Gemeinsam reisen und 24 Stunden zusammen sein – Beziehungskiller oder Liebes-Boost?
5 Wochen sind wir gemeinsam durch Down Under gereist. Begrüßt wurden wir mit: Und könnt Ihr Euch noch sehen? Wie war es so lange aufeinander zu sitzen?
Grund genug uns diesem Thema zu widmen und die Frage zu beantworten: Ist eine gemeinsame lange Reise ein Beziehungskiller oder doch ein Liebes-Boost?
Diesen Artikel hat Marielle für Dich verfasst.
Doch zuerst einmal: Über was reden wir eigentlich in diesem Artikel?
Gemeinsam reisen als Herausforderung für die Liebe
Für manch eine Beziehung mag der erste gemeinsame Urlaub eine Herausforderung darstellen. Plötzlich zwei Wochen gemeinsam in einem Hotel zu verbringen, auf engstem Raum und die Macken des Partners hautnah miterleben.
Das ist ein ganz neues Gefühl, wenn Ihr bisher nicht zusammen wohnt und Euch sonst nur am Wochenende oder an einigen Abenden in der Woche trefft.
Für viele Paare, die einen längeren Zeitraum zusammen sind und die ersten Urlaube gemeistert haben, ist hingegen eine Langzeitreise – am liebsten eine richtige Weltreise – ein lange gehegter Wunsch.
Endlich gemeinsam die Welt entdecken, nicht nur den Alltag, sondern Abenteuer miteinander erleben und nebenbei noch wunderschöne Orte (und den Partner neu) kennen lernen.
Doch was wenn der Traum zum Alptraum wird?
Beziehungskiller: Die gemeinsame lange Reise
Reisen scheint hohes Konfliktpotential zu bergen – warum sonst gibt es ganze Foren, in denen das Für und Wieder der gemeinsamen, langen Reise, die über einen normalen Urlaub hinausgeht, in seitenlangen Diskussionen abgewägt wird?
Was kann passieren, wenn Ihr längere Zeit zusammen reist?
Der Wunsch nach Einsamkeit in der Zweisamkeit
Im Alltag seht Ihr Euch abends nach einem langen Arbeitstag und verbringt die Wochenenden zusammen. Manchmal trefft Ihr Euch auch mit Freunden oder besucht die Familie des einen Partners.
Fast jedes Paar wünscht sich mehr Zeit zusammen. Zeit, in der es nicht um Alltagsfragen geht. Zeit, in der Ihr wirklich etwas gemeinsam erlebt. Zeit für Zweisamkeit.
Die gemeinsame Reise schafft nun 24 Stunden Zweisamkeit. Und das auch noch über einen längeren Zeitraum. Die erste Woche ist es wunderschön, auch die zweite Woche fühlt Ihr Euch beide entspannt und einander so nahe wie schon lange nicht mehr.
In der dritten Woche geht es los: Eigentlich würdest Du auch gerne mal wieder einfach nur für Dich sein. Aber dem Partner zu sagen, dass Du den nächsten Tag einfach mal alleine sein willst, traust Du Dich auch nicht.
Nach vier Wochen kommt es dann wie es kommen musste: Der erste Streit bricht aus. Und zwar genau deshalb: Es ist einfach zu viel Zeit zusammen und zu wenig Zeit für Dich selbst.
Unser Tipp für Eure Reise:
Akzeptiert, dass es eine riesige Umstellung ist 24 Stunden anstelle von maximal 12 Stunden über Wochen gemeinsam zu verbringen. Daran muss sich jeder erst gewöhnen – auch wenn es grundsätzlich ein Luxus ist und ein Wunsch von Euch beiden war.
Baut neben all der Zweisamkeit auch Zeit alleine ein. Während der eine Sport macht, kann der andere Fotos sortieren oder sich mit Mitreisenden austauschen.
So habt Ihr Euch am Abend – wie auch im Alltag – aufgrund unterschiedlicher Erlebnisse etwas Neues zu erzählen.
Sprachlosigkeit trotz gemeinsamer Zeit
Nach Hause kommen, Abendessen zubereiten und dabei über den Tag und die offenen To-Dos für den Haushalt austauschen. Tiefsinnige Gespräche finden bei Euch schon lange – wenn überhaupt – eher am Wochenende statt.
Und die Vorfreude auf die gemeinsame Reise ist endlich genug Zeit zu haben. Zeit zum Reden. Zeit zum Austauschen. Zeit zum Träumen.
Dann ist es soweit und Ihr seid endlich am Ziel angekommen. Doch irgendwie ist es gar nicht so, dass Ihr viel redet. Vielleicht wisst Ihr gar nicht worüber. Vielleicht möchtest Du viel lieber einfach aus dem Fenster schauen und den Ausblick genießen. Runterkommen.
Genau dieses Runterkommen vom Alltagsstress kann dazu führen, dass Ihr Euch – besonders zu Beginn einer langen Reise – doch gar nicht so viel zu sagen habt, wie gedacht.
Unser Tipp Eure Kommunikation auf Reisen:
Sehr das positive an der Situation und sprecht wenigstens kurz darüber. Meist werdet Ihr überrascht: Denn auch der Partner genießt die Ruhe und oft ist der Bedarf viel zu reden bei beiden zu Beginn einer Reise deutlich geringer ausgeprägt als gedacht.
Dies liegt daran, dass der Stress des Alltags erst einmal abfallen muss. Die individuelle Erholung steht vor dem Austausch mit dem Partner. Das hat nichts mit Eurer Beziehung zu tun, sondern ist ein ganz normaler Prozess.
Eine kurze Nachfrage, ob Schweigen gerade für beide in Ordnung ist, kann sehr viel Druck nehmen endlich reden zu müssen. Offene Kommunikation – wenn auch nur wenig – ist das A&O. Die Qualität, nicht die Quantität des Austausches ist das Entscheidende.
Von der gemeinsamen Reise zurück in den Alltag
Für viele Paare ist nicht die Reise selbst, sondern die Rückkehr die große Herausforderung. Vielleicht auch für Euch?
Nach so vielen Wochen gemeinsamer Zeit, habt Ihr Euch daran gewöhnt viel gemeinsam zu unternehmen und zusammen einen neuen „Reise-“Alltag geschaffen.
Logisch, dass es schwer ist zurückzukommen. Vor allem, wenn Ihr Euch fest vorgenommen habt, nicht so schnell in den Alltag und alte Muster zurück zu verfallen.
Nach der intensiven Zeit unterwegs, die Eurer Beziehung gut getan hat, ist es umso schwerer nur wenige Stunden am Tag miteinander zu haben und keine intensiven Gespräche mehr führen zu können – zumindest nicht, wann es sich gerade richtig anfühlt.
Besonders, wenn es einem von beiden leichter fällt als dem anderen wieder zu Hause anzukommen, ist Unzufriedenheit vorprogrammiert.
Unser Tipp für die Rückkehr von Eurer Reise:
Auch hier gilt: Reden, Reden, Reden!
Nehmt Euch bewusst Zeit füreinander. Vielleicht vereinbart Ihr feste Tage, an denen es – wie auf Reisen – nur um Euch geht und kein Alltag Platz hat. Vielleicht verabredet Ihr Euch auch, wann Ihr Euch gemeinsam um die Nachbereitung der Reise kümmert.
Ein Fotobuch will erstellt und die Geschichten wollen erzählt werden – perfekte Möglichkeiten, um an die freie Zeit positiv zurückzudenken und neue Qualitätszeit miteinander zu verbringen.
Liebes-Boost: 24/7 gemeinsam reisen
Auf der langersehnten Reise, erfahrt Ihr genau das, was Ihr Euch vorgestellt habt: Ihr entdeckt die Welt und vielleicht auch Euren Partner neu. Gemeinsam zu reisen bringt Eurer Beziehung die Schmetterlinge zurück und damit einen wahren Liebes-Boost!
Gemeinsam gegen den Rest der Welt
Eine Langzeitreise birgt Risiken.
Herausforderungen treten ohne Frage auf: Bereits der Hinflug hat Verspätung und jetzt habt Ihr den Weiterflug verpasst. Die gebuchte Unterkunft, untertrifft die Erwartungen. Und verfahren habt Ihr Euch auch. Zu guter Letzt folgt noch ein kleiner Blechschaden am Mietwagen.
Und selbst, wenn Euch nichts ärgerliches passiert. Auch auf Euch wird wahrscheinlich eine unschöne Situation auf der Traumreise warten.
Das Tolle: Jetzt zeigt sich die wahre Stärke Eurer Beziehung. Wenn gefühlt alles gegen Euch läuft, habt Ihr Euch! Ihr seid zu Zweit und werdet eine bessere Lösung für Probleme finden, als alleine.
Die moralische Unterstützung direkt dabei zu haben, ist viel schöner, als Sorgen nur per Telefon oder Whats-App zu teilen.
An Herausforderungen wachst Ihr zusammen – gemeinsam seid Ihr stark und werdet sie meistern. Wachstumspotential dank Eurer gemeinsamen Reise. Ein super Nebeneffekt!
Erlebnisse auf der Reise schaffen Nähe
Für Eure lange Reise habt Ihr sicherlich viele Pläne.
Für manche sind es Aktion-Aktivitäten wie ein Bungee-Sprung oder ein Rafting-Ausflug. Für andere ist es atemberaubende Naturwunder zu besuchen oder spannende Städte zu entdecken.
Was sind Eure präferierten Erlebnisse auf Reisen?
Und wenn Ihr solche Wünsche umsetzt und tolle Tage miteinander verbringt. Was macht das mit Euch?
Erlebnisse verbinden. Schöne Tage verbinden. Erzählungen für die Daheimgebliebenen verbinden.
Anders als bei einem kurzen Urlaub im Strandhotel, könnt Ihr auf einer Langzeitreise gleich mehrere tolle Erlebnisse für Eure Erinnerungen sammeln und so Eure Beziehungsqualität nachhaltig positiv beeinflussen.
Oder was gibt es schöneres als gemeinsam Dinge zu schaffen (zum Beispiel einen Gipfel erklimmen) und danach davon zu berichten? Selbstverständlich mit glitzernden Augen bei Euch beiden 😉
Gemeinsam reisen heißt Träume teilen
Auf einer Reise durch die Welt habt Ihr hoffentlich viel Zeit für Euch. Für Euch und Eure Träume. Zeit und Ruhe, die zu Hause oft fehlen, um dem Partner seine Wünsche und Träume mitzuteilen.
Wenn Ihr den Sonnenuntergang in der Karibik oder eine lange Wanderung durch den Regenwald erlebt, ist der ideale Zeitpunkt gekommen, um über die Zukunft zu fantasieren, Gedanken auszutauschen und Pläne zu schmieden.
Ist dies nicht das, was eine Beziehung ausmacht? Ihr wollt gemeinsam und nicht mit irgendwem anderes in die Zukunft gehen.
Aber es geht nicht nur um die Zukunft! Gemeinsam reisen heißt auch Träume zusammen zu verwirklichen. Ein bestimmtes Reiseziel, das er sich schon gewünscht hat. Oder eine ganz außergewöhnliche Aktivität, die sie schon lange machen wollte.
Und es ist auch das, was eine tolle Beziehung ausmacht: Gemeinsame Erlebnisse, die vielleicht auch mal einen der Partner etwas glücklicher machen als den anderen. Genieße es, das Glück in den Augen Deines Partners zu sehen und strahlt um die Wette!
Unsere gemeinsame Reise ans andere Ende der Welt
Vor einem Monat sind wir von unserer 5-wöchigen Traumreise durch Australien und Neuseeland wiedergekommen.
Von Träumen, die uns näher zusammenbrachten…
Schon lange vor unserer Hochzeit stand fest, dass wir unsere Flitterwochen an diesem Ende der Welt verbringen würden. Eine Reise, die mir sicherlich etwas wichtiger war als Mike.
Dennoch war er sofort an Bord und wir haben durch die gemeinsame Reise viele Träume erfüllt: Meinen nach Australien zu reisen, seinen das Olympia-Schwimmbad von Sydney zu sehen. Meinen an den einen oder anderen Ort in Neuseeland zurückzukehren, seinen meine Erzählungen live und in Farbe zu sehen.
…Schweigsamkeit trotz ersehnter Zweisamkeit…
Zu Beginn unserer Fahrt mit dem Camper durch Australien sprachen wir kaum miteinander. Es war eine angenehme Stille. Jeder von uns hat in den vergangenen Monaten viel Stress gehabt, viele Erfolge gefeiert, viel gearbeitet und kurz vorher waren wir auch noch beide krank.
Kurz war ich verunsichert, ob es denn okay sei, dass wir stundenlangen schweigend nebeneinander saßen. Hatten wir doch endlich die Zeit für uns, die wir die ganzen Monate vermisst haben.
Zum Glück hat Mike mir vermittelt, dass es ihn gar nicht stört – im Gegenteil: Auch er benötigte die erste Woche zum runterkommen, ankommen und fokussieren auf sich und die Natur um uns herum.
…und dem Wunsch nach Einsamkeit…
Wir waren wahrscheinlich noch nie so lange Zeit so intensiv miteinander zusammen. Schnell hatten wir einen neuen Rhythmus in unserem Camper-Leben und später in unseren AirBnB-Unterkünften.
Gestritten haben wir uns in 5 Wochen nicht. Am Ende freuten wir uns beide, zu Hause einen Tag auf dem Sofa mit unseren Lieblingsserien (welches nicht dieselben sind ;-)) und ganz ohne den anderen zu verbringen.
Zwar hätte die Reise ruhig noch länger gehen können. Dabei waren wir uns einig, dass für eine längere Reise ein anderes Set-Up nötig wäre. Eben eines, das auch ermöglicht die Tür zu schließen und für sich zu sein.
…bis zu unserem ganz persönlichen Liebes-Boost.
In den 5 Wochen sammelten wir in Australien und in Neuseeland wunderbare Erlebnisse. Wir wanderten die Strecke von Frankfurt nach Köln. Wir entdeckten phänomenale Orte. Und wir schmiedeten Pläne für die Zukunft.
Wie es sich für Flitterwochen gehört sind wir als glückliches Paar ans andere Ende der Welt gereist. Dennoch hat uns die Reise etwas näher zusammengebracht, wir konnten nach fast 8 gemeinsamen Jahren tolle neue Dinge an unserem Partner entdecken und für uns beide steht fest, dass wir auch in Zukunft ganz viele Träume – ob individuelle oder gemeinsame – in die Tat umsetzen werden.
Denn sind wir beide glücklich, glücklich mit unserer Gesamtsituation und mit uns selbst, werden wir es auch in unserer Beziehung bleiben.
Wart Ihr schon einmal lange mit Eurem Partner unterwegs und welche neuen Seiten habt Ihr dabei aneinander entdeckt?
Ich finde, man kann gar nicht zu viel zusammen sein. An dem Tag, an dem wir uns die Trauringe gegenseitig angelegt haben, haben wir uns die Ewigkeit geschworen und die soll auch gemeinsam verbracht werden.