beginn des Artikels hatte ich vorausgesetzt, dass ihr eine Strategie für eure Altersvorsorge habt. Sollte dies nicht der Fall sein und du hast dennoch bis hier hin gelesen, dann nimm dir einen Zettel und einen Stift und beginne deine Gedanken, Sorgen und Wünsche aufzuschreiben. Sodass du dich mit deinem Partner austauschen kannst.
Habt ihr eure Strategie, dann stelle ich euch jetzt die Frage: „Entspricht eure Strategie auch nach der Ehe noch eurem Risikoprofil?“
Wir werden in diesem Jahr keine Änderungen vornehmen. Unser Ziel besteht weiterhin darin, in 2017 unsere erste Immobilie zu kaufen, unsere Aktienbestände auszubauen und fünf Wochen durch Australien und Neuseeland zu touren. Hinzukommen unternehmerische Projekte, die Startkapital und Zeitinvestitionen benötigen. Dass wir damit ein höheres Risiko eingehen als in den Jahren zuvor ist uns bewusst.
Ebenfalls wissen wir, dass wir unsere Risikobereitschaft in Zukunft etwas drosseln müssen, um sie einige Jahre später erneut erhöhen zu können.
Dies könnte bedeuten, dass wir einen größeren Puffer an Kapital auf unseren Tagesgeldkonten ansammeln. Oder unsere Aktienkäufe drosseln, dafür allerdings unsere ETF-Sparquote erhöhen und Anleihe mit ins Portfolio aufnehmen. Auch das Reduzieren von Baufinanzierungskrediten könnte in einer solchen Phase vermehrt im Fokus stehen, um die monatliche Belastung im Extremfall zu minimieren.
Fazit
Aus 1 mach 2 heißt es bei der Altersvorsorge in der Ehe. Dieses Thema ist von großer Bedeutung für euch beide – über die zukünftige Altersvorsorge vor der Hochzeit miteinander zu sprechen und dieses To Do auf eurer Hochzeits-Checkliste abzuhaken, sollte hoch priorisiert sein.
Denn eines sollte euch zu 100 Prozent bewusst sein: Ihr tragt die Verantwortung füreinander. Das bedeutet, dass ihr euch beide mit der (gemeinsamen) Altersvorsorge auseinandersetzen solltet!
Übertragt ihr dieses wichtige Thema auf eine einzelne Person und diese hat Pech, ist der Rosenkrieg vorprogrammiert. Vorwurfsvolles Gejammer ist das Resultat mangelnder Kommunikation und blinder Verantwortungsübertragung!
Selbst, wenn sich nur einer von euch um den operativen Teil kümmert, gebt ihr beide die Richtung vor. Denn am Ende der Arbeitszeit wollt ihr beide von eurer Vorsorge profitieren und diese in vollen Zügen genießen. Und Arbeitslosigkeit, Handlungsunfähigkeit oder Tod können leider jeden von euch treffen.
Beste GrüßeMike
P.S.: Wie versprochen zwei Artikel vom Finanzrocker:
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