Bildung – Warum investieren? Was investieren? Gemeinsam investieren?

Heute sind wir bereits beim vorletzten Teil unserer Serie über Investitionsmöglichkeiten für Paare angelangt – diesmal wird es um das Thema „Bildung“ gehen. Und genau – das schreibe ich – obwohl Mike da eigentlich der Experte ist. Aber irgendwie dachten wir, sei es ganz spannend die Brillen zu tauschen – er schrieb letzte Woche absolut wunderbar über mein Metier das Reisen und nun darf ich mich an seinem Expertengebiet versuchen.

Fallstudie: Warum Ihr als Paar in Reisen investieren solltet

Hello,

es geht weiter mit unserer Artikelserie „Acht Investitionsmöglichkeiten für Paare„. Heute zu dem spannenden Thema „Reisen“. Da Marielle passenderweise gerade auf den Kanaren von Insel zu Insel schippert, setze ich mir jetzt die Kopfhörer auf und verfasse den Artikel (eigentlich ist das Marielles Spezialgebiet).

Lange habe ich überlegt, wie ich die Vorzüge und die Rendite von Reisen möglichst plastisch darstellen kann. Schlussendlich bin ich zu dem Ergebnis gekommen, dass ich von unserer ersten gemeinsamen Reise schreiben werde.

Diese fand im Sommer 2012 statt und das Reiseziel lautete Kenia.

Gelegenheiten annehmen!

Damals – in 2011 – studierte Marielle dual BWL mit Fachrichtung Tourismus. Warum sollte mittlerweile klar sein: Sie liebt das Reisen: Neuseeland, Costa Rica, Istanbul, Kenia, Portugal, Thailand und so weiter.

Warum erwähne ich jetzt das Studium? Ganz einfach: Es gab einen sehr ordentlichen Rabatt auf Reisen, die über den Veranstalter gebucht wurden, bei dem Marielle gearbeitet hat. Dies wollten wir natürlich nicht ungenutzt lassen und überlegten welche teuren Reisen wir gerne unternehmen möchten.

Wäre da nicht das liebe Geld

Mittlerweile war es 2012 und ich war als Trainer selbstständig. Leider hatte ich mich zu der Zeit noch nicht mit Finanzen auseinandergesetzt, so dass die Abwägung sehr schwierig war. Denn,

(1) ich hatte so gut wie keine Rücklagen gebildet (eventuell 2000 Euro).

(2) das was ich an Rücklagen hatte, war eigentlich für das Abzahlen meines Autos und dessen Reparaturen nötig.

(3) die Reise nach Kenia sollte irgendetwas zwischen 1000 und 1300 Euro kosten. Also mindestens 50 Prozent des Geldes, was mir überhaupt noch zur Verfügung stand.

(4) mein Einkommen schwankte sehr stark und in den Sommermonaten war als Schwimmtrainer wenig bis gar nichts zu verdienen.

(5) während der Reise würde ich nicht arbeiten und dabei kein weiteres Geld verdienen. Das hätte bei zwei Wochen Urlaub etwa weitere 400 bis 600 Euro ausgemacht.

(6) ich habe den Sinn nicht gesehen so viel Geld auszugeben, nur um ein paar Tiere zu sehen, die es auch hier im Zoo gibt.

(7) noch weniger wollte ich die Woche all-inclusive im Anschluss im Hotel verbringen.

Boah, das war eine verdammt harte Nuss, die Marielle an dieser Stelle zu knacken hatte.

Lieber über Getanes ärgern

Wie Du bereits weißt, sind wir am Ende nach Kenia geflogen, haben eine Safari mitgemacht und waren danach noch sieben Tage in einem all-inclusive Hotel. Dass es dazu kommen konnte, hatte drei Gründe:

Erstens hat sich Marielle meinen Bedenken angenommen und mir gleichzeitig die Vorzüge dieser Reise schmackhaft gemacht: Große Tiere in freier Wildbahn; so günstig kommen wir dort nie wieder hin; im Hotel könnte ich für meine Klausuren lernen; und so weiter.

Zweitens war ich schon sehr neugierig. Mein Auslandsjahr in den USA war bereits eine so tolle Erfahrung. Also warum nicht eine ganz andere Kultur und einen Teil von Afrika kennenlernen.

Drittens und gleichzeitig am wichtigsten: Ich konnte damals schon nicht den Gedanken ertragen, irgendwann sterben zu müssen und als letztes zu denken: „Ach hätte ich doch damals … dann wäre alles vielleicht anders geworden.“

Gegenüber diesen Gedanken erscheint alles so klein und nichtig. Wenn ich hadere, ob ich was tun soll oder lieber nicht, dann stelle ich mir vor, wie ich auf dem Sterbebett liege und diese Entscheidung treffen müsste. Und zack! Das Hardern ist vorbei. So auch in dieser Situation.

Mit nur noch 700 Euro Restvermögen nach Kenia

Als Paar in Reisen investieren

Da war er also der Kilimandscharo. Ja, der Berg liegt natürlich in Tansania. Aber nach fast neun Stunden Flug, war das das eindeutige Zeichen, dass wir in Afrika waren. Zum ersten Mal!

Bei diesem Anblick wurde mir auch schon ein wenig bewusster, dass die 700 Euro Restvermögen gar nicht so tragisch sein würden, wie ich zu Hause noch angenommen hatte.

Als wir dann in Mombasa gelandet sind, wurden wir mit einem Shuttle zu unserem Safari-Führer gebracht. Ein sehr netter Mann, der – wie sich herausstellen sollte – sehr viel von seinem Job verstand. Er hatte uns immer wieder Tipps gegeben, wie wir mit den Menschen umgehen sollten, wo wir Tiere sehen und sehr viel über Kenia und die Kultur erzählt.

Wir fuhren direkt weiter zu unserem ersten Camp. Mehr war es auch nicht wirklich. Mitten im Nirgendwo nach einer Stunde Fahrt durch Nichts und wieder Nichts kamen wir an ein paar Hütten an. Wobei so gar Nichts stimmte nicht. Direkt auf dieser Fahrt machten wir unsere erste sehr prägsame Erfahrung.

Arm bekommt eine neue Bedeutung

Um aus Mombasa herauszufahren, mussten wir durch ein ärmeres Viertel fahren und wir haben zum ersten Mal gesehen, was es bedeutet Nichts zu haben.

Die Menschen saßen oder lagen vor ihren Hütten in schlammiger Erde und schauten in den Himmel oder auf den Boden. Und das war’s.

Wir bekamen den Hinweis nicht zu starren und uns am besten einfach zu unterhalten. Völlig nachvollziehbar. Da kommen ein paar Menschen aus dem reichen Deutschland und sehen zum ersten Mal, wie man auch leben kann.

Unser erster Gedanke: In Deutschland gibt es vermutlich nicht einen Menschen, der gegen seinen Willen so leben muss.

Was wir da noch nicht wussten: Es geht noch viel schlimmer – dazu später mehr.

Übernachtung im Nirgendwo

Erstes Dorf im Nirgendwo

Das war der Blick auf unseren ersten Halt. Ein netter Mann hatte uns diesen Berg hinaufgeführt, sodass wir unser Camp von oben betrachten konnten.

Auf diesem Berg konnten wir in alle vier Richtungen sehen. Außer diesen paar Hütten war um uns herum kein einziges Haus geschweigedenn ein Dorf in Sichtweite. Und jetzt kam direkt der nächste Schock:

Unser Bergführer wohnte nicht in diesem Dorf. Er wohnte zwischen 10 und 15 Kilometer entfernt und legte zwei Mal am Tag diese Strecke zu Fuß zurück. Er verdiente sein Geld damit ab und an ein paar Touristen auf diesen Berg zu führen und ein wenig über die Landschaft zu erzählen.

Zum Beispiel würden in diesem Gebiet viele Elefanten unterwegs sein, die nachts an das Wasserbecken in der Mitte des Bildes kommen würden, um zu trinken.

Unsere Hütte

Unsere Hütte

Das war unser neues Zuhause. Zumindest für die eine Nacht: Zwei Betten, eine Toilette und eine Dusche, die aber nur durch einen Vorhang von den Betten getrennt waren. Zudem kam aus der Dusche nur zwei Mal am Tag für eine Stunde warmes Wasser.

In der Dämmerung (gegen 18 Uhr wurde es dunkel) kamen in der Tat Elefanten an das Dorf heran. Es dauerte eine ganze Weile bis sie sich sicher waren, dass keine Gefahr bestand. Dann gingen sie zum Wasserbecken und tranken.

Was für eine Aufregung. Erstmals Elefanten in freier Wildbahn zu sehen – ohne Zaun – ohne Sicherung. Wir wussten hier natürlich noch nicht, dass wir im Laufe der Safari hunderte von Elefanten sehen würden und einige wahnsinnige Erlebnisse haben würden.

Dunkellheit und absolute Stille

Zu meiner Physikzeit an der Uni hatte ich unter anderem Astrophysik belegt. Unser Kurs kam dabei in das Vergnügen zum Feldberg (im Taunus) an die Sternenwarte zu fahren und für Frankfurter- / hessische Verhältnisse einen sehr vollen Sternenhimmel zu sehen. Wir konnten damals sogar die Milchstraße und den Andromedanebel erkennen.

Das war kein Vergleich zu der Sternenflut, die bei absoluter Dunkelheit in diesem Dorf sichtbar wurde. Sehr beeindruckend und eine Sache, die nicht auf einem Foto festgehalten werden konnte, sondern nur in unseren Gedanken vorhanden ist.

Ebenfalls auf keinem Foto vorhanden, war die absolute Stille. Es war so still, dass ich mich zu Beginn gefragt habe, ob ich überhaupt noch fähig bin zu hören. Das war beeindruckend, beängstigend, sinnerweiternd und schockierend zu gleich.

Selbst in unserem Bett – an keiner Straße, keine Straßenlampe vor dem Fenster und keinen elektrischen Geräten im Schlafzimmer – ist es nicht so ruhig.

Ich dachte immer, dass dort im Gras Grillen zierpen würden oder andere Tiergeräusche zu hören wären. Aber nichts war der Fall. Es war mucksmäuschenstill.

Nach Tag 1 nach Hause…

Bis hierhin ist der Text bereits 1300 Wörter lang und ich versuche nur das Wichtigste zu verfassen. Dabei ist gerade einmal der erste Tag vergangen. Die Erfahrungen, die ich bis zu diesem Zeitpunkt gemacht habe, waren bereits die 1300 Euro wert.

In nicht einmal 24 Stunden hatte ich gelernt, dass

(1) ich wenn ich scheitere, problemlos wieder neu beginnen kann, denn ich werde nie da sitzen und nur irgendwo hinsehen.

(2) ich in meinem Leben noch nicht erfahren hatte, was Stille überhaupt bedeutet und wie ruhig es aufeinmal in mir selbst wurde.

(3) in völliger Dunkelheit aufeinmal mehr Perspektiven entstehen können, als wenn es immer hell ist (Sterne am Himmel).

(4) ich diese Erfahrung der Hartnäckigkeit von Marielle zu verdanken hatte 🙂

Die 7 wichtigesten Erfahrungen aus drei Tagen Safari und sieben Tagen Hotel

Vermutlich könnte ich über diese Reise 10 000 Wörter schreiben und ich hätte immer noch nicht alles beschrieben, was wir erlebt und gesehen haben. Deswegen stelle ich Dir jetzt die sieben wichtigsten Erfahrungen vor.

(1) Dürre und blühendes Leben liegen manchmal dicht beieinander

Nach unserer Safari sind wir von Mombasa in den Norden Kenias gefahren. In etwa zweistündiger Entfernung lag unser Hotel. Zwei Stunden ist in etwa die Entfernung von Frankfurt und Kassel – circa 200 Kilometer.

Innerhalb dieser Fahrtzeit verwandelte sich die Dürre in ein strahlendes und urwaldähnliches Grün. Der Übergang war fließend, die Pflanzen wurden immer größer, trugen mehr Blüten und spendeten mehr Schatten, bis irgendwann ein regelrechter Urwald links und rechts zu sehen war.

Manchmal lohnt es sich eben, die Perspektive nur ein kleines Stück zu verrücken, um einen völlig neuen Einblick zu erhalten.

(2) Wo Leben existiert, ist der Tod nicht weit

Löwe mit Beute

Auf dieser Reise hatten wir es mit ersten Eindrücken. Bei unserem ersten Besuch eines Nationalparks, lag etwa 500m nach dem Eingang ein toter Büffel mitten auf der Straße. In den Sträuchern versteckten sich etwa acht Löwinnen und ihre Jungen.

Das gehörte wohl dazu.

Nach einiger Zeit entdeckten wir, dass die Löwinnen nicht nur die Mutter, sondern auch ein paar Hundert Meter zuvor das Kalb gerissen hatten.

Auch das gehört dazu.

Zum Leben gehört das Sterben unweigerlich dazu. Heute übertrage ich dies analog auf mein Handeln. Zum Erfolg gehört das Scheitern eben dazu. Es gibt nur einen entscheidenen Vorteil: So lange ich lebe, kann ich nach dem Scheitern immer wieder neu beginnen.

(3) Die Zeichen nicht ignorieren und Abhauen ist eine legitime Strategie

Friedliche Elefanten

An diesem Wasserloch haben wir knappe zwanzig Minuten verbracht. Das Bild ist ohne Zoom aufgenommen, so dass wir eine Entfernung von unter 50 Metern zu den Elefanten hatten.

Wie Du siehst, waren auch kleinere Elefanten und ein Baby-Elefant mit dabei. Die Herde hat uns aber in Ruhe zuschauen lassen und wir konnten den Eindruck in vollen Zügen genießen. Ganz nebenbei sind so tolle Fotos entstanden wie dieses.

Neben der ganzen Friedfertigkeit gab es aber den folgenden Moment:

Signal der Elefanten

Wenn Dich so viele Elefanten anschauen und die Ohren aufstellen, dann weißt Du zwei Sachen: Erstens es ist Zeit für den Rückwärtsgang mit voller Geschwindigkeit. Zweitens die Elefanten hatten Dich die ganze Zeit geduldet, aber zu keinem Zeitpunkt hattest Du irgendetwas zu melden.

Nun kann so ein Elefant ja nicht schreien: „Hau ab, Du nervst uns.“ Also zeigte er es, in dem er die Ohren hochstellte und sich die Herde gemeinsam Richtung Auto drehte. Im Leben ist es häufig genauso.

Bevor etwas wirklich den Bach hinunter geht, total schrecklich wird oder sonstiges Schlimmes passiert, gibt es (eindeutige) Anzeichen für die folgenden Konsequenzen. Der Unterschied zwischen einer erfahrenen und einer unerfahrenen Person ist, dass erstere die Anzeichen bereits kennt und entsprechend reagieren kann. In unserem Fall mit 50 km/h rückwärts fahren.

(4) Das Beeindruckenste war die Stille

Bereits oben habe ich geschrieben, dass in der ersten Nacht absolute Stille herrschte. Und wir prüfen mussten, ob wir nicht taub geworden sind.

Die nächste Erfahrung lässt diese aber bereits wie einen Witz aussehen.

Am Morgen des vierten Tages klingelte der Wecker um fünf Uhr. Eine kleine Extratour war angesagt. denn den Kilimandscharo kann man am besten ganz früh morgens sehen. Nur dann lösen sich die Wolken um den Gipfel und man kann den Berg in seiner vollen Pracht bewundern.

Unser Fahrer hat uns also in Position gebracht: ein riesiger freier Platz mit ein paar Ministräuchern und keinerlei Bäumen.

100 Elefanten

Am Horizont waren entfernt ein paar graue Punkte zu erkennen, die sich wohl in unsere Richtung bewegten. Nach etwa zehn Minuten waren sie nur noch 100 bis 200m entfernt.

Auf uns zu kam eine Herde von etwas über 100 Elefanten, die sich früh morgens auf den Weg zum nächsten Gras oder Wasserloch machten. Die Herde spaltete sich etwa 50 Metern vor uns auf, so dass die eine Hälfte links, die andere rechts vorbei lief. Und das in einem Abstand von etwa 20 Metern.

Das alleine wäre bereits beeindruckend gewesen. Aber es kam noch viel beeindruckender.

Es sei noch kurz erwähnt, dass Baby-Elefanten sich in der Tat am Schwanz der Mutter mit ihrem Rüssel festhalten – sehr süß!

Über 100 Elefanten liefen an uns vorbei und es war…

… so still wie in der ersten Nacht!

Hätten wir die Augen zu gehabt, hätten wir nicht bemerkt, dass 100 Elefanten in einem Abstand von 20 Metern an uns vorbeigelaufen sind.

Und die Erkenntnis?

Aus dieser Situation könnte ich vermutlich dutzende Erkenntnisse rausziehen, aber ich möchte Dir nicht die Fantasie nehmen. Sondern Dir empfehlen, Deine Sachen zu packen, Deinen liebsten Menschen mitzunehmen und so etwas zu erleben.

Mich hat diese Situation nachhaltig verändert und ich habe noch viel mehr Ruhe und Gelassenheit gewonnen. Wenn mehrere Tonnen so still sein können, warum sollte ich das mit meinen 85 kg nicht auch hinbekommen?

(5) Niemals in Gefangenschaft

Zwei Situationen haben mich in diesem Gefühl total bestärkt: Erstens die Lebenslust der Tiere trotz aller Gefahren und zweitens die ersten 36 Stunden im Hotel.

Wir durften aus dem Hotel nicht raus oder besser gesagt, uns wurde nahegelegt das Hotel als Weiße nicht alleine zu verlassen. In der Umgebung gab es nur ein kleines Dorf und die Wege waren mehr Trampelpfade und Urwald.

Im Hotel selbst war aber nichts los, denn unser Anreisetag war der Abreisetag von fast allen Besuchern.

Marielle liebt es zu lesen, zu chillen und das leckere Essen zu genießen und das bis zu einer Woche. Ich liebe es auch, aber nach etwa drei Stunden ist es mir zu langweilig. In den ersten 36 Stunden war niemand da und ich habe mich wie im Gefängnis gefühlt.

Dann kamen glücklicherweise die neuen Gäste und ich konnte Beachvolleyball, Fußball, Tischtennis und vieles mehr spielen und mich endlich bewegen. Damit wurden auch die Tage im Hotel noch sehr schön.

Die Erfahrung hat mir aber auch gezeigt, dass ich sehr freiheitsliebend bin. Ich möchte weder in meinen Verhaltensmustern, noch in meinem Körper, im Hotel oder in meiner Wohnung gefangen sein. Sondern ich will es bestimmen wie ich handel, wohin ich gehe und was ich denke!

(6) Wir sind weiß

Noch nie in meinem Leben hatten wir uns Gedanken über unsere Hautfarbe gemacht. Klar, wir wissen auch, dass es unterschiedliche Hauttypen und -farben gibt. Auch haben wir Freunde und Bekannte in allen möglichen Hautfarbtönen. Aber nie war das Bewusstsein da: „Oh ja, wir sind anders, weil wir weiß sind.“

In diesem Fall sind wir aus dem Flughafen gekommen und durch die Stadt gefahren und dann hat es uns mitten ins Gesicht geschlagen: „Wir sind weiß und zwar so richtig und wir sind anders als alle anderen hier.“

Es war das erste Mal, dass uns unsere Hautfarbe derart bewusst war. Wir fanden es erschreckend wie dieses Gefühl und diese antrainierte Unterscheidung sich so manifestieren kann.

Denn es macht überhaupt keinen Unterschied und wir sind auch kein bisschen anders nur weil unser Melaningehalt so ungefähr nicht vorhanden ist.

Stigmation am eigenen Leib zu erfahren, ist eine unglaubliche Bereicherung für das eigene Gedankenkonstrukt. Wer das herausfinden möchte: Als Frau im Entenkostüm über einen Markt gehen, als Mann in einem pinken Hasenkostüm über den selbigen.

(7) Wir haben in Deutschland keine Armut

Eingangs habe ich bereits erwähnt, dass die Menschen vor ihren Hütten gesessen oder gelegen haben und nichts taten außer zu schauen.

Wir mussten natürlich auch wieder zum Flughafen von Mombasa zurück. Dabei sind wir durch ein noch ärmeres Viertel gefahren.

Hier hatten die Menschen nicht einmal mehr eine Hütte. Wer in diesem Viertel reich war, hatte zwei Wellbleche in den Boden gerammt und so ein wenig Windschutz erhalten.

Die Menschen saßen in einem riesigen Meer von Plastiktüten, im Schlamm, im Kot und Urin und haben ebenfalls nichts gemacht außer vor sich hin zu schauen. Sehr Reiche hatten neben dem Wellblech auch noch einen Stuhl ergattert, so dass sie nicht auf dem Boden sitzen mussten. Und einige hatten sich entschieden lieber zu stehen.

In meinem Leben werden wir diese Bilder nicht mehr vergessen. Die Bilder wirken als riesiger Relevator. Als Relevatoren bezeichne ich Erfahrungen, die alle anderen – als bisher schlimm empfundenen – Erfahrungen sofort nichtig erscheinen lässt – eben relativiert.

Und warum jetzt als Paar in Reisen investieren

kenia

Dir ist bestimmt aufgefallen, dass ich viele der Erfahrungen aus meiner Perspektive geschrieben habe. Das liegt natürlich daran, dass Marielle gerade auf den Kanaren unterwegs ist.

Dennoch wären diese Erfahrungen ohne sie nicht so nachhaltig und einprägsam gewesen. Und noch viel wichtiger: ohne Marielle wäre ich heute noch nicht Kenia gewesen.

Jeden Abend haben wir über unsere Erlebnisse gesprochen und gemeinsam reflektiert. Zwar haben wir die gleiche sachliche Situation erlebt, am Ende war sie aber doch sehr unterschiedlich für uns. Wir haben so viel mehr aus dieser Reise gewinnen können, weil wir uns gemeinsame Gedanken machen konnten.

Selbst heute erzählen wir noch viel und gerne von unseren Erlebnissen in Kenia und berichten oder schreiben über unsere Erfahrungen.

Wir konnten also das Beste mitnehmen: Die Stille und eigenen Gedanken, das gemeinsame Reflektieren, sehr viel Spaß und Albereien und Bilder, die wir beide bis an unser Lebensende im Kopf behalten werden.

War es finanziell zu riskant?

Im Nachhinein ein klares Nein. In der Situation habe ich das natürlich etwas anders gesehen. Am Ende hatte ich etwas mehr als 60 Prozent meines gesamten Kapitals in diese Reise investiert. Schon ein bisschen verrückt oder?

Naja es gehört – wie dieser Blog – zu den Dingen, die wir einfach gemacht haben. Und es war genau richtig. Meine damalige Wohlfühlgrenze von 2000 Euro war innerhalb kürzester Zeit wieder aufgebaut und ich hatte unzählige Erfahrungen sammeln können.

Mein Fazit? Jeder Zeit wieder!

Längeres Fazit

Das war sie – unsere erste Fallstudie. Wenn Dir das Format gefallen hat, dann teile den Beitrag mit Deinen Freunden und Freundinnen. Wenn es Dir nicht gefallen hat, dann gibt uns doch ein kurzes Feedback, dass wir mit dem Blödsinn aufhören sollen und woraus Du einen höheren Mehrwert ziehen würdest 😀

Mir hat es jedenfalls viel Spaß gemacht nochmals so intensiv in die Zeit von damals einzutauchen und ich bin schon sehr gespannt, was Marielle zu dem Artikel sagen wird. Und ich hoffe es ist klar geworden, warum ihr als Paar in Reisen investieren solltet.

In einem Rhythmus von etwa 1,5 bis 2 Jahren fahren wir gemeinsam auf solche Reisen, wo wir einen möglichst hohen Mehrwert für uns und unsere Beziehung rausziehen können. Auf unserer Reiseliste stehen zum Beispiel: Australien, Neuseeland, Schottland, Irland, England, Island, Japan, Thailand.

Über vier Jahre später bin ich der festen Überzeugung, dass diese Reise meine Perspektive auf viele Dinge (Gelegenheiten, Armut, Stille, Macht etc.) nachhaltig verändert hat – auch wenn es mir in dem Moment gar nicht so bewusst war.

Was war Deine oder Eure beste Investition in eine Reise? Und was war die beeindruckenste Erfahrung die Du oder Ihr gesammelt habt?

Ich sage jetzt schonmal Tschüss und hänge Dir noch ein paar Impressionen an

Beste Grüße
Mike

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